Vor dem live eingespielten Hintergrund der imposanten Kathedrale von Palma de Mallorca sitzt der Schauspieler Uwe Ochsenknecht in seiner Wahlheimat auf der Mittelmeerinsel und sagt: "Ich bin mit Verzicht aufgewachsen. Wir sitzen doch alle im selben Boot, können wir nicht alle mal zusammen ein bisschen Verzicht üben, das fühlt sich doch vielleicht ganz gut an." Er findet, dass die "Meckerei nicht überhandnehmen soll. "Sein Ratschlag in Zeiten von Corona, wenn die Sommerferien vor der Tür stehen:
In dieser Woche diskutiert Frank Plasberg mit seinen Gästen bei "Hart aber fair" über den Urlaub in Corona-Zeiten. Zugegeben, es ist sicherlich ein First World Problem. Aber die Äußerungen von Uwe Ochsenknecht im luftigen Sommerhemd klingen dann doch etwas sehr entrückt. So sehr, dass Moderator Frank Plasberg einen imaginären Zuschauer vorschiebt, der Ochenknecht ja fragen könnte, ob es da nicht härtere Schicksale gebe als jenes des Schauspielers, der auf der Urlaubsinsel sitze. "Es gibt härtere Schicksale, für die ich aber nicht verantwortlich gemacht werden kann", gibt sich der Schauspieler trotzig.
Er betreibt die Musik-Bar "Sa Cova" in Santanyí auf Mallorca. Und er habe schließlich auch seine Kinder in Deutschland nicht besuchen können. Die Auszeit vom Tourismus auf der Insel scheint ihm zu gefallen, obwohl er in seiner Bar – im Moment geschlossen und die Mitarbeiter auf Kurzarbeit – auf Touristen angewiesen ist. "Ich war sowieso nie ein Fan von Stränden, wo sie Popo an Popo liegen." Es gebe jetzt wieder Delphine im Hafen. "Es ist wieder weißer Sandstrand hier, man fragt sich: wo kommt der her? Die Natur regeneriert sich selbst."
Der Virologe Alexander Kekule hält offenbar persönlich wenig von Ochsenknechts Reise-Ratschlag. Er möchte noch in diesem Jahr nach Ägypten fahren zum Windsurfen. "Ich halte das für sicher, auf dem Wasser erwischen mich die Viren nicht", sagt der Virologe. "Aber erstmal hinkommen", wirft Moderator Plasberg ein. Flugzeuge seien aber sicher, solang die Klimaanlage läuft. Die funktionieren wie in einem Operationssaal. Und wenn er es zu entscheiden hätte, würde der Mittelsitz im Flugzeug frei bleiben und alle Passagiere trügen Masken. Insgesamt pendelt Kekulé mit seinen Einschätzungen zwischen Entspannung und Vorsicht. Ziemlich überraschend.
Fieber messen am Flughafen findet er nur zu den Hochzeiten einer Pandemie sinnvoll, da man so einige rausfiltere, aber nicht jeder Corona-Kranke Fieber habe. Am gefährlichsten sei es laut Kekulé an Orten mit stehender Luft. Schmierinfektionen würden nur rund 10 Prozent aller Übertragungen ausmachen. "Desinfektionsspender an Stränden würde ich lassen", sagt er.
Wovon er allerdings auch abrät: Kinder zusammenbringen, etwa in Ferienclubs, Disco oder Sauna und "ein Buffett, wo Menschen sich ganz eng drängeln".
Andererseits sagt er auch: "Ein neues Ischgl das geht leider ganz schnell – ein Infizierter kann 50 Leute infizieren und dann geht die Kette wieder los." Sein Rat: "Testen, testen, testen." Bevor man eine Kita aufmacht, könnte man die Kinder alle einmal testen." Auch das Hotelpersonal könnte man einmal in der Woche testen. Es gebe schon Schnelltests, die nur 30 Minuten brauchen. Frank Plasberg will wissen, wann denn wieder "normaler" Urlaub möglich sei.
Auch Thomas Bareiß, CDU, Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus, ist sich sicher: "Der Urlaub wird anders sein als sonst, das ist klar", sonst sagt er wenig mit Substanz. "Wir müssen helfen", sagt er und meint die Reisebranche. Wie genau das aussehen soll, kann er noch nicht sagen. "Es gibt ein umfassendes Paket, das wir derzeit erarbeiten."
Rolf Seelige-Steinhoff betreibt 16 Hotels, Residenzen und Villen auf Usedom und ein Hotel auf Mallorca und hat bereits ganz konkrete Maßnahmen ergreifen müssen. In seinen Häusern wurde alles umgestellt: Die Gäste haben immer dieselbe Servicekraft, um Kontakte zu minimieren, Masken müssen getragen werden, wenn man sich im Hotel bewegt, nur die Hälfte der Tische im Restaurant ist besetzt. Und ein persönliches Klein-Büffet wird direkt am Tisch serviert. Der Unternehmer wirkt zuversichtlich. "Wir sind alle in einer Anfangsphase, wir müssen Erfahrungen sammeln." Die Bestimmungen würden sie ja wöchentlich ändern. Irgendwie klingt er so, als habe er die Hoffnung, dass es bald sehr viel lockerer zugehen würde.
Diese Hoffnung hat Reiseverkehrskauffrau Meike Mouchtouris aufgegeben. Zurzeit verbringt sie 99 Prozent ihrer Arbeit mit Stornierungen und der Arbeit drum herum. "Wir stornieren, stornieren, stornieren. Man reißt uns den Boden weg." Die Rückzahlungen und auch die Prämien müssten sie zurückzahlen. "Der Schneeball ist mittlerweile zu einer Lawine geworden", sagt sie. Sie selbst habe "500 oder 1000 Prozent" Angst um ihren Arbeitsplatz. Denn nur wenige Leuten würden derzeit buchen. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen, sieht es genauso. "Die Verbraucher sind berechtigterweise verunsichert." Sie selbst allerdings hat Dänemark für September gebucht. "Ich hoffe weiterhin", sagt sie.