Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) will am heutigen Montag mit seinen Kollegen aus beliebten Urlaubsländern der Deutschen beraten, wie die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie nach und nach gelockert werden können. Zu der Videokonferenz sind Spanien, Italien, Österreich, Griechenland, Kroatien, Portugal, Malta, Slowenien, Zypern und Bulgarien eingeladen.
Ziel des Treffens ist ein koordiniertes Vorgehen bei der Öffnung der Grenzen für Touristen. In Deutschland gilt vorerst bis zum 14. Juni eine weltweite Reisewarnung für Urlauber. Maas will sie danach schrittweise aufheben, soweit es keinen Rückschlag bei der Pandemie-Bekämpfung gibt – zuerst für europäische Länder. Grundlage der Beratungen sind die von der EU-Kommission vor wenigen Tagen vorgestellten Leitlinien für Tourismus in der Krise.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass in weiten Teilen Europas Urlaub möglich sein wird. "Die Chancen stehen gut, dass wir unsere Sommerferien nicht nur im Inland, sondern auch im europäischen Ausland verbringen können", sagte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Montag). Man müsse aber sichergehen, dass man nicht zu früh starte. Er sei jedoch "überzeugt, dass die weltweite Reisewarnung nach dem 14. Juni Geschichte sein wird".
Maas verwies am Sonntagabend im ARD-"Bericht aus Berlin" auf positive Entwicklungen. Einige Länder hätten angekündigt, ab Juni oder Juli ihre Grenzen für Touristen zu öffnen. Und auch die Bundesregierung wolle ihre Beschränkungen lockern, sagte er. "Wir wollen nach dem 15. Juni eigentlich keine weltweite Reisewarnung mehr haben. Sondern wir wollen das ersetzen durch Reisehinweise, aus denen die Leute erkennen können: Wo kann man hinfahren? Ist es verantwortbar? Ist man willkommen? Und vor allem: Welche Regelungen gelten da?"
Angesichts der abgeflauten Corona-Pandemie wirbt die griechische Regierung um Urlauber aus Deutschland. Griechenland komme Schritt für Schritt aus der Krise und kehre zur Normalität zurück, sagte Außenminister Nikos Dendias dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag). "Die Bewegungsfreiheit wird innerhalb des Landes wiederhergestellt, unsere Hotels bereiten sich auf ihre Wiedereröffnung vor, unsere Strände sind wieder zugänglich und archäologische Stätten öffnen wieder für die Öffentlichkeit." Denias betonte: "Ziel ist es, das freie und sichere Reisen innerhalb der EU wiederherzustellen."
Frankreichs Staatssekretär für Tourismus, Jean-Baptiste Lemoyne, betonte vor der Videoschalte, er wünsche sich, dass zum Sommerbeginn am 21. Juni ein Maximum an Sehenswürdigkeiten im Land wieder Besucher empfangen könne. Je nach Entwicklung der Corona-Pandemie sei das vielleicht auch schon früher möglich, sagte er der Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche".
In Frankreich hatten am Wochenende erste Strände und touristische Ziele wieder geöffnet. Innenminister Christophe Castaner kritisierte, dass Italien die Einreise für Ausländer ab dem 3. Juni wieder erlauben will. Es sei wichtig, dass diese Entscheidungen auf europäischer Ebene koordiniert würden, sagte Castaner am Samstag im nordfranzösischen Veules-les-Roses.
Am Wochenende hatte Deutschland mit der Lockerung der wegen der Corona-Pandemie verordneten Kontrollen an den Grenzen zu den Nachbarländern begonnen. An dem Grundsatz, dass nur einreisen darf, wer zur Arbeit fährt oder einen anderen triftigen Grund geltend machen kann, hält die Bundesregierung zwar noch bis Mitte Juni fest. Es gibt aber nur noch stichprobenartige Überprüfungen.
Vor allem in den vergleichsweise wenig von Corona betroffenen Ländern Österreich, Kroatien und Griechenland hofft man auf Urlauber aus Deutschland in den Sommerferien und will den grenzüberschreitenden Tourismus so schnell wie möglich wieder ankurbeln. Maas hatte am Sonntag im Deutschlandfunk erklärt, dass er die Reisewarnung möglichst nach dem 14. Juni für europäische Länder aufheben und in individuelle Reisehinweise umwandeln will. Darin würde dann auf die Risiken in den einzelnen Ländern aufmerksam gemacht, ohne pauschal von Reisen dorthin abzuraten.
(lin/dpa)