Die Brände im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Lesbos war die Nachricht des Tages und verdrängt selbst die Diskussion um den Giftanschlag auf den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny auf die unwichtigeren Plätze bei "Maischberger. Die Woche". Der Brand in Moria sei "eine Katastrophe mit Ansage", befindet "taz"-Kolumnistin Bettina Gaus in der ARD.
Wie es zum Brand kommen konnte, ist bisher noch nicht erwiesen. Aber Gaus findet: "Falls das Lager von Geflüchteten angesteckt wurde, könnte ich das verstehen." Die überfüllten Lager in Griechenland seien "seit Monaten eine Schande für die EU, die Zustände waren menschenunwürdig". Die Flüchtlinge dort im Lager zu Parken, da sei in Brüssel "die einfache Karte gezogen worden" findet auch die Politologin Cathryn Cluever-Ashbrook, eine richtige Lösung sei verpasst worden. Und auch Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt" nennt das Lager "ein Produkt des Türkei-EU-Deals" – und es klingt, als meine er damit ein Abfallprodukt.
Neben ihren Kommentatoren hat Sandra Maischberger diesmal gleich zwei spannende Gesprächsrunden eingeladen. Den Anfang macht SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken. Seit 2014 ist sie Bundestagsabgeordnete, im Dezember 2019 wurde sie Parteivorsitzende und hat bis heute mit niedrigen Popularitätswerten zu kämpfen.
Vielleicht auch deshalb der Auftritt bei Maischberger, wo sie zwischendurch ungewohnt menschelt. So erzählt sie, dass sie früher "wirklich viel demonstriert" aber keine Steine geschmissen habe. Und dass sie sich mit 18 Jahren als Straßenmusikerin versuchte. Allerdings nicht, um Geld zu verdienen, sondern "um mit Leuten in Kontakt zu kommen" und ihre Schüchternheit zu überwinden. Gespielt hat sie übrigens Songs von Crosby, Stills, Nash und Young.
Wie es denn sei, wenn man für "grimmig, skurril, provinziell, unerfahren" gehalten werde, fragt Maischberger ungewohnt provokant. "Ich schlafe gut", antwortet Esken. Ob es ihrer Familie damit auch gut gehe, hakt Maischberger nach. Antwort: "Mit jedem Tag mehr." Aber dann gibt die Politikerin zu, dass sie von Anfang an unter Beobachtung gestanden habe. "Das hat den Druck erhöht aber auch wachgehalten", sagt sie.
Bisher erregte Esken vor allem durch provokante Tweets Aufmerksamkeit. So warf sie der Polizei Rassismus vor und nannte Demonstrationsteilnehmer "Covidioten". Bereuen tut sie die Tweets nicht.
Bei ihrem Urteil über ihren Parteigenossen Olaf Scholz hatte sie ihre Worte aber offenbar weniger mit Bedacht gewählt. In einem Interview bescheinigte sie ihm "kein standhafter Sozialdemokrat" zu sein. "Ich habe mir so etwas entlocken lassen. Ich habe mich direkt danach entschuldigt", gibt sie sich reumütig. Mehr Probleme hat sie mit Ex-Kanzler Gerhard Schröder und seiner umstrittenen Tätigkeit im russischen Konzern Gazprom: "Ich kann ihm nicht verbieten, jeder muss selbst beurteilen, ob er noch im Spiegel anschauen kann."
Mehr anfangen kann sie offenbar mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Mit ihm schreibt sie manchmal SMS, wenn es langweilig wird in Sitzungen.
Als letzte sind die Lungenärztin Jördis Frommhold und die Juristin und FDP-Politikerin Karoline Preisler eingeladen. Preisler hatte ihre Covid-19-Erkrankung früh öffentlich gemacht, um aufzuklären. Sie war per Videoschalte bereits in einigen Talkshows zugeschaltet. Mittlerweile ist sie grundsätzlich wieder gesund, aber sie hat noch mit Spätfolgen zu kämpfen. "Ich war voller Zuversicht", sagt Preisler.
Doch schon bald merkte sie, dass sie noch immer viel langsamer ist als zuvor. Und acht Wochen nach der Krankheit sind ihr die Haare ausgefallen. "Wie die Nadeln eines Weihnachtsbaums. Ich bin morgens aufgewacht und mein Kopfkissen war voller Strähnen", erinnert sich die Frau an das unschöne Erlebnis.
Der Grund: Ihr Körper hatte offenbar Autoantikörper ausgebildet, die dann zum Haarausfall führten. Mittlerweile trägt sie wieder eine Kurzhaarfrisur. "Ich bin sehr froh, dass sie wieder da sind." Ein weiterer erschreckender Nebeneffekt: Ihr Sprachzentrum funktioniere nicht mehr richtig. Einen ganzen Tag lang wollte sie "Verfassungsbeschwerde" sagen und sagte stattdessen "Brandenburg". "Das hat mich sehr geängstigt." Genau wie das Gefühl, dass sie nicht mehr "beiläufig atmen" könne, das Luftholen sei "ein bewusstes Procedere".
Karoline Preisler ist kein Einzelfall, sagt Jördis Frommhold. Sie ist Chefärztin einer Lungenklinik und hat betreut derzeit rund 100 Covid-19-Patieten. Viele davon seien "im besten Alter ohne Vorerkrankungen". Und trotzdem litten nahezu alle Koordinationsschwierigkeiten, Taubheitsgefühle und auch Wortfindungsstörungen und sogar Gedächtnisverlusten.