Ein Beitrag eines Getränkemarkts bei Stuttgart auf Facebook sorgte vor drei Wochen für Aufsehen. In dem Laden hatten sich innerhalb von zwölf Wochen einiges an Plastikmüll und Wut angesammelt. Geschäftsführer Hans-Peter Kastner hatte genug.
Er schrieb damals eine Art offenen Brief, der sich sowohl an seine Kunden, als auch an Nicht-Kunden wandte. Kastner berichtete in seinem Beitrag: Seine Mitarbeite rund er hätten 10.400 Einweg-Flaschen in zwölf Wochen gesammelt.
Er kritisierte die Bequemlichkeit sowie die Ignoranz der Menschen, und machte auf die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen eines solchen Plastikmüllbergs aufmerksam. Der Post zog tausende Reaktionen nach sich und brachte den kleinen Getränkemarkt in Vaihingen in die Schlagzeilen.
Nun hat die "Bild"-Zeitung noch einmal mit Kastner mit ihm über die Reaktionen auf seinen Wutbrief gesprochen.
Kastner selbst zog bereits Konsequenzen: Ab dem 1. August wird er alle Einweg-Plastikflaschen und Dosen aus dem Sortiment seines Getränkehandels verbannen.
Gegenüber der "Bild"-Zeitung sagt Kastner: "Die Resonanz unserer Kunden ist sensationell! Gefühlt tragen hundert Prozent unseren Entschluss mit und unterstützen uns." Außerdem ist Kastner der Meinung, eine Lawine losgetreten zu haben. Zwei Hoteliers aus der Schweiz, die auf Mehrweg umstellen wollen, hätten ihn kontaktiert. Auch der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV-GFGH) steht laut einer Interview-Aussage komplett hinter ihm.
Der "Bild"-Zeitung erklärte Kastner, was passiere, wenn er mit Vertretern der Industrie über die Probleme bei Einweg-Flaschen spreche: "Wenn ich sie anspreche und mit ihnen über das Plastik reden will, haben sie keine Zeit. Die versuchen, mich zu meiden und erklären in Mitteilungen, wie toll die PET-Flaschen sind und dass die Recycling-Quote bei hundert Prozent liegen soll."
Dass Kastner so viel Rückendeckung erhält, mache ihn stolz: Er habe aus ganz Deutschland Zuschriften erhalten, dass Leute wegen seines Facebook-Aufrufs auf Glasflaschen umgestiegen seien.
Die Reaktionen auf den Post von Hans-Peter Kastner zeigen, wie sehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit die Menschen derzeit umtreiben.
Von der Politik wünscht Kastner sich konsequentere Maßnahmen. Ein Vorschlag von ihm lautet, dass Leute, die Plastikflaschen kaufen, auch belastet werden sollten: "50 Cent Pfand pro Flasche – und dann bekommen sie nur 25 Cent wieder, die anderen 25 Cent fließen in Öko-Maßnahmen. Zum Beispiel, damit man gutes Bioessen bezahlbar machen kann", zitiert ihn die "Bild".
Denn: Nur neue Steuern würden nicht reichen, betont der Getränkehändler. "Denn eine Familie kann man zurzeit gar nicht ökologisch sinnvoll ernähren. Das kann sich keiner leisten."
(as)