
Außenminister Heiko Maas. Bild: imago images / Thomas Imo/photothek.net
Deutschland
18.05.2020, 07:3018.05.2020, 10:01
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) will am
heutigen Montag mit seinen Kollegen aus beliebten Urlaubsländern der
Deutschen beraten, wie die Reisebeschränkungen wegen der
Corona-Pandemie nach und nach gelockert werden können. Zu der
Videokonferenz sind Spanien, Italien, Österreich, Griechenland,
Kroatien, Portugal, Malta, Slowenien, Zypern und Bulgarien
eingeladen.
Ziel des Treffens ist ein koordiniertes Vorgehen bei der Öffnung
der Grenzen für Touristen. In Deutschland gilt vorerst bis zum 14.
Juni eine weltweite Reisewarnung für Urlauber. Maas will sie danach
schrittweise aufheben, soweit es keinen Rückschlag bei der
Pandemie-Bekämpfung gibt – zuerst für europäische Länder. Grundlage
der Beratungen sind die von der EU-Kommission vor wenigen Tagen
vorgestellten Leitlinien für Tourismus in der Krise.
Sommerferien in Europa?
Die Bundesregierung geht davon aus, dass in weiten Teilen Europas
Urlaub möglich sein wird. "Die Chancen stehen gut, dass wir unsere
Sommerferien nicht nur im Inland, sondern auch im europäischen
Ausland verbringen können", sagte der Tourismusbeauftragte der
Bundesregierung, Thomas Bareiß, der "Stuttgarter Zeitung" und den
"Stuttgarter Nachrichten" (Montag). Man müsse aber sichergehen, dass
man nicht zu früh starte. Er sei jedoch "überzeugt, dass die
weltweite Reisewarnung nach dem 14. Juni Geschichte sein wird".
Maas verwies am Sonntagabend im ARD-"Bericht aus Berlin" auf
positive Entwicklungen. Einige Länder hätten angekündigt, ab Juni
oder Juli ihre Grenzen für Touristen zu öffnen. Und auch die
Bundesregierung wolle ihre Beschränkungen lockern, sagte er. "Wir
wollen nach dem 15. Juni eigentlich keine weltweite Reisewarnung mehr
haben. Sondern wir wollen das ersetzen durch Reisehinweise, aus denen
die Leute erkennen können: Wo kann man hinfahren? Ist es
verantwortbar? Ist man willkommen? Und vor allem: Welche Regelungen
gelten da?"
Angesichts der abgeflauten Corona-Pandemie wirbt die griechische
Regierung um Urlauber aus Deutschland. Griechenland komme Schritt für
Schritt aus der Krise und kehre zur Normalität zurück, sagte
Außenminister Nikos Dendias dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
(Montag). "Die Bewegungsfreiheit wird innerhalb des Landes
wiederhergestellt, unsere Hotels bereiten sich auf ihre
Wiedereröffnung vor, unsere Strände sind wieder zugänglich und
archäologische Stätten öffnen wieder für die Öffentlichkeit." Denias
betonte: "Ziel ist es, das freie und sichere Reisen innerhalb der EU
wiederherzustellen."
Frankreichs Staatssekretär für Tourismus, Jean-Baptiste Lemoyne,
betonte vor der Videoschalte, er wünsche sich, dass zum Sommerbeginn
am 21. Juni ein Maximum an Sehenswürdigkeiten im Land wieder Besucher
empfangen könne. Je nach Entwicklung der Corona-Pandemie sei das
vielleicht auch schon früher möglich, sagte er der Sonntagszeitung
"Le Journal du Dimanche".
Erste touristische Ziele wieder geöffnet
In Frankreich hatten am Wochenende erste Strände und touristische
Ziele wieder geöffnet. Innenminister Christophe Castaner kritisierte,
dass Italien die Einreise für Ausländer ab dem 3. Juni wieder
erlauben will. Es sei wichtig, dass diese Entscheidungen auf
europäischer Ebene koordiniert würden, sagte Castaner am Samstag im
nordfranzösischen Veules-les-Roses.
Am Wochenende hatte Deutschland mit der Lockerung der wegen der
Corona-Pandemie verordneten Kontrollen an den Grenzen zu den
Nachbarländern begonnen. An dem Grundsatz, dass nur einreisen darf,
wer zur Arbeit fährt oder einen anderen triftigen Grund geltend
machen kann, hält die Bundesregierung zwar noch bis Mitte Juni fest.
Es gibt aber nur noch stichprobenartige Überprüfungen.
Vor allem in den vergleichsweise wenig von Corona betroffenen
Ländern Österreich, Kroatien und Griechenland hofft man auf Urlauber
aus Deutschland in den Sommerferien und will den
grenzüberschreitenden Tourismus so schnell wie möglich wieder
ankurbeln. Maas hatte am Sonntag im Deutschlandfunk erklärt, dass er
die Reisewarnung möglichst nach dem 14. Juni für europäische Länder
aufheben und in individuelle Reisehinweise umwandeln will. Darin
würde dann auf die Risiken in den einzelnen Ländern aufmerksam
gemacht, ohne pauschal von Reisen dorthin abzuraten.
(lin/dpa)