Wie sollte sich ein Mitglied des Deutschen Bundestages in der Öffentlichkeit präsentieren? Die CDU-Abgeordnete Dietlind Tiemann scheint in dieser Frage ein offensives Verständnis zu pflegen.
Auf Twitter kursiert ein Foto ihres Dienstwagens. Das zeigt, dass das Auto sehr auffällig gestaltet ist. Am Heck prangt groß und deutlich der Bundesadler. Quer über Vorder- und Hintertür prangt ihre Unterschrift, darunter "Mitglied des Deutschen Bundestages".
Ist das der Würde des Amts angemessen? Der Twitter-User @lino kommentiert das Bild folgendermaßen: "Als MdB kann man beim Auto angemessenes Understatement pflegen oder man macht halt sowas."
Unter dem Post gibt es jede Menge Kritik und Spott. "Wie wohl ihr Geschirr und ihre Bettwäsche zuhause ausschaut?", fragt ein User. "Um das Ego dieses Politikers zu transportieren, benötigt er noch einen Schwerlasttransport, der sicher um die Ecke geparkt ist", mutmaßt ein anderer.
Ein weiterer User sieht nur "grauenhafte Eitelkeit und ein überhebliches grafisches Spiel mit der eigenen Signatur und mit Zeichen der Macht".
Aber es gibt auch (ironisch gemeintes?) Verständnis: "Mehr Understatement als ein Skoda mit Stahlfelgen geht doch gar nicht", schreibt ein User.
"Ist aber nur ein günstiger Skoda", wirft ein anderer ein. Ein dritter merkt an: "Im Vergleich zu den Protzkarren der anderen Abgeordneten ist das doch Understatement."
Dietlind Tiemann selbst reagiert entspannt auf die Netzreaktionen. Twitter und andere soziale Medien lebten nun mal von Auseinandersetzungen, so die Abgeordnete gegenüber watson.
Solange solche Diskussionen respektvoll geführt würden, könnten sie für viele Bereiche des gesellschaftlichen Diskurses belebend sein. "Und, na ja, vielleicht gibt es ja im nächsten Jahr einen neuen Satz Alufelgen."
Ihr Wahlkreis sei flächenmäßig einer der größten in der Bundesrepublik: "Zwischen Jüterbog und Havelsee liegen knapp 100 Kilometer." Für diese Strecke berechne das Navi knapp anderthalb Stunden: "Und klar, in diesem Zusammenhang ist es sicherlich von Vorteil – und manchmal auch ganz adrett – wenn durch eine entsprechende Folierung etwas Aufmerksamkeit erlangt werden kann."
Negative Reaktionen, etwa von besorgten Bürgern, seien ihr und ihren Mitarbeitern dagegen bisher nicht bekannt.
Es ist nicht das erste Mal, dass Dietlind Tiemann für Aufsehen sorgt. So hatte eine Leuchtreklame an ihrem Wahlkreisbüro in der Stadt Brandenburg im vergangenen Jahr Diskussionen ausgelöst. Auch diese zeigte neben ihrem Namen den Bundesadler, sogar gleich zweimal.
Von 2003 bis 2017 war Tiemann Oberbürgermeisterin der Stadt Brandenburg. Bei der Bundestagswahl 2017 gewann sie das Direktmandat ihres Wahlkreises und sitzt seitdem für die CDU im Bundestag.
(om)