Die Fluggesellschaften rechnen für die nächsten Wochen mit deutlich mehr Andrang an den Flughäfen.Bild: dpa / Markus Scholz
Deutschland
Nach der Aufhebung der Reisewarnung für
Mallorca ziehen die Flugbuchungen für die Lieblingsinsel der
Deutschen deutlich an. Der größte Anbieter Eurowings sprach am
Sonntag von Buchungen "in einer bisher nicht gekannten Dynamik" und
legte kurzfristig 300 zusätzliche Flüge für die Osterzeit auf.
Gleichzeitig werden die Forderungen lauter, Urlaub auch in
Deutschland wieder zu ermöglichen. "Für mich wäre es schwer
vorstellbar, dass auf Mallorca Urlaub möglich ist, aber im
Schwarzwald Hotels noch geschlossen bleiben", sagte der
Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), der
Deutschen Presse-Agentur. "Das wäre eine ganz bittere Botschaft."
Seit Sonntag ist Urlaub auf Mallorca zwei Wochen vor Beginn der
Osterferien in den meisten Bundesländern wieder ohne Quarantäne und
Testpflicht bei Rückkehr möglich. Da Deutschland aus spanischer Sicht
aber weiter als Risikogebiet gilt, müssen Touristen bei Einreise nach
Spanien einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 72
Stunden ist. Außerdem muss man ein digitales Einreiseformular
ausfüllen. Das sind allerdings die einzigen verbliebenen
Beschränkungen.
Auch die anderen Balearen-Inseln – darunter Menorca, Ibiza und
Formentera – sowie Teile des spanischen Festlands, darunter die
Küstengebiete Murcia und Valencia mit vielen Urlaubszielen, sind seit
Sonntag keine Corona-Risikogebiete mehr. Das gilt auch für den
gesamten Norden Portugals, die Region Nordjylland in Dänemark sowie
die Bahamas in der Karibik. Bereits am vergangenen Wochenende war die
Reisewarnung für die beliebte kroatische Urlaubshalbinsel Istrien
aufgehoben worden. Entscheidend für einen solchen Schritt ist, dass
die Infektionszahlen die Marke von 50 pro 100.000 Einwohner innerhalb
einer Woche unterschreiten. Auf den Balearen lag dieser sogenannte
Inzidenzwert am Freitag bei 21.3.
Hotels auf Mallorca wollen öffnen wieder
Die Lufthansa -Tochter Eurowings will bereits am
Donnerstag mit den Zusatzflügen nach Mallorca starten. Am Sonntag
waren alle fünf Flüge auf die Insel ausgebucht, für zwei Verbindungen
wurden nach Angaben einer Sprecherin extra größere Maschinen
eingesetzt. "Die plötzlichen Buchungseingänge sowie die
entsprechenden Zusatzflüge verteilen sich quer über das ganze Land",
hieß es in einer Erklärung des Unternehmens. Der größte
Reiseveranstalter Tui hat angekündigt, nächstes
Wochenende die ersten Hotels auf Mallorca wieder zu öffnen und Flüge
von Hannover, Frankfurt und Düsseldorf Flüge anzubieten.
Ein Arbeiter reinigt die Terrasse des Hotels Riu Festival in Palma de Mallorca. Deutsche Reiseveranstalter hoffen, dass sie Urlauber ab den Osterferien wieder nach Mallorca bringen können.Bild: dpa / Clara Margais
Die Bundesregierung hat damit eine Entwicklung angestoßen, die
sie eigentlich gar nicht beabsichtigt. In ihrem jüngsten Beschluss
vom 3. März appellieren Bund und Länder "eindringlich" an alle
Bürger, "auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins
Ausland" zu verzichten. Diese Haltung hat sich auch mit der
Streichung Mallorcas und anderer Gebiete von der Corona-Risikoliste
nicht geändert. Das Auswärtige Amt warnt zwar seit Sonntag nicht mehr
vor Reisen dorthin, aber es rät in seinen Reisehinweisen im Internet
weiterhin von "nicht notwendigen, touristischen Reisen" ab - mit sehr
begrenztem Erfolg, wie man an den Flugbuchungen ablesen kann.
Bundesregierung hadert noch mit Konzepten
Die Interessenlage scheint innerhalb der Bundesregierung auch
nicht einheitlich zu sein. Der Tourismusbeauftragte Bareiß,
Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, freute
sich am Sonntag über "ein schrittweises Öffnen in Europa". Sympathien
zeigte der CDU-Politiker auch für die Forderung der
Reiseveranstalter, die Quarantänepflicht für Rückkehrer aus dem
Ausland ganz aufzuheben und stattdessen auf verstärkte Tests zu
setzen. "Das zielt in die richtige Richtung", sagte er. Rückkehrer
aus Corona-Risikogebieten müssen derzeit zehn Tage in Quarantäne, von
der man sich aber mit einem negativen Test nach fünf Tagen befreien
kann. Das gilt derzeit noch für die meisten Regionen Europas,
darunter alle Urlaubsziele in Italien, Frankreich, Österreich oder
Griechenland.
Besonders wichtig ist Bareiß, dass die einheimische
Tourismusbranche nicht unter die Räder gerät. Danach sieht es im
Moment aber aus. Bis zum 28. März gilt der Lockdown für
Beherbergungsbetriebe. Wie es danach weitergeht, wollen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten erst
am 22. März entscheiden. Die Chancen für eine baldige Lockerung
sinken Tag für Tag mit den steigenden Infektionszahlen in
Deutschland. Die 7-Tages-Inzidenz lag am Sonntag bereits bei 79 – fast vier Mal so hoch wie auf den Balearen. Für die Woche nach Ostern
prognostizierte das Robert Koch-Institut (RKI) am Wochenende höhere
Zahlen als rund um Weihnachten. Die Inzidenz könnte dann bei 350
liegen.
Falls die Hotels weiter geschlossen bleiben, wäre das für die
einheimische Tourismusbranche dramatisch. Nach Angaben des Deutschen
Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) ist der Umsatz im
Gastgewerbe in den vergangenen zwölf Monaten um 63 Prozent im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen. 72.2 Prozent der
Unternehmer würden um ihre Existenz bangen.
(lau/dpa)