Es ist wieder soweit. Der Karneval steht vor der Tür. Das bedeutet auch: Es werden wieder peinliche Büttenreden gehalten. Denn Humor bedeutet auch 2020 in Deutschland leider noch sehr oft: Bashing von Minderheiten, Sexismus – und Rassismus.
Letzterer bildete auch das Grundgerüst einer Karnevalsrede des Narrenbundes in Süplingen (Sachsen-Anhalt). Der Redner benutzte nicht nur mehrfach das N-Wort, sondern ließ sich auch klischeehaft über "Asylanten" aus.
Die "Volksstimme" zitiert ausführlich aus der Rede.
Menschenverachtung pur. Noch dazu schafft er es, in sechs Sätzen dreimal das rassistische N-Wort einzubauen.
Auch sonst ließ der Redner kaum ein rechtes Klischee aus. In einem weiteren "Witz" werden "Asylanten" als gierig und faul dargestellt. Ein solcher wünscht sich von einer Fee Geld und ein Haus – was diese ihm gewährt, nachdem sie im "deutschen Gesetzbuch" nachgeschaut hat.
"Jetzt bist du Deutscher, gehe gefälligst arbeiten, wenn du was willst." Brüller.
Und noch einen Kracher dieses Kalibers hatte der Redner parat. Mit Blick auf den Reichstag meinte er: "Dem deutschen Volke steht da. Nordafrika gehört nicht mehr zu Deutschland. Das haben wir verloren."
Woher der Wind weht, ließ eine andere Bemerkung in seiner Rede erahnen. 87 Prozent der Bundesbürger hätten noch immer keine Ahnung. Da die AfD bei der vergangenen Bundestagswahl 13 Prozent der Stimmen geholt hat und in der Folge immer wieder die Rede von den vernünftigen 87 Prozent war, liegt nahe, dass die Zahl nicht zufällig gewählt wurde. Der Redner hat allerdings gegenüber der Zeitung genau das behauptet.
Während der Rede habe es durchweg Beifall und Gelächter gegeben, heißt es in dem Bericht weiter. Buhrufe seien keine zu hören gewesen. Allerdings konnte die Zeitung auch einige kritische Stimmen einfangen. "Völlig fehl am Platz" sei das gewesen, hieß es da, "unter aller Sau" habe jemand anderes gesagt.
Der Verein selbst hat dagegen offenbar größtenteils keine Probleme mit den Ausführungen. "Solange es keine Anfeindungen gegen irgendwelche Leute gibt, kann ich nichts dagegen sagen", wird der Vizevorsitzende Dirk Hebecker zitiert. Vereinspräsident Uwe Urban erklärte, er habe kein Problem damit, wenn jemand "N***r" sage.
Nur Ute Knels, Mitgründerin des Vereins und selbst langjährige Präsidentin, widerspricht. Sie habe im Vorfeld schon gesagt, für sie sei das widerlich. Gehört habe sie die Rede bei der Generalprobe. Für sie sei klar: "Das hätte man unterbinden müssen."
Die Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt ist offenbar derselben Meinung. Sie fordert strafrechtliche Konsequenzen. Die stellvertretende Vorsitzende der Fraktion, Eva von Angern, erklärt gegenüber dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland": "Dagegen muss hart vorgegangen werden, das ist auch strafrechtlich relevant."
Auch Büttenreden dürften nicht alles: "Das gehört nicht nur nicht in den Karneval. Das gehört nirgendwohin", sagte von Angern.