Wie steht's es um die deutsche Gastronomie? Wenn man TV-Koch Christian Rach glaubt, nicht gut. Keine geregelten Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung und arbeiten möchte in der Gastronomie eigentlich auch keiner mehr.
Am Dienstagabend war Rach bei Markus Lanz zu Gast, sprach über seine Branche – und kam dabei so richtig in Fahrt.
Rach beklagte, dass die Deutschen geizig seien und viel zu wenig für Lebensmittel ausgeben würden. Er bescheinigte den Deutschen dementsprechend eine "SPARERities":
Zur Verdeutlichung, wie wenig Deutsche auf die Qualität der Lebensmittel achten, brachte Rach eine Anekdote, die er selbst erlebt haben will, zum Besten: Ein spanischer Bauer hatte drei Tomatenkisten. Die mit den besten Tomaten behielt er bei sich in Spanien, die zweitbeste schickte er in irgendein anderes europäisches Land – und die schlechteste nach Deutschland.
Doch auch Köche wären nicht ganz unschuldig, echauffiert sich der Ex-Sternekoch weiter. "Die Gastronomen haben eine unglaubliche Preisangst." Folglich würden die Preise nicht zu hoch angesetzt. Damit bleibe vieles auf der Strecke, die Gehälter der Köche zum Beispiel. "Die Restaurants arbeiten alle defizitär", so Rach.
Sein Fazit: Mit der Branche wurde in der Vergangenheit "Schindluder" getrieben. Auch weil Köche wie er 80 bis 90 Stunden in der Woche gearbeitet haben, erzählt Rach. "Das war normal."
Das ist Markus Lanz alles zu abstrakt. "Was müsste ein Wiener Schnitzel in einer Stadt wie Hamburg kosten, damit es sich für das Restaurant lohnt?", fragt Lanz. "Wenn man das durchkalkuliert...", überlegt Rach und antwortet:
Aber warum? Rach zählt die Kosten auf:
Seine Lösung: Eine Beispielrechnung soll IN die Speisekarte gelegt werden, damit jeder sehen kann, was ein Wiener Schnitzel kostet. Gerettet wäre das Restaurant selbst bei diesen Preisen von 30 Euro jedoch nicht. "Es ist ein Nullsummenspiel", erklärt Rach.
Doch er präsentiert gleich die nächste Lösung: Die Sozialabgaben der Auszubildenden-Gehälter sollen wegfallen. Der ehemalige Restaurant-Tester wird nun auch Politikberater – und will gleich noch ein neues Fach einführen: Leben. Mit den Themen Ernährung, Handwerk und Steuer. Damit in der Schule Themen behandelt werden, die uns Menschen im Alltag betreffen, so Rachs Vorschlag. Und auf diese Weise würden die jungen Leute wieder ans Handwerk rangeführt werden.
Rach fährt in seinem Forderungs-Modus fort und hat gleich die nächste Lösung parat: eine Vier-Tage-Woche in der Gastronomie. So würde die Attraktivität des Berufs wieder gesteigert. Wäre da nicht die Kreuzfahrt-Branche, die Unmengen an Personal in der Gastronomie an sich binde, die wiederum am Ende den Restaurants fehlen: "Sie (die Kreuzfahrt) ist wie ein Staubsauger, der alles wegsaugt, was drei Teller tragen kann", erklärt Rach sauertöpfisch.
Wir halten fest: 30-Euro-Schnitzel, Vier-Tage-Woche und das Schulfach Leben. Ob Rachs Forderungen die Krise in der Gastronomie beenden würden?
(lin)