Und nun ist also auch "Hart aber Fair" aus der Sommerpause zurück. Als letzter Talker nahm Frank Plasberg am Montagabend in der ARD die Moderationskarten wieder in die Hand.
Wie seine Kollegen wollte auch Plasberg mit Blick auf den Klimagipfel der Bundesregierung am Freitag nach Lösungen aus der drohenden Klimakrise suchen. Das Thema der Sendung: "Woche der Entscheidung – wer zahlt für die Klimarettung?"
Altmaier verteidigte bei Plasberg die CDU-Position, Wirtschaft und Arbeitnehmer vor härteren Abgaben zu schützen. Dieser sanfte Klimakurs stieß der Klimaaktivistin Bremer übel auf: "Es gibt keine Grauzone, wenn es darum geht, unseren Planeten zu retten." Bremer gab bei Plasberg zu Beginn eine düstere Prognose ab: "Wir müssen die Pariser Ziele einhalten. Ich glaube, dass die Ergebnisse des Klimakabinetts am Ende nicht ausreichen werden, um diese Ziele einzuhalten."
Der SPD-Politiker Miersch versprach: "Es wird eine Mischung geben aus Fördern und Fordern." Er wehrte sich gegen die Forderung der "Fridays for Future"-Aktivistin nach einem Subventionsstopp für fossile Energien: "Wir haben hier gesellschaftliche Gruppen, und die Frage ist, wie wir diese Transformation bewerkstelligen können."
Bremer preschte dazwischen: "Wenn es Ihnen um die Gemeinschaft geht, dann sollte es Ihnen auch darum gehen, dass wir im Pariser Ankommen unterschrieben haben, dass wir für Klimagerechtigkeit sind. Klimagerechtigkeit bedeutet, dass nicht alle Entscheidungen zu Lasten meiner Generation und auch zukünftiger getroffen werden."
Altmaier sprang dem SPD-Politiker zur Seite: Es dürfe nicht passieren, "dass wir am Ende dann unsere Fabriken dicht machen, und die dann in China und den USA mit mehr CO2-Ausstoß eröffnet werden."
Ähnlich wie bei Anne Will am Sonntag ging es auch bei Plasberg am Montag in einer wilden Schreierei drunter und drüber.
Schreckt die Politik aus Angst vor Pleiten am Wahlsonntag vor einem entschlosseneren Vorgehen im Kampf gegen die Klimakrise zurück? Als Beispiel für diese These nannte Plasbergs Redaktion einen Vorschlag der Union: Demnach wollen CDU und CSU das Tanken durch eine CO2-Bepreisung teurer machen, diesen Aufpreis den Autofahrern aber über eine Erhöhung der Pendlerpauschale zurückgeben.
Wie wird das klimaschädliche Autofahren auf diesem Weg unattraktiver? Altmaier sprach von kleinen "Verhaltensänderungen", Verbote waren für den CDU-Politiker bei Plasberg keine Option. Die Journalistin Pinzler ärgerte sich: "Wir zäumen das Pferd immer von hinten auf. Wir fangen mit den Entlastungen an, und fragen uns gar nicht: Wie können wir denn die Umwelt schützen?"
Als sich der SPD-Politiker Miersch für den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur aussprach, um die Klimakrise zu verhindern, platzte der "Fridays for Future"-Aktivistin der Kragen: "Stellen Sie sich doch nicht dar als Retter in schwerer Not!" Miersch warnte, dass ein radikaler Klima-Kurs zu "gesellschaftlichen Verwerfungen" führen würde. In dieses Horn stieß auch Altmaier. Der CDU-Politiker Altmaier warnte vor einer "Klimapolizei", die mit Verboten den Bürgern "ein schlechtes Gewissen" machen würde.
Ja, was ist mit den Bürgern? Die werden selbst aktiv: Die Journalistin Pinzler berichtete über die CO2-Einsparungen ihrer Familie im vergangenen Jahr: Ihrer Familie sei es gelungen, von elf Tonnen Kohlendioxid jährlich pro Kopf auf sieben Tonnen zu reduzieren. Die Familie isst seit Beginn des Experiments kein Fleisch mehr, das Auto wurde verkauft. Doch Pinzler hält auch fest: "Das ist immer noch nicht genug."
Das Pariser Klimaabkommen sieht nämlich zwei Tonnen CO2 pro Bewohner vor. Für Pinzler ist klar: "Da braucht man die Politik, die etwas verändert." Altmaier hat immerhin eine Veränderung bereits im Kopf. Ihm geht es um den durchaus klimaproblematischen Verbleib von Bonn als Bundesstadt.
Weil der Hauptstadtumzug von Bonn nach Berlin bis heute nicht vollkommen vollzogen wurde, arbeiten in Bonn nämlich weiterhin Regierungsbeamte. Und die tun das nicht besonders klimafreundlich: Im vergangenen Jahr buchten die Mitarbeiter der Bundesregierung für ihre Reisen zwischen der Bundesstadt Bonn und der Hauptstadt Berlin 109.422 Flüge. Dem gegenüber stehen etwa 26.000 Reisen mit der Bahn.
Altmaier will Bonn die Bundesstadt-Rechte dennoch nicht entziehen, stattdessen schlägt er vor: "Im Umweltministerium in Bonn und in Berlin gibt es eine Videokonferenzwand, die ist so groß ist wie Ihr 'Hart aber Fair'-Display. Und da sitzen Sie in Bonn und Berlin auf zwei Seiten wie in einem Raum, und dadurch sparen Sie Zugfahrten und Flüge."
Die Klimaaktivistin Bremer spottet: "Das machen wir bei 'Fridays for Future'. Das ist fantastisch, ne? Das geht! Spitze, ja..." Solche technologischen Bemühungen des Wirtschaftsministers sind für die Klimaaktivistin eindeutig nur Symbolpolitik.
Wenig später unterbrach Bremer den Wirtschaftsminister erneut, als er die "Fridays for Future"-Bewegung und ihren Kampf für den Klimaschutz loben wollte: "Traurig, das das sein musste. Das war Ihr Job." Altmaier hielt Bremer vor, dass die Vorschläge von "Fridays For Future" nicht "immer praktikabel" seien.
Nach dieser "Hart aber Fair"-Sendung dürfte klar sein: Die Frustration der "Fridays for Future"-Bewegung mit der Regierung dürfte auch der Klimagipfel am Freitag nicht bessern. Die wilden Schreiereien in deutschen Talkshows um die Klimakrise dürften weitergehen. Vielleicht ist es bei diesen Aussichten das Beste, den Fernseher einfach mal auszulassen.
Dieser TV-Verzicht ist schließlich fürs Klima wirklich besser.
(pb)