Der in den USA wegen Doppelmordes verurteilte Deutsche Jens Söring ist auf dem Weg nach Deutschland. "In diesem Moment ist Jens in der luft. Genauso frei wie die 300 Passagiere um ihn herum, die aus dem Urlaub kommen oder ihre Familien besucht haben", hieß es auf einem Twitter-Account, der von Mitgliedern des Freundeskreises des 53-Jährigen betrieben wird.
Söring reise mit dem Linienflug UA932 und habe die Maschine von United Airline am US-Airport Washington/Dulles am Dienstag um 3.15 Uhr deutscher Zeit (Montagabend US-Zeit) bestiegen, berichtete eine mitreisende Reporterin der RTL/ntv-Redaktion. Das Flugzeug wurde gegen 11.20 Uhr am Frankfurter Flughafen erwartet. Den Angaben nach reiste Söring in der Economy Class.
Wegen Mordes an den Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom im Jahr 1985 war der Deutsche zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden und hat mehr als 30 Jahre im US-amerikanischen Gefängnis verbracht. Söring hatte die Morde zunächst gestanden, später aber das Geständnis widerrufen. Er beteuert bis heute seine Unschuld.
Die Linienmaschine von United Airlines hatte am Montagabend (Ortszeit) den Flughafen Washington Dulles in Richtung Frankfurt/Main verlassen. Eine offizielle Bestätigung der US-Einwanderungsbehörde ICE, dass sich Söring an Bord des Fliegers befand und das Land verlassen habe, gab es zunächst nicht.
Freunde und Unterstützer wollen den 53-Jährigen am Flughafen in Empfang nehmen. Söring will nach der Landung für ein kurzes Statement vor die Presse treten.
Söring hat insgesamt mehr als 33 Jahre in Haft gesessen, die meiste Zeit in den USA. Im November entschied ein zuständiges Gremium im US-Bundesstaat Virginia, ihn auf Bewährung freizulassen und abzuschieben. Begnadigt wurde er nicht. In Deutschland ist Söring ein freier Mann. In die USA darf er nie wieder einreisen.
Seine Unterstützer und Freunde haben in Deutschland nach eigenen Angaben eine Wohnung, ein Handy und Kleidung für Söring besorgt. Der Ex-Häftling will demnach nach seiner Ankunft in Deutschland erst einmal Urlaub machen und dann durch das Land reisen und seine Unterstützer besuchen.
Festgenommen worden waren Söring und Haysom 1986 in Großbritannien. Dorthin waren sie geflüchtet, als sie wegen des Mordes unter Verdacht gerieten. Großbritannien stimmte der Auslieferung Sörings an die USA nur unter der Bedingung zu, dass die Todesstrafe nicht verhängt wird. Haysom wurde wegen Anstiftung zum Mord zu zweimal 45 Jahren Haft verurteilt. Der Fall erregte in den USA und international viel Aufmerksamkeit und polarisiert noch immer.
Rund drei Wochen verbrachte Söring in Auslieferungshaft. Reporter der "Bild"-Zeitung besuchten ihn dort. Mit Blick auf das Staatsgefängnis in Virginia, wo er zuvor inhaftiert gewesen war, sagte er der "Bild":
Jeder Tag sei ein Überlebenskampf gewesen. Es habe "immer mehr Gangs, Drogen und Tote" gegeben.
(dpa/lin)