
Demonstrationszug mit dem Motto 'Berlin Pride 2020' vom Nollendorfplatz über Potsdamer Straße, Wilhelmstraße und Unter den Linden zum Alexanderplatz.Bild: Ben Kriemann/Geisler-Fotopress
Deutschland
Demonstrationen ohne Mindestabstand und Mund-Nasen-Bedeckung sind in Berlin nicht mehr möglich - dennoch zog es am Wochenende Tausende auf die Straße. Die meisten hielten sich an die Regeln.
28.06.2020, 12:0228.06.2020, 14:33
Unter strengen Corona-Auflagen und bei Temperaturen um
die 30 Grad haben sich am Samstag Tausende Menschen den
Demonstrationen der Bewegung "Black Lives Matter" und der CSD-Szene
in der Hauptstadt angeschlossen. Die Polizei war mit 750 Beamten im
Einsatz, wie ein Sprecher auf Twitter mitteilte - es verlief alles
friedlich.
Unter dem Motto "Pride Berlin: Save our Community, Save our Pride"
startete am Samstagmittag in Schöneberg ein Protestzug gegen die
Diskriminerung von Lesben, Schwulen und Transsexuellen - trotz Absage
des großen Christopher Street Days in Berlin. "Es waren
schätzungsweise 3500 Menschen in der Spitze", sagte eine
Polizeisprecherin. Sie zogen mit Plakaten, Regenbogenfahnen und Musik
vom Nollendorfplatz über den Potsdamer Platz zum Alexanderplatz.
Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wurde eingehalten
Dort wurde die Veranstaltung am Nachmittag beendet, "ohne größere
Vorfälle", wie die Polizeisprecherin sagte. Die Corona-Regeln wie
Abstand zueinander und das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung seien
weitestgehend eingehalten worden. Es herrschte ausgelassene Stimmung,
manche Teilnehmer tanzten zu Elektro- oder Diskomusik.
"Es ist uns wichtig, für Menschen zu demonstrieren, die weltweit verfolgt und diskriminiert werden und Gewalt erleiden."
Teilnehmer
Er trug ein Plakat mit der Aufschrift "We want Liberation
& Equality & Justice" (Wir wollen Befreiung, Gleichheit und
Gerechtigkeit). In Deutschland habe es in den vergangenen Jahren
große Fortschritte im Umgang mit Lesben und Schwulen gegeben im
Gegensatz etwa zu Polen oder Russland, wo es Nachholbedarf gebe.
Andere Teilnehmer zeigten Plakate mit Slogans wie "No freedom until
we are all equal" (Keine Freiheit, bis wir alle gleich sind) oder
auch "Black Trans Lives Matter" als Unterstützung für die
Anti-Rassismus-Bewegung "Black Lives Matter", die sich zeitgleich im
Tiergarten traf. Auch dort waren einzelne Plakate zu sehen, die sich
im Gegenzug auf den Pride bezogen.
Demonstration gegen Rassismus

Auf der Straße des 17. Juni wurde ebenfalls demonstriert. Bild: Ben Kriemann/Geisler-Fotopress
Mehr als 1000 Menschen demonstrierten am Samstagmittag auf der Straße
des 17. Juni an der Siegessäule gegen Rassismus. Ein Polizeisprecher
schätzte die Zahl der unter dem Motto "Black Lives Matter"
Versammelten auf etwa 1100. Ursprünglich waren 1500 Teilnehmer
angemeldet.
Auf Transparenten zeigten die Demonstranten Slogans wie
"Polizeigewalt tötet", "I can't breathe", "Rassismus hat auch hier
System" und "White silence is violent". Auf einer Bühne wurde Musik
gespielt. Anfang Juni hatten sich auf dem Alexanderplatz wegen der
Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizisten in den
USA 15 000 Menschen versammelt.
Die Organisatoren baten die Demonstranten im Berliner Tiergarten zu
Beginn, die Regeln zum Schutz gegen Corona zu beachten - also einen
Abstand von eineinhalb Metern voneinander zu halten und einen
Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Dies wurde generell recht diszipliniert
beachtet. Auf der Straße waren Striche für die Mindestabstände
angebracht, Ordner kontrollierten die Einhaltung. "Wir wollen keine
Probleme", sagte ein Sprecher vor Ort.
(lin/dpa)