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"Maischberger. Die Woche": Lauterbach über unsinnige Corona-Regel

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. bild: screenshot ard
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Lauterbach kritisiert Corona-Regel bei "Maischberger" – und äußert Trump-Vermutung

08.10.2020, 06:3708.10.2020, 12:12
Dirk Krampitz
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Trump war krank. Im Rekordtempo will er von Covid-19 genesen sein und die Präsidentschaftswahl im November gewinnen. Ist er wirklich schon wieder gesund? Und was bedeuten die steigenden Corona-Zahlen in Deutschland? Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte und genauso engagierter wie einige Leute nervender Corona-Mahner, überrascht mit einer Ansicht. Ach, und Grünen-Chef Robert Habeck hatte auch gerade Zeit und schaute bei "Maischberger. Die Woche" zum Gespräch vorbei. Ob er Kanzlerkandidat werden will? Zumindest zugeben will er es nicht.

Sandra Maischberger im Gespräch mit John Bolton, Trumps ehemaligem Sicherheitsberater.
Sandra Maischberger im Gespräch mit John Bolton, Trumps ehemaligem Sicherheitsberater.bild: screenshot ard

Einer, der Donald Trump zumindest mal sehr nah war, ist John Bolton, Trumps ehemaliger Sicherheitsberater. Er ist aus Washington D.C. zugeschaltet. "Ich glaube nicht, dass wir die ganze Wahrheit erfahren", sagt er über Trumps Gesundheitszustand. Trump versuche, die Welt um sich herum zu formen. Allerdings glaubt Bolton auch nicht, dass die Covid-19-Erkrankung einen Einfluss auf den Ausgang der US-Wahlen hat. "Die Wähler haben ihre Meinung schon gebildet, das wird nicht ändern." Ob das Weiße Haus angesichts von 14 bestätigten Corona-Fällen noch arbeitsfähig sein, will Maischberger wissen.

"Das Weiße Haus unter Donald Trump war seit vier Jahren nicht arbeitsfähig – zumindest nicht gut."
John Bolton

So ätzt Bolton gegen seinen ehemaligen Chef und legt noch nach. "Chaos ist eine Lebensart für Donald Trump. Corona fügt da nur noch ein bisschen hinzu." Regierungsprozesse zu vollziehen wären da schwer möglich. "Im Weißen Haus zu arbeiten, war wie in einem Flipper zu leben." Anderthalb Jahre von April 2018 bis September 2019 hat er dieses Leben durchgehalten. An Trump lässt er wenig Gutes. Schon im Januar sei der Präsident umfassend über Corona informiert worden, "aber er wollte davon nichts hören über Monate". Er habe bewusst gelogen und so "umfassende Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Pandemie" verhindert. Der Republikaner Bolton hat seine Stimme bereits per Briefwahl abgegeben. Er habe einen Republikaner gewählt aber nicht Trump.

Die Kommentatoren: Ansgar Graw, Barbara Junge und Bernhard Hoëcker (von links)
Die Kommentatoren: Ansgar Graw, Barbara Junge und Bernhard Hoëcker (von links) bild: screenshot ard

Als die Leitung nach Washington zu Bolton schon gekappt ist, herrscht leichte Irritation bei Moderatorin Maischberger. Welchen Republikaner man denn wähle, wenn nicht Trump. "The European"-Herausgeber Ansgar Graw erklärt, dass man ja quasi jeden Republikaner wählen könne – nur die Chance, dass dieser Präsident werde, sei eben praktisch null. Graw sieht in Trumps Corona-Erkrankung einen strategischen Vorteil – er inszeniere es als "persönliche Überlebensstory" weil niemand mehr über seine seltsam niedrige Steuerzahlung oder Verfehlungen spreche.

Trump ist verwundbar

Neben Graw sind diesmal Comedian Bernhard Hoëcker und "taz"-Chefredakteurin Barbara Junge eingeladen. Sie sieht die Erkrankung eher negativ für Trump in seinem Bild als starkem Mann. "Trump ist nicht mehr unverwundbar." Sie glaubt an einen Sieg des Demokraten Joe Biden bei den Präsidentschaftswahlen im November. Genau wie Hoëcker. Der Comedian hat zudem auch noch einen originellen Gedanken zum Virus auf Lager:

"Corona ist eine Lotterie, die man nicht gewinnen will."
Bernhard Hoëcker

Denn statt Hauptpreisen drohen Nieten. Hoëcker stellt sich das Leben unter Corona als Los-Sammelverfahren vor. In jeder Kontaktsituation sammele man ein Los ein. Und auf Partys eben einige mehr. Als Trump den Volltreffer gezogen hat, habe er zuerst gedacht, "geschieht ihm recht". Aber dann habe er sich "als Mensch mit Erziehung" besonnen. Nach Trumps unvorsichtigem Comeback würde er ihm aber auch "einen kleinen Rückfall" gönnen, gibt Hoëcker zu. Nicht gefährlich, nur eine kleine Lektion.

Lauterbach äußert angesichts der Trump-Bilder Vermutung: "Ich bin sicher, dass er sich gegen den Rat der Ärzte selbst entlassen hat"

Karl Lauterbach glaubt, dass Trump "noch nicht aus dem Schneider" ist.
Karl Lauterbach glaubt, dass Trump "noch nicht aus dem Schneider" ist.bild: screenshot ard

Wenn es nach SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht, ist das nicht unwahrscheinlich. Ganz im Gegensatz zu dem offiziellen Clip über die Rückkehr ins Weiße Haus, sieht man auf Filmmaterial eines Kamerateams, das Sandra Maischberger einspielen lässt, wie der Präsident auf dem Balkon steht, nach Luft schnappt und versucht, sich zu sammeln. Das sieht wirklich nicht gesund aus.

"Das zeigt, er ist noch nicht aus dem Schneider", urteilt Lauterbach. Oft seien die Symptome, die man am Anfang einer Covid-19-Erkrankung spüre, nicht so schlimm, wie das, was sich wirklich in der Lunge abspiele.

Lauterbachs Vermutung: "Ich bin ganz sicher, dass er sich gegen den Rat der Ärzte selbst entlassen hat. Ich hoffe, dass er über den Berg kommt." Wenn Trump doch noch wieder auf der Intensivstation landen sollte, hätte er wie jeder eine relativ hohe Sterbegefahr – jeder vierte Intensivpatient schaffe es nicht. Egal, wie sehr sich die Ärzte anstrengen.

"Es gibt viele, die die besten Medikamente bekommen und trotzdem sterben."
Karl Lauterbach

Donald Trump hat einen Medikamentencocktail aus gleich drei starken Mitteln bekommen: Remdesivir, Ciesek und Dexamethason. Dexamehason hat eine euphorisierende Wirkung – was vielleicht auch 15 kurz nacheinander vom Krankenbett aus abgesetzte Tweets plus diesen hier erklärt.

Dieser Cocktail sei "definitiv experimentell" und "das hätte man nicht gewagt, wenn er nicht schwer krank gewesen wäre".

Lauterbach: Corona-Regel unsinnig

Während Trump so tut, als habe er Corona besiegt, steigen die Infizierten-Zahlen in Deutschland an und die Landeschefs machen sich Sorgen. Am Mittwoch haben sie innerdeutsche Einreiseregelungen für Menschen aus Corona-Gebieten beschlossen. Allerdings sind diese Regelungen nicht einheitlich und deshalb auch nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Lauterbach geht sogar noch weiter, als Maischberger ihn bittet, sie zu bewerten.

"Die Regelung ist unsinnig, ich erkläre sie ungern", sträubt er sich. Dass ein Berliner aus dem Bezirk Neukölln in Bayern als Risiko-Kandidat gewertet wird und nicht als Tourist einreisen darf, in Schleswig-Holstein aber sehr wohl, ist auch wirklich schwer nachzuvollziehen.

Das wahre Problem? Nicht die Touristen

Für Lauterbach sind Touristen sowieso nicht das eigentliche Problem. "Die Pandemie wird nicht durch das Reisen getrieben", sagt er. "Die Infektion wird getrieben durch unvorsichtiges Verhalten bei privaten Feiern."

Lauterbach fordert ein Verbot von privaten Feiern mit mehr als 25 Leuten. "Und wir müssen auch dringend bei den Schulen etwas tun.“ Seine Vorschläge: Klassen teilen und die Gruppen dann vor- und nachmittags unterrichten. Dazu Luftfilteranlagen beschaffen, das würde 10 Euro pro Tag und Schüler kosten. Und wie schon so manches Mal, haut Karl Lauterbach dann ganz nebenbei noch einen Klopper raus, über den viele Zuschauer, die sehnsüchtig auf die Corona-Impfung warten, sich noch nicht im Klaren waren:

"In den Schulen wird Corona für das gesamte Schuljahr 20/21 sein – keine der Impfungen bisher ist eine für Kinder."
Karl Lauterbach

Diese Kritik tut Robert Habeck weh

Zum Schluss der Sendung schaut dann noch B'90/Grüne-Parteichef Robert Habeck auf einen kuscheligen Wohlfühl-Talk vorbei. Er ist frisch rasiert, ganz im Gegensatz zur Habeck-Kopie von Max Giermann, die Maischberger aus dem Archiv einspielen lässt. Er rasiere sich "nach Laune". Heute hatte er sie offenbar. Die Grünen haben es nicht leicht, sind auf der Suche nach ihrem politischen Profil, nachdem sie über die Jahrzehnte von politisch engagierten Umweltschützern immer mehr zu einer klassischen Partei geworden sind und auch so wahrgenommen werden.

Da gibt es überraschendes Lob aus der Wirtschaft wie von Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne, der sich Habeck als Kanzler unter Schwarz-Grün vorstellen kann, und Kritik von Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer, die findet, die Grünen würden sich zu wenig für den Klimaschutz einsetzen. "Die Klügeren in der Branche sind weiter als die Bundesregierung. Ohne Klimaschutz kannst du kein Wirtschaftswachstum mehr haben", erklärt Habeck das Wirtschaftslob und gibt zu: "Die Kritik von Luisa tut mir weh." Aber auch Fridays vor Future sei eben "kein monolithischer Block". Neben der Kritik von Neubauer wären ja auch einige der Aktivisten von den Grünen so überzeugt, dass sie politisch für sie anträten.

Robert Habeck hatte sich frisch rasiert.
Robert Habeck hatte sich frisch rasiert.bild: screenshot ard

Auf die Frage, ob er der grüne Kanzlerkandidat werden will, weicht Habeck erst erstaunlich umständlich aus und sagt dann schließlich über sich die andere Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock: "Wir geben unser Bestes und werden sehen, was daraus wird."

Habeck wird sentimental

Habeck ist als Politiker bei den Grünen eingestiegen, weil er sich 2002 für einen Fahrradweg vor seinem Haus bei den Grünen eingesetzt hat. Damals schrieb er gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch Romane wie "Hauke Haiens Tod" (2001). Maischberger spielt einen Beitrag vom Lokal-TV, das das Schriftsteller-Paar damals besucht hat. ein. "Ach, was waren wir jung", sagt Habeck und grinst breit, als er die die alten Bilder sieht. "Ich habe kurz gedacht: Sieht aus wie Lindenstraße", kommentiert Maischberger und schieb noch schnell hinterher "Keine Beleidigung".

Als sie noch gemeinsam Romane schrieben: Das Ehepaar Paluch/Habeck in der gemeinsamen Küche.
Als sie noch gemeinsam Romane schrieben: Das Ehepaar Paluch/Habeck in der gemeinsamen Küche.bild: screenshot ard

Von den drei Kommentatoren an ihrem Pult hört man allerdings Lachen durchs Studio – trotz ihrer abgeschalteten Mikrophone. Habeck lässt sich nicht irritieren. Seine Frau und er hätten damals alles geteilt. Geld, Aufgaben und die Arbeit. Nun schreibt sie allein Romane und er macht Politik. Aber er findet: "Zusammen schreiben ist so anstrengend wie zusammen Parteiprogramme machen."