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Weniger Straftaten? Seehofer präsentiert neue Kriminalstatistik

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Seehofer stellt Kriminalstatistik vor – die ist jedoch nur wenig aussagekräftig

02.04.2019, 08:0902.04.2019, 08:55
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Weniger Kriminalität in Deutschland. Die aktuelle Kriminalstatistik, die Innenminister Horst Seehofer am Dienstag in Berlin vorstellt, bringt gute Nachrichten mit sich. Allzu aussagekräftig ist sie jedoch nicht – wie in jedem Jahr.

Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hat die Polizei in Deutschland 2018 erneut weniger Delikte erfasst als in den Vorjahren. Diese Tendenz hatte Seehofer bereits im März bekannt gegeben. Nach einem Bericht der "Welt" registrierte die Polizei 5,55 Millionen Straftaten, was gegenüber dem Jahr 2017 eine Abnahme um 3,6 Prozent bedeutet. Die Zahl der Tatverdächtigen sank laut Zeitung um 2,9 Prozent auf 2,05 Millionen.

Das Problem mit der PKS

Diese Zahlen lassen aber keine klaren Rückschlüsse auf die tatsächliche Kriminalitätsbelastung zu, weil unklar ist, wie viele Delikte gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden. Um dieses "Dunkelfeld" auszuleuchten, will Seehofer dieses Jahr auch Ergebnisse einer Untersuchung vorstellen, bei der es darum geht, wie häufig Bürger Opfer von Straftaten werden, wie sicher sie sich fühlen und wie sie die Arbeit von Polizei und Justiz bewerten.

Mehr als die Hälfte (57,7 Prozent) der Straftaten wurde dem Bericht zufolge aufgeklärt.

Diese Aufklärungsquote ist allerdings wenig aussagekräftig, weil nach Angaben des Bundeskriminalamts die 2018 gemeldeten Delikte zu den im gleichen Jahr aufgeklärten Fällen in Bezug gesetzt werden. Diese beiden Gruppen sind allerdings nicht deckungsgleich. Falls in einem Jahr mehr Verbrechen aufgeklärt als gemeldet werden, wären damit theoretisch sogar Aufklärungsquoten von mehr als 100 Prozent denkbar.

Die Entwicklungen im Detail:

  • Ungefähr ein Drittel der gemeldeten Straftaten entfiel laut "Welt" auf Diebstahlsdelikte. So wurden weniger Diebstähle von Kraftfahrzeugen (30.232, minus 9,1 Prozent) und Fahrrädern (292.015, minus 2,7 Prozent) angezeigt.
  • Der gemeldete Taschendiebstahl nahm erheblich ab, um 18,2 Prozent auf 104.196 Fälle.
  • Beim Ladendiebstahl gab es einen Rückgang um 4,1 Prozent auf 339.021 bekannte Fälle.
  • Die Zahl gemeldeter Wohnungseinbrüche sank laut "Welt" auf einen historischen Tiefstand (97.504 Fälle, minus 16,3 Prozent).
  • Leicht stieg hingegen der sogenannte Tankbetrug (Benzindiebstahl) auf 72.424 bekannte Fälle - plus 1,3 Prozent.
  • Deutlich zugenommen hat demgegenüber die den Behörden bekannte Verbreitung pornografischer Schriften, um 13,6 Prozent auf 11.435 Fälle.
  • Erneut wurden auch mehr Rauschgiftdelikte registriert, 350.662 Fälle und damit 6,1 Prozent mehr.

Mehr Widerstandsdelikte wegen neuer Gesetze

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Laut der Statistik ist die Polizei häufiger Ziel von Angriffen. Das hat jedoch auch mit neuen Straftatbeständen zu tun.Bild: www.imago-images.de

Beim Delikt "Widerstand gegen Staatsgewalt", etwa gegen Polizeivollzugsbeamte und Vollstreckungsbeamte, gab es dem Bericht zufolge sogar eine Zunahme um 39,9 Prozent auf 34.168 bekannte Fälle. Allerdings muss man berücksichtigen, dass im Mai 2017 neue Straftatbestände geschaffen wurden und sich die Zahl deshalb mit der Zeit davor nur eingeschränkt vergleichen lässt.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, sagte der "Welt": "Es ist erschreckend, wie sich die Gewalt gegenüber Polizeibeamten Bahn bricht. Statistisch gesehen wurden meine Kolleginnen und Kollegen im vergangenen Jahr etwa 32 Mal pro Tag tätlich angegriffen. Zählt man die Widerstandsdelikte dazu sind es fast 94 täglich."

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Sebastian Fiedler, betonte gegenüber "Welt", dass die Kriminalstatistik die tatsächliche Kriminalitätsbelastung nur eingeschränkt wiedergebe. Stattdessen forderte er "periodische Sicherheitsberichte", die künftig durch ein unabhängiges Expertengremium erarbeitet und alle zwei Jahre vorgestellt werden sollten.

(fh/dpa)

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