Die Angriffe von Halle sind wohl aus nächster Nähe dokumentiert worden.
Zu Beginn zeigen die Aufnahmen, wie der mutmaßliche Täter in einem Kampfanzug mit Waffen in einem Auto sitzt.
Der Mann gibt in schlechtem Englisch extrem antisemitische Äußerungen von sich. Wie die "Zeit" berichtet, nennt der Gefilmte den Feminismus als Grund für niedrige Geburtenraten im Westen, welche zu Massenimmigration führten. Der Mann sagt weiterhin, dass "der Jude" der Grund für alle diese Probleme sei. "Ich glaube nicht, dass Holocaust stattgefunden hat", sagt er weiter.
Zu sehen ist ein junger Mann mit kahlem Schädel in Kampfmontur. Er trägt ein weißes Halstuch. Ein solches Halstuch hatte auch der vermummte Täter getragen, der auf Aufnahmen von den Tatorten zu sehen war. Eine offizielle Bestätigung der Behörden dafür, dass es sich bei dem Mann im Video um den Attentäter handelt, gibt es bisher nicht.
Das Video dokumentiert allem Anschein nach den Ablauf der Angriffe in Halle aus Sicht des Attentäters. Eine Version des Videos war auf der Streaming-Plattform Twitch zu sehen, wurde dort allerdings gleich wieder gelöscht.
In den Aufnahmen ist zu sehen, wie der Filmende vergeblich versucht, in die Synagoge an der Humboldtstraße zu gelangen. Die Tür bleibt allerdings verschlossen. Daraufhin schießt der Täter auf der Straße einer Passantin mehrfach in den Rücken, die ihn zuvor angesprochen hatte. Die Frau bleibt leblos neben dem Fahrzeug des Täters liegen. Es ist auch zu sehen, wie der Mann in Kampfmontur auf der Straße auf einen Mann zielt, seine Waffe hat aber wohl Ladehemmung. Das Opfer, vermutlich ein Kurierfahrer, kann unverletzt entkommen. "Pech", sagt die Stimme des Filmenden.
Der mutmaßliche Täter fährt danach mit einem Auto durch die Stadt. Er sagt immer wieder auf Englisch, dass er ein "Loser" (Verlierer) sei. Bei einem Döner-Imbiss in der Ludwig-Wucherer-Straße ("Kiez-Döner") steigt der Mann aus, geht in den Laden und schießt mehrfach auf ein Opfer. Anschließend schießt der Mann – so zeigt es das Video – auf eine Polizeistreife, die sich ihm in den Weg stellt. Der Mann berichtet an seine mutmaßlichen Livestream-Zuschauer, dass er am Hals angeschossen worden sei.
Das Video ist insgesamt knapp 36 Minuten lang. Es hat den Anschein, dass der Täter während der Tat per Livestream mit Personen kommuniziert.
Das Vorgehen ähnelt dem Ablauf des Anschlags von Christchurch in Neuseeland. Bei dem Anschlag auf eine Moschee Mitte März waren 51 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Dem mutmaßlichen Täter droht lebenslange Gefängnishaft. Er hatte den Anschlag mit einer Helmkamera live auf Facebook übertragen.
(hau/dpa)