Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat das Ergebnis einer Urabstimmung über mögliche Streiks bekanntgegeben. Die Lokführer stimmten demnach mit 95 Prozent der Stimmen für einen Streik.
Bahnreisende müssen noch in der Ferienzeit mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen. Die GDL werde am Dienstagabend mit dem Frachtverkehr bei der DB Cargo ihren Streik beginnen, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag. Danach folge ab Mittwoch der Personenverkehr. Der Streik ende am 13. August um 02.00 Uhr.
Die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn hatte Weselsky am Montag als "gescheitert" bezeichnet, das Angebot der Bahn sei "viel zu wenig". Die GDL will nach seinen Worten eine Nullrunde im laufenden Jahr nicht akzeptieren, verlangt eine deutliche Corona-Prämie und Einkommenssteigerungen von 3,2 Prozent bei 28 Monaten Laufzeit.
Die Bahn will angesichts von neuen Milliardenverlusten während der Corona-Pandemie und großen Flutschäden einen länger laufenden Tarifvertrag und spätere Erhöhungsstufen bei gleicher Prozentzahl. Ein Streik wäre eine "Attacke auf das ganze Land", hatte Bahn-Personalchef Martin Seiler erklärt. Eine Bahn-Sprecherin sagte am Montag, dass Streiks Kunden und Beschäftigte wie ein "Schlag ins Gesicht" treffen würden.
Beim letzten GDL-Lokführer-Streik vor sechs Jahren hatte man einen Notfahrplan erstellt, um zumindest etwas Betrieb aufrecht zu erhalten. Im Fernverkehr konnte etwa ein Drittel der Züge fahren, vor allem auf den Hauptstrecken vom Ruhrgebiet nach Osten sowie von Hamburg nach Süden. Auch im Regionalverkehr und bei S-Bahnen dürfte bei einem Lokführerstreik ein Großteil der Züge ausfallen.
Der gestörte Betriebsablauf könnte dann auch bei Konkurrenten der Deutschen Bahn zu Einschränkungen führen. Neben dem Streit über Einkommenszuwächse tobt im Konzern ein Machtkampf zwischen der GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Für die GDL sind hohe Tarifabschlüsse für möglichst viele Berufsgruppen und Beschäftigte eine Frage des Überlebens und der künftigen Wachstumsmöglichkeiten.
(drob/dpa)