Nach mehr als vier Jahren Pause starten von Montag an am Flughafen Lübeck wieder Linienflüge. Die Gesellschaft Lübeck Air werde täglich außer samstags nach München und Stuttgart fliegen, sagte eine Flughafensprecherin. Er freue sich sehr, dass es endlich wieder regelmäßige Flugverbindungen von Lübeck in den Süden Deutschlands gebe, sagte der Geschäftsführer des Airports, Jürgen Friedel. Der letzte Linienflug hatte am 17. April 2016 abgehoben.
Die Maschine der Lübeck Air vom Typ ATR 72-500 mit 60 Sitzen war bereits vor knapp einem Monat in Lübeck gelandet. "Das war ein Meilenstein für den Flughafen", sagte Friedel. Ursprünglich hatte der Linienbetrieb bereits im Juni wieder aufgenommen werden sollen. Wegen der Corona-Pandemie musste der Neustart jedoch verschoben werden.
Bei Umweltschützern stoßen die neuen Linienflüge dagegen auf Ablehnung. So haben die Gruppen Fridays for Future und Extinction Rebellion für Montag zu Protestaktionen ausgerufen. Gerade Kurzstreckenflüge böten keine oder nur geringe Zeitersparnis im Vergleich zu einer Bahnfahrt, belasteten aber die Umwelt mit einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen, heißt es in den Aufrufen.
"Wir in Deutschland müssen es schaffen zu zeigen, dass Wohlstand und Umweltschutz keine Gegensätze sind", sagte dagegen Friedel. "Deshalb wollen wir die Luftfahrt zukunftsfähig machen, denn sie ist für eine stabile und verlässliche wirtschaftliche Entwicklung unentbehrlich."
Mit Aktionen in München, Lübeck, Berlin und Düsseldorf machen die Aktivisten darauf aufmerksam, dass die Luftfahrtbranche weiterhin Kurzstreckenflüge durchführt, die einen erheblichen Beitrag zum großen und schädlichen CO2-Fußabdruck Deutschlands beitragen.
In einer Pressemail stellen die Aktivisten von Extinction Rebellion ihren Standpunkt dar. "Führende Wissenschaftler prognostizieren, dass die Erde sich aller Wahrscheinlichkeit nach bis zum Ende des Jahrhunderts auf über drei Grad erwärmen wird. Unsere Gesellschaft, wie wir sie jetzt kennen, wird darunter zusammenbrechen", sagt Susanne Egli, Meeresbiologin und Teil der Extinction Rebellion Ortsgruppe München. "Es ist demnach unsere Pflicht, gegenüber den kommenden Generationen, jetzt, im Jahr 2020, alles Mögliche und Nötige dagegen zu tun, wie z.B. konkret Flugverkehr zu stören und die Klimaschmutzlobby aufzuhalten. Unsere Regierung versagt, uns Bürger*innen vor der Klimakatastrophe zu schützen, daher müssen wir selbst handeln", so Egli weiter.
"Die Wiedereröffnung eines kaum genutzten Flughafens für innerdeutsche Flüge setzt ein falsches Zeichen in der voranschreitenden Klimakrise. Wir fordern ein Verbot von Kurzstreckenflügen und ein Ende der Subventionen im gesamten Flugverkehr", wird Juliane, Aktivistin aus Berlin, zitiert.
In Lübeck eröffnete bereits am Sonntag ein Klimacamp am Flughafen. Seit Montagmorgen 5:00 Uhr blockieren Aktivisten in Lübeck das Flugfeld. Sie rollten bei der Blockade des Flugfeldes ein Banner mit der Aufschrift "Kurzstreckenflüge nur für Insekten" aus. Dieser wurde dann allerdings von Sicherheitskräften auf dem blockierten Rollfeld zerrissen.
Ein Aktivist unternahm den Versuch sich an das Flugzeug zu kleben, wurde allerdings von den Sicherheitskräften davon abgehalten und in Gewahrsam genommen.
(vdv/dpa)