Wer ist der Günstigste im ganzen Land? Darum streiten sich die beiden Discounter Aldi und Lidl erbittert. Vor zwei Monaten lieferten sich die beiden Konkurrenten einen regelrechten Preiskampf. Doch nun stellt sich heraus: Das hat ihnen eher geschadet als genutzt.
Die Vorgeschichte spielte sich Mitte Juni ab: Nachdem Lidl mit Preissenkungen vorgelegt hatte, zog Aldi nach – und überbot den Konkurrenten ein weiteres Mal.
Während Lidl vorgeprescht war und die ab 1. Juli gültige Mehrwertsteuersenkung bereits Ende Juni durch niedrigere Preise an die Kunden weitergegeben hatte, setzten Aldi Süd und Nord noch einen drauf. Sie senkten die Preise ebenfalls, allerdings, ohne dabei zwischen normalem und reduziertem Mehrwertsteuersatz zu unterscheiden.
Der Gesetzgeber hat die Mehrwertsteuersätze aufgrund der Corona-Krise nämlich unterschiedlich gesenkt: Während der normale um drei Prozent sinkt (16 statt 19 Prozent), fällt der reduzierte nur um zwei Prozent (fünf statt sieben Prozent). Aldi jedoch gewährte auf alle Artikel einen Rabatt von drei Prozent.
Die beiden Discounter kämpften mit allen Mitteln darum, den jeweils anderen beim Preis zu unterbieten und das auch öffentlich kundzutun. Das Ganze gipfelte in großen Werbekampagnen, in denen Aldi und Lidl jeweils behaupteten, sie seien günstiger als der andere. Die vergleichende Werbung rief sogar die Wettbewerbszentrale auf den Plan, schließlich brauchen solche Preis-Behauptungen in Werbeanzeigen eine reale Grundlage, die es nachzuweisen gilt.
Zwei Monate später lässt sich jedoch feststellen: Genutzt hat das ganze Drama beiden nicht. Im Gegenteil – wie der "Consumer Index" der Marktforschungsgesellschaft GfK feststellt, konnten die Supermärkte Edeka und Rewe ihren Vorsprung auf die Discounter nicht nur halten, sondern sogar ausbauen.
Denn während die Supermärkte laut den Marktforschern im Juli beim Umsatz gegenüber Juni nochmal zulegen konnten (15 statt wie im Vormonat 13 Prozent), wuchsen die Discounter nur um sieben Prozent.
Der von Aldi und Lidl entfachte Preiskampf zahlt sich also nicht aus. "Wer nur auf günstig macht, ist für das Gros der Verbraucher zurzeit nicht attraktiv", sagt Robert Kecskes, Director Shopper Insights bei GfK gegenüber der "Lebensmittelzeitung". Die Discounter verkauften sich unter Wert, sie könnten mehr als nur günstig. Discount stehe in Deutschland längst auch für Ökologie, Nachhaltigkeit, Veggie und Soziales. "Aber das schlägt kommunikativ nicht durch." Kein Wunder, wenn man wie Aldi und Lidl vor allem den Billigpreis in den Fokus seiner Kommunikation rückt.
(om)