Kurz vor Heiligabend treffen in diesen Tagen tausende Wunschzettel in den Weihnachtspostfilialen ein. Ehrenamtliche Mitarbeiter beantworten jeden der oft liebevoll gestalteten Briefe. "Bei vielen Kindern stehen Klassiker immer noch ganz oben auf der Wunschliste", sagt Britta Töllner, Sprecherin der Deutschen Post für die Christkind-Filiale in Engelskirchen bei Köln.
Lego, Playmobil und Puppen gehörten seit Jahren zu den Dauerbrennern. Dieses Mal seien auch vielfach Rollschuhe, Zauberkästen und Kinderkameras gefragt. Der siebenjährige Lonis wünscht sich "zum Basteln rote, silberne und goldene Stifte" und der achtjährige Julian "drei Spardosen, wo man einen siebenstelligen Code eingeben kann".
Auch beim Christkind im unterfränkischen Himmelstadt kommen vorwiegend recht bodenständige Wünsche an, sagt Postamt-Leiterin Rosemarie Schotte, und zitiert ein paar Beispiele: Holzobst für den Kaufladen, eine Flöte, ein Schulranzen, ein Schnitzmesser oder eine Popcornmaschine – "aber mit Mais, sonst nutzt sie ja nichts".
Für die Spielzeugverkäufer sind die Wochen vor Weihnachten traditionell die wichtigste Zeit des Jahres. Mit dem Weihnachtsgeschäft erzielen sie gut 40 Prozent ihres Jahresergebnisses. Nach Einschätzung des Handelsverbands Spielwaren werden neben Klassikern wie Puppen und Kugelbahnen auch viele interaktive Spielzeuge unter dem Tannenbaum liegen – etwa Kuscheltiere, die sprechen und sich bewegen können, oder App-gesteuerte Spielautos.
Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte plant mehr als jeder dritte Erwachsene, Kindern zu Weihnachten Bücher zu schenken, ein Drittel der Befragten will ihnen mit Spielen eine Freude machen. Bei den Geschenken für Jugendliche haben Erwachsene offenbar weniger konkrete Ideen: Hier wollen die meisten Befragten Geld (39 Prozent) verschenken, gefolgt von Gutscheinen (30 Prozent).
In den Briefen ans Christkind äußern die jungen Absender aber nicht nur materielle Wünsche. "Mindestens die Hälfte der Kinder wünscht sich außerdem Sachen, die man nicht kaufen kann – zum Beispiel mehr Zeit mit dem Papa, einen schönen Tag mit Freunden oder dass die Oma wieder gesund wird", sagt Post-Sprecherin Töllner. Globale Wünsche wie "Frieden auf Erden" und "dass niemand hungern muss" seien ebenfalls häufig dabei. Viele Jungen und Mädchen beschäftige auch das Thema Klimaschutz - etwa "dass der Plastikmüll aus den Meeren verschwindet".
Nach dem Eindruck der Christkind-Mitarbeiter haben immaterielle Wünsche in den Briefen seit etwa fünf Jahren zugenommen. "Vielleicht wird es für die Kinder wichtiger, dass alles schön ist und bleibt", mutmaßt Töllner.
Auch die Psychologin Birgit Langebartels vom Kölner Rheingold-Institut sieht in solchen Wünschen eine Sehnsucht nach Sicherheit im Alltag. Angesichts zerbrechender Familienstrukturen und gesellschaftlicher Umwälzungen herrsche bei vielen Kindern – wie auch Erwachsenen – ein Gefühl der Orientierungslosigkeit. Mit dem "großen" Wunsch nach Frieden oder der Rettung des Klimas verbinde sich für Kinder die Hoffnung, dass auch im "kleinen" eigenen Umfeld alles gut werde.
(dpa/lin)