Es traf 600.000 Touristen weltweit wie ein Schlag: Der britische Reiseveranstalter Thomas Cook hat Insolvenz angemeldet. Rückreise, Weiterreise, Hinreise? Alles für den Moment nicht geklärt. Nach und nach wird jetzt klar, dass britische Reisende mit unterschiedlichen Fluglinien aus den Urlaubsländern zurückgeholt werden. Und deutsche Reisende? Allein 140.000 Menschen aus Deutschland, die gerade mit den deutschen Reiseveranstaltern von Thomas Cook unterwegs sind, sind von der Pleite betroffen.
Das Auswärtige Amt hat Unterstützung zugesagt. Das weltweite Netz von deutschen Auslandsvertretungen steht bereit, um die Urlauber zu betreuen.
Watson hat mit deutschen Reisenden gesprochen, die im Ausland festsitzen oder am Dienstag gerade ihren Urlaub antreten wollten.
Im beliebten Urlaubsort Alcudia auf Mallorca haben Ute Thomson-Sheer aus Hamburg und ihr Mann am Sonntagabend aus den Nachrichten von der Thomas-Cook-Insolvenz erfahren. "Wir waren damals schon von der Insolvenz von Air Berlin und auch von Germania betroffen, also versuchen wir jetzt einfach, entspannt zu bleiben", sagt Ute am Telefon. Am Mittwoch sollen die beiden eigentlich planmäßig mit Condor zurückfliegen, doch die Unsicherheit, ob das auch klappt, ist bei Ute und ihrem Mann groß.
Das Paar hat sich entschieden, einfach am Mittwoch, an ihrem Abreisetag, an den Flughafen zu fahren und zu schauen, ob sie von ihrem Flugzeug mitgenommen werden. Notfalls wollen sie sich einen anderen Flug buchen – und eben erneut zahlen.
Die beiden Hamburger hatten ihren Urlaub über Bucher Reisen – eine deutsche Thomas-Cook-Tochter – organisiert, auch von deren Seite hätten sie bislang noch keine Informationen erhalten. "Es tut weh", sagt Ute Thomson-Sheer, "man lebt jetzt wie in einem Vakuum." Sie und ihr Mann haben von sich aus bereits mehrmals das Hotel angesprochen, ob sie jetzt selbst die Zahlung übernehmen müssten. Denn eine gewisse Sorge ist da: "Wir wollen ja nicht die letzten Nächte am Strand schlafen." Eine Antwort steht hierzu noch aus, das Chaos perfekt.
Ute Thomson-Sheer hat sich auch bereits über Facebook mit anderen betroffenen deutschen Urlaubern ausgetauscht, mehrere Tausend Menschen haben sich bereits in einer entsprechenden Gruppe organisiert. Sie möchte dort anderen Mut machen, denn die psychische Situation der Betroffenen sei nicht zu unterschätzen:
Die Angst, nicht länger in ihrem Hotel bleiben zu dürfen, treibt auch die junge Mutter Maria Gracher aus Stuttgart um, die im Moment mit ihrem Mann und ihrem Kleinkind auf Kreta Urlaub macht. Das Ehepaar hatte direkt über Thomas Cook Signature gebucht und war mit der Fluggesellschaft Eurowings auf die griechische Insel geflogen. Am kommenden Montag sollen auch sie mit Condor zurückfliegen.
Doch Maria Gracher macht sich mehr Sorgen um ihre Unterkunft, nachdem sie erfahren hat, dass bereits Hotelgäste in der Türkei vor die Tür gesetzt wurden:
Auch die Kostenrückerstattung liegt im Ungewissen: Es gibt zwar den Sicherungsschein, mit dem man bei Insolvenz des Reiseveranstalters abgesichert sein sollte, doch auch das nur bis zu einer gewissen Summe. Falls das Ehepaar nun also für Flug und Hotel aufkommen müsse, wüsste es nicht, welche Summe auf sie zukommen werde, sagt Maria.
Dana Grüner aus Leipzig fand sich heute in einer ganz anderen Situation wieder: Ihr Urlaub wird nun gar nicht erst stattfinden. Sie und ihr Freund wollten am Dienstag für zwei Wochen in die Dominikanische Republik fliegen, doch seit heute Morgen steht fest: Die Reise ist gecancelt. Über das Buchungsportal Check24, nicht über Neckermann Reisen direkt, erfuhren sie, dass Reisen, die heute oder morgen starten, komplett abgesagt wurden.
Unklar ist jedoch, ob die beiden den Preis oder zumindest einen Teil davon erstattet bekommen. Das Paar nimmt die Situation jedoch verhältnismäßig sportlich: "Immerhin hängen wir jetzt nicht an irgendeinem Flughafen fest."
Die seit Monaten geplante Reise lässt sich jedoch nicht so einfach ersetzen: "Wir haben uns sehr darauf gefreut, gestern erst hatten wir uns noch Videos von der Insel und der Hotelanlage angeschaut." Nun müssten sie sich eben überlegen, was sie stattdessen in den Ferien unternehmen. Nur Fliegen komme erstmal nicht mehr in Frage.