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Deutschland
Seit Monaten demonstrieren auch in Deutschland Jugendliche immer
freitags für mehr Klimaschutz. Luisa Neubauer ist eine der
Organisatorinnen der Bewegung "Fridays for Future". Nun wollen sie
ein weltweit sichtbares Signal setzen.
Gelingt es ihnen, Politik und
Wirtschaft wachzurütteln?
Normalerweise sitzen Schüler und Studenten
freitagmorgens im Klassenzimmer oder Hörsaal. Seit einigen Monaten
gehen aber weltweit, und auch in Deutschland, Tausende an diesem
Wochentag lieber auf die Straße, um von Politikern und
Wirtschaftsbossen mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz zu fordern.
Mittendrin: die 22-jährige Studentin Luisa Neubauer, eine der
Mitorganisatorinnen der Bewegung "Fridays For Future". Am Freitag
steuert der Protest auf seinen bisherigen Höhepunkt zu, den "Global
Strike For Future".
Neubauer hat den Protest für Berlin angemeldet, allein hier werden
Tausende Demonstranten erwartet. Fast 200 weitere Streiks sollen
bundesweit stattfinden. Weltweit sind rund 1700 Kundgebungen geplant.
Neubauer:
""Jede Woche schließen sich mehr Menschen an. Jede Woche verändert sich auch so ein ganz bisschen die Zusammensetzung der Menschen. Das ist ganz wichtig. Wir jungen Menschen können nicht die Hausaufgaben einer ganzen Republik machen."
dpa
Was als Streik von Schülern begann, ausgelöst von der 16-jährigen
Schwedin Greta Thunberg, findet mittlerweile auch Anklang in anderen
Generationen. So haben rund 20.000 Wissenschaftler aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz haben eine Stellungnahme unterzeichnet, in
der sie die Klimaschutzbewegung unterstützen. Am Freitag soll eine
Liste der Unterstützenden an die Umweltaktivisten übergeben werden.
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Auch Eltern stellen sich mit "Parents for Future" an die Seite der
Jugendlichen. Sie bitten unter anderem darum, auf Schulverweise oder
andere disziplinarischen Maßnahmen zu verzichten, wenn Schüler für
Proteste den Unterricht schwänzen.
Neubauer kennt die Probleme. "Auch ich bin schon durch einen Test
gefallen und habe den nicht bestanden. Immer wieder bekommen junge
Menschen Schuleinträge oder manchmal auch einen Tadel oder eine
Sechs. Wir haben aber ein Team bei uns in der Bewegung, das sich um
so was kümmert", erzählt die Studentin.
Das sind Konsequenzen, die sie und andere in Kauf nehmen.
Denn
Neubauer vermisst die Bereitschaft in der Politik, wirklich etwas für
den Klimaschutz zu verändern. Mit einem Lob, wie jüngst von
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), kann sie nur wenig anfangen:
"Dass Frau Merkel uns als Bewegung begrüßt, ist ja klimapolitisch irrelevant. Wir fordern, dass sie klimapolitische Maßnahmen einleitet. Das ist ihr Job."
Die Rolle der Bewegung sei, dass sie
Veränderungen einfordern müssten von der Politik. Die Bereitschaft
von selbst aktiv zu werden, sei nicht da.
Dabei sind die Aufgaben in Sachen Klimaschutz groß. Schon jetzt hat
sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC um etwa ein Grad
erwärmt, in Deutschland sogar noch etwas stärker. Die Jahre 2015 bis
2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten
seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Geht es weiter wie
bisher, ist Ende dieses Jahrhunderts die Welt wohl gut drei Grad
wärmer. Die fatalen Folgen je nach Region: mehr Hitzewellen, längere
Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser. Um den Trend zu
stoppen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung
von Kohle und Öl oder auch der Tierhaltung stark reduziert werden.
Auch Thunberg formuliert radikale Forderungen.
"Das ultimative Ziel
ist, dass die internationale Gemeinschaft eine globale Notlage
erklärt und damit beginnt, die Lebensbedingungen auf der Erde zu
schützen", sagt die Neuntklässlerin. Die Regierungen der reichsten
Länder müssten mit äußerst drastischen Emissionskürzungen vorangehen.
Auch wegen solch pointierter Äußerungen kommt aus der Politik auch
Kritik. FDP-Chef Christian Lindner sagte zuletzt, dass man von
Kindern und Jugendlichen nicht erwarten könne, die Zusammenhänge der
Klimakrise zu verstehen. Das sei eine Sache für Profis.
Neubauer gesteht zwar ein, dass die Aufgabe unheimlich komplex sei.
Es gebe aber Expertinnen und Experten, wie die unterstützenden
Wissenschaftler, die Lösungsansätze haben.
Doch wie soll es weitergehen mit den Protesten?
Seit mehreren Monaten
gibt es die Kundgebungen am Freitag nun. Ein Ende ist nicht absehbar.
"Wir streiken so lange, bis die Regierung einen Plan hat für unsere
Zukunft und unseren Planeten", sagt Neubauer. Auch die Schwedin
Thunberg ist da gleicher Meinung. "Warum in aller Welt sollten wir
jetzt damit aufhören? Wir haben noch nicht mal angefangen", sagt die
16-Jährige. Während die Emissionen immer noch anstiegen, gebe es
nirgends Anzeichen für ein Umdenken hin zu mehr Klimabewusstsein.
"Bei diesem Kampf ist kein Ende in Sicht."
Neubauer pflichtet ihr bei. "Wir sehen, dass sehr viele fähige
Menschen im Parlament sitzen, die aber ihren Aufgaben nicht
nachkommen." Mit den bislang wachsenden Demos will Neubauer die
"fähigen Menschen" aufmerksamer machen für den Klimaschutz.
(hd/dpa)
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