Michael Ruhl war am Donnerstagmorgen ganz allein am Strand auf der Insel Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) unterwegs, als er am Horizont etwas Bemerkenswertes entdeckte: In der Ferne schoben sich am Himmel die Wolken zu einem Wirbel zusammen und kreisten über dem Meer am Kap Arkona.
Eigentlich war Ruhl für den Sonnenaufgang an den Strand gekommen – doch ein Tornado vor Rügen war ein viel spannenderes Motiv. Ruhl schnappte sich sein 300-Millimeter-Zoom-Objektiv und fotografierte los. Der Fotograf berichtet watson: "Das erste Mal so etwas live zu sehen und auf Fotos selbst festhalten zu können, ist schon etwas Besonderes."
Tornados kennt Ruhl – wie die meisten Menschen in Deutschland – sonst nur aus dem Fernsehen. Ruhl, der aus Nordrhein-Westfalen für einen rund zweiwöchigen Urlaub nach Rügen gekommen war, zeigte sich gegenüber watson "einfach nur fasziniert" von dem Wetterphänomen.
Eine Einschätzung, die der NDR-Wetterexperte Uwe Ulbrich teilt: Ruhl habe großes Glück gehabt. Der Metereologe sagt: "So eine Beobachtung ist äußerst selten." Mit Blick auf Ruhls Fotos schätzt Ulbrich, dass es sich bei dem fotografierten Sturm um einen Tornado der kleinsten Größe "F0" handelt.
Auf der sogenannten Fujita-Skala werden Tornados je nach Windgeschwindigkeit in den Stufen "F0" bis "F12" gemessen – Tornados, die in der "F0"-Stufe liegen, erreichen Windgeschwindigkeiten zwischen 63 und 117 Stundenkilometern. An Land hätte der Sturm kleinere Schäden anrichten können. Auf der Ostsee werden vergleichsweise oft Tornados gesichtet – europaweit gibt es etwa 600 Tornados pro Jahr.
Ruhl fährt an diesem Freitag wieder in die Heimat zurück. Dort bräuchte er noch mehr Glück als bei seinem Strandspaziergang, um einen Tornado zu sehen.
(pb)