Am 17. Dezember vergangenen Jahres kehrte der heute 53 Jahre alte Jens Söring in seine deutsche Heimat zurück, nachdem er 33 Jahre lang im Gefängnis gesessen hatte, die meiste Zeit davon in den USA. 1990 war er für den Doppelmord an den Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Söring hatte die Morde als 19-Jähriger zunächst gestanden, sein Geständnis aber später widerrufen. Er beteuert bis heute seine Unschuld. Haysom wurde wegen Anstiftung zum Mord zu 90 Jahren Gefängnis verurteilt.
Die US-Behörden hatten nach langen Verfahren schließlich beschlossen, den Diplomatensohn auf Bewährung freizulassen und nach Deutschland abzuschieben. Am Donnerstagabend erzählte er bei "Markus Lanz" seine Geschichte.
Am Tag seiner Rückkehr nach Deutschland war Jens Sörings Gesicht noch eingefallen gewesen, die Haut fahl. Sichtlich gesünder saß er im ZDF-Studio, berichtete Markus Lanz von den ersten Minuten seines Neubeginns – seiner Heimkehr: "Das war der schönste Tag meines Lebens. Der Sonnenschein, der blaue Himmel in Frankfurt – das erste Mal in Freiheit, unglaublich. Ich bin so dankbar dafür."
Drei Jahrzehnte seines Lebens hätte er verloren, erklärte er dem Moderator: "Ich war 30 Jahre lang eine Nummer und habe immer dagegen angekämpft, eine Nummer zu bleiben. Diesen Kampf habe ich gewonnen. Das ist jetzt Vergangenheit für mich."
Im Laufe des Gesprächs erklärte Jens Söring auch, wie er der Frau verfallen konnte, für die er später einen Doppelmord gestand – mit dem er nicht im Ansatz etwas zu tun hatte, wie er sagt. Sie sei älter gewesen und allein deshalb schon faszinierend, so Söring. Er sei mit seinen 18 Jahren eher unsicher und unreif gewesen, Elizabeth Haysom dagegen war die "Bienenkönigin" in ihrem Studentenwohnheim. Sie hätten sich angefreundet, viel Zeit verbracht, wurden schließlich ein Paar. Während des laufenden Prozesses trennten sie sich – und beschuldigten sich gegenseitig.
Dazu sagte Söring bei "Markus Lanz":
Der Frage, ob er von seiner damaligen Freundin von dem Mord erfahren habe, wich Söring aus: "Ich kann heute nicht mehr so über die Tatnacht sprechen, weil ich mich an deutsche Gesetze zu halten habe. Ich kann nur sagen, dass ich nicht am Tatort war." Gelogen habe er, um die Frau, die er "über alles liebte", vor dem elektrischen Stuhl zu schützen. "Wenn es in Virginia keine Todesstrafe gegeben hätte, hätte ich vielleicht gesagt, 'Schatz, ich geh dich jeden Tag besuchen und warte, bis du frei bist.' Aber das stand nicht zur Debatte."
Tatsächlich hätte Jens Söring die Möglichkeit gehabt, seine Haftstrafe zu verringern und auf freien Fuß zu kommen. Doch ein Faktor hielt ihn davon ab, wie er sagte:
Lanz fragte sich, warum er nicht trotzdem einfach gestanden hätte, um sich selbst zu retten. "Weil es nicht die Wahrheit war", so Söring bestimmt. Es sei ein großes Eingeständnis der Behörden in Virginia gewesen, dass er ohne ein Schuldeingeständnis auf Bewährung entlassen wurde.
Markus Lanz bohrte noch einmal nach: "Sie wären bereit gewesen, bis zum Rest ihres Lebens im Gefängnis zu bleiben?" Jens Sörings knappe Antwort: "Absolut, ja."
Eine Unschuldserklärung hat der Bundesstaat Jens Söring allerdings nie ausgestellt. Der ehemalige Häftling vermutet ein Politikum dahinter, das die Behörden von diesem Schritt abhielt: "Ich hätte dann einen Antrag auf Haftentschädigung über 1,4 Millionen stellen können." In die USA darf Söring übrigens nie wieder einreisen.
Er könne verstehen, dass manche Menschen von seiner Schuld überzeugt seien. Übel würde er ihnen dies aber nicht nehmen: "Ich habe ein Geständnis abgelegt und für viele Menschen ist es nicht vorstellbar, dass man so etwas aus Liebe tun kann."
Apropos: Seine Ex-Freundin hat Jens Söring nie wieder getroffen. "Das will ich auch nicht, ich habe ihr nichts zu sagen. Es wäre schön, wenn sie die Wahrheit sagen würde. Aber das wird sie nicht tun."
(ab)