Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 war am Montag wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet worden.Bild: dpa / Jens Büttner
Deutschland
Angesichts einer möglicherweise drohenden
Energie-Knappheit im Winter arbeiten die Städte an Krisenplänen und
prüfen Maßnahmen zum Einsparen von Gas, die jetzt schon umgesetzt
werden sollen. "Falls Deutschland der Gashahn abgedreht wird, gehören
Privathaushalte zu den besonders geschützten Kunden - bei ihnen würde
also erst als letztes Energie rationiert", sagte die stellvertretende
Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages, Verena Göppert, der
Deutschen Presse-Agentur. Noch besser wäre es, wenn die Gas-Vorräte
reichen und Einschränkungen überhaupt nicht notwendig würden.
Verena Göppert, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages.Bild: picture alliance/dpa / Guido Kirchner
Städte prüfen kurzfristige Einsparmaßnahmen und erarbeiten Krisenpläne
Energie einzusparen sei in der aktuellen Situation eine Aufgabe
der gesamten Gesellschaft. Die Städte prüften daher aktuell viele
kurzfristige Einsparmaßnahmen, sagte Göppert. Sie "lassen etwa
Beleuchtungen aus, verzichten auf warmes Wasser in öffentlichen
Gebäuden, schalten Brunnen ab, temperieren Klimaanlagen und
Badewasser anders".
"(...) Niemand soll im Winter frieren müssen."
Verena Göppert, Deutscher Städtetag
Zusätzlich erarbeiteten die Städte mit ihren Krisenstäben und
den kommunalen Versorgern Krisenpläne für den Fall, dass der Bund die
Notfallstufe Gas ausrufen und Gas rationiert werden sollte, hieß es
vom Städtetag. Hierzu finde auch eine enge Abstimmung mit Bund,
Ländern und der Bundesnetzagentur statt. Göppert betonte: "Klar ist
dabei: Niemand soll im Winter frieren müssen."
Auf die Frage nach möglichen Vorkehrungen für eine
Energie-Mangelsituation beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe (BBK) teilte eine Sprecherin der dpa mit: "In Bezug
auf Gas-Mangel sind die Fachleute im Bereich Kritische
Infrastrukturen sehr wachsam und im ständigen Austausch mit der
Bundesnetzagentur." Ziel sei es dabei, "die Lage genau bewerten zu
können und wenn nötig Ableitungen für den Bevölkerungsschutz zu
ziehen".
Einheitliches Lagebild wird erstellt
Das noch im Aufbau befindliche Gemeinsame Kompetenzzentrum von
Bund und Ländern beim BBK habe seinen ersten Arbeitsschwerpunkt auf
die Erstellung eines einheitlichen Lagebildes gelegt. Auf dessen
Grundlage wären dann Bewertungen und Entscheidungen möglich, sollte
sich die Lage verschärfen.
Die Ostseepipeline Nord Stream 1: Eigentlich kommt hier das Gas an.Bild: dpa / Jens Büttner
Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 war am Montag wegen
Wartungsarbeiten abgeschaltet worden. Die Wartung dauert in der Regel
bis zu zehn Tage. Die große Sorge ist, dass Russland den Gashahn aber
nicht wieder aufdreht. Dann könnte es in der Heizperiode zu einer
Gasmangellage kommen, die Bundesregierung will eine solche unbedingt
verhindern - weil sie schwere Schäden für die Wirtschaft haben könnte
und große soziale Folgen. Deswegen soll die Abhängigkeit von
russischem Gas verhindert werden, zum Beispiel durch den Bau von
Terminals für Flüssigerdgas. Der Gasverbrauch beim Strom soll
verringert werden.
(and/dpa-afxp)