Alle Jahre wieder kommt das Christuskind – nein, kommt die gute, alte Böllerdiskussion auf.
Pünktlich, rund zwei Wochen vor Silvesterabend entflammt die jährliche Debatte darüber, ob Böller und Raketen in Deutschland eigentlich erlaubt sein sollten oder nicht.
"Haustiere sind von den Geräuschen traumatisiert, außerdem gibt es jedes Jahr wieder Verletzte durch (illegale) Böller", sagen die Verbots-Befürworter. "Knaller und Böller sind ein Stück Freiheit", sagen die Verbots-Gegner, "ohnehin könnte die Polizei die Kontrollen personell nur schwer durchführen."
Wie in jeder guten Debatte sammeln sich hier verschiedene Meinungsvertreter, die unterschiedliche Rollen in der Diskussion einnehmen.
watson hat die Böller-Diskussion unter anderem auf Twitter verfolgt und zeigt hier:
Disclaimer: Die ausgewählten Tweets sind ausschließlich beispielhaft gewählt.
Mit ihm beginnt das Debatten-Inferno. Wenn der allgemeine Meinungstrend dahin geht, dass beispielsweise Radfahren gut für die Umwelt oder vegetarisch leben besser für die Gesundheit ist, klammert sich dieser konservative Rebell an sein Recht auf Altbewährtes.
"Ist mir egal", scheint er mit knöchernem Zeigefinger zu schreien. "Das bisschen Freiheit lasse ich mir nicht nehmen!"
Und schon gar nicht bei lautem, teuren, Silvesterfeuerwerk – da hört der Spaß auf. Da braucht es ein klares Bekenntnis und Statement.
Dieser Diskussionstyp streut Salz in eine ganz andere Wunde und stellt die Knaller-Diskussion auf eine gesellschaftliche Ebene.
"Schön und gut da mit euren Böllern", scheint er zu sagen. "Aber was ist eigentlich mit eurem alltäglichen Konsum? Und Tierschutz? Was ist mit den Tieren?"
Der Lifestyle-Kritiker nimmt die vorhandene Diskussion zum Anlass auf andere, schwerwiegende Probleme in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Leider schaut er dabei oft auf alle anderen herab und sein guter Punkt geht verloren. Außerdem: Er hat ja Recht, irgendwo. Aber muss das jetzt sein?
Er ist der Brückenbauer, das Verbindungselement der beiden Pro-Contra-Welten.
Der Weltenwandler zeigt den streitenden Hitzköpfen, dass sie sich ähnlicher sind, als sie denken. Dass es eine Mitte gibt. Einen Kompromiss im Widerspruch. Er ist das Grau im Farbtopf der Schwarz-Weiß-Welt. Der Dalai Lama der D-Böller-Diskussion.
Frisch aus dem Elfenbeinturm strengt dieser Diskussionstyp eine Frage an, die alle nochmal bewegt: "Diesel? Böller? Was kommt als nächstes, Leute? Denkt doch mal nach!"
Während alle anderen noch in der Materie verfangen sind, stellt der Meta-Philosoph die Frage nach dem "Quo Vadis", die für alle anderen noch zu weit entfernt ist.
Diese "Madame Metadiskussion" ist den anderen mit ihrer Glaskugel immer ein Stück (zu weit) voraus. Wenn alles noch viel schlimmer wird, hat sie es ja vorausgesagt, es hat nur wieder niemand auf sie gehört.
Dieser Diskussionsteilnehmer lässt jede noch so hitzige Debatte ersticken, denn er kommt mit dem Totschlagargument schlechthin um die Ecke: Gott.
Der würde alle vorhergehenden Diskussionsteilnehmer nämlich als Knallköpfe beurteilen und sagen: "Macht mit eurer Zeit lieber etwas anderes, zum Beispiel Armut bekämpfen, ihr privilegierten Konsumenten oder Konsumkritiker. (Aber ich liebe euch trotzdem, ist ja klar.)"
Schachmatt. Da kann man nichts mehr sagen. Diskussion ist vorbei. Es gibt jetzt Wichtigeres auf der Welt.
Und nächstes Jahr wird dann glücklicherweise weiter diskutiert. Amen.