Acht Wochen hatte Frank Plasberg Sendepause, nachdem er zuvor während der Corona-Krise oft Sondersendungen mit fast doppelter Länge hatte. Er verabschiedete sich mit den leicht ungläubigen Worten "Das war die letzte Sendung – vor der Sommerpause – so wie es im Moment aussieht."
Doch es blieb dabei. "Niemand hat wirklich geglaubt, dass Corona weg ist, nur weil einige von uns mal Urlaub vom Virus gemacht haben", sagt der Moderator zur Einleitung. Die Pause hat ihm nach den Anstrengungen privat gutgetan. Er ist sonnengebräunt, trägt seinen angegrauten 5-Tage-Bart, wirkt insgesamt lässig entspannt. In einem Nebensatz lässt der Moderator während der Diskussion fallen, dass er Probleme mit dem Home-Schooling aus seinem eigenen Privatleben kennt.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher nimmt er aber aus der Schusslinie als ihn die Mutter Nele Flüchter in Generalhaftung für die verschleppten Corona-Maßnahmen in den Schulen vereinnahmen will. "Herr Tschentscher ist der einzige Politiker in der Runde…" aber man solle ihn nicht für alles haftbar machen. Plasbergs Gäste dürfen aber leider auch ungewohnt lang reden – auch wenn sie immer wieder um denselben Punkt kreisen und nichts Neues mehr zur Diskussion beitragen. Da scheint Plasberg ein bisschen zu entspannt und muss erst noch seinen Biss wiederfinden nach zwei Monaten Auszeit.
Es diskutieren:
Gleich zu Beginn bemängelt die Wissenschaftsredakteurin Christina Berndt von der Süddeutschen Zeitung die schlecht organisierte Auswertung der Corona-Tests in Bayern, die zuletzt Wellen geschlagen hatte. Es komme nicht nur darauf an, genug Test-Kits zu haben. "Man muss sie auch ordentlich auswerten".
900 positiv getestete Rückkehrer wurden erst verspätet informiert, 46 werden es wohl gar nicht mehr erfahren, weil die Daten nicht maschinell erfasst werden konnten. Ein unglaublicher Patzer und Imageverlust für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der sich zuvor in der Corona-Krise als tatkräftiger Macher gezeigt hatte.
"Wenn man eine scharfe Ansage macht, muss man sie auch umsetzen", watscht Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Söder und seine Gesundheitsministerin Melanie Huml ab, nachdem ihn Plasberg zu einem Statement gedrängt hatte.
Wirklich wichtig ist Tschentscher eigentlich etwas anderes: "Wild drauflos testen bringt nichts." Dafür gebe es auch nicht genug nötige Reagenzien, sagt der Politiker, der ebenfalls studierter Molekularbiologe und Arzt ist. Außerdem sei ein Test direkt nach der Heimkehr "fachlich keine gute Strategie". Erst vier Tage nach der letzten Ansteckungsmöglichkeit – zum Beispiel auch auf der Rückreise – würden die Tests ein verlässliches Ergebnis zeigen.
Michael Hüther war in Südtirol wandern in seinem Urlaub. Und der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft stellt klar: Es kommt bei der Gefährdung gar nicht so sehr auf Urlaub oder den genauen Urlaubsort an. "Es ist das Verhalten." Wer sich vorsichtig verhält und Hygieneregeln beherrscht sei im Urlaub in der Regel genauso sicher wie zu Hause.
Auf Twitter wurde Nele Flüchter, Gründungsmitglied der Initiative "Familien in der Krise", vor der Sendung in Nähe von Corona-Leugnern gerückt, aber innerhalb der Sendung war davon nichts zu spüren. Sie vertritt vor allem ihren Punkt: Kritik an der Situation der Schüler. Sie habe kein Verständnis dafür, dass die Schulen weitgehend unvorbereitet aus der monatelangen Pause zurückkehren.
In ihrem Bundesland Nordrhein-Westfalen müssen die Kinder und Jugendlichen auch im Unterricht eine Maske tragen. "Die Schüler müssen herhalten, wenn die Zahlen hochsteigen. Für dringende Sanierungen an den Schulen ist kein Geld da, aber für Tests" – an einigen Schulen ließen sich nicht einmal die Fenster öffnen, wo doch das Lüften eine der empfohlenen Maßnahmen im Kampf gegen Corona ist. Michael Hüther pflichtet ihr bei: "Die Schulen sind im selben Ausstattungszustand wie vor fünf Monaten" und für ihn ist das ein selbst gemachtes Versäumnis – auch was digitalen Unterricht angeht. "WLAN, Breitband – das kann man in fünf Monaten bewerkstelligen, das ist keine große Kunst."
Auch der Kabarettist Florian Schroeder findet den Zustand der Schulen skandalös:
Aber eigentlich ist Schröder wegen einer anderen Sache bei Plasberg. Er wurde irrtümlicherweise von den Organisatoren der Querdenker-Demo als Redner eingeladen, weil sie seine Ironie nicht erkannt haben. Schröder hat die Chance wahrgenommen und vor den Leuten gesprochen. Er erklärte von der Bühne herab, dass es keine Diktatur gebe, auch keine Corona-Diktatur, weil sich die Demonstranten gar nicht versammeln dürften.
Er erntete Buh-Rufe aber auch Beifall und gemischte Reaktionen. Die Organisatoren hätten ihn auch danach freundlich behandelt, aber ihre Blicke seien eine Mischung aus "Frustration" und "Enttäuschung" gewesen.
Ähnlich ergeht es dem Zuschauer bei Plasbergs plätschernder Talkrunde. Das eigentliche Thema, die Urlaubs-Heimkehrer, ist nur ein nebenbei andiskutierter Punkt unter vielen. Und der Moderator selbst wirkt auch noch etwas zu relaxt. Und das liegt nicht nur am 5-Tage-Bart.