Menschen beim vorweihnachtlichen Einkaufsbummel während der Corona PandemieBild: www.imago-images.de / Christoph Hardt
Deutschland
Der Einzelhandel in Deutschland fürchtet angesichts
der ausbleibenden Erfolge in der Corona-Eindämmung einen monatelangen
Lockdown für große Teile der Branche. In einem Brief an
Kanzleramtsminister Helge Braun warnte der Präsident des
Handelsverbandes Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, selbst wenn
nach Weihnachten der gesamte Nicht-Lebensmittelhandel geschlossen
werde, könne mit höchster Wahrscheinlichkeit der angestrebte
Inzidenzwert von 50 bis zum 11. Januar nicht erreicht werden.
"Wir befürchten damit in einen perspektivlosen Zustand mit einem
wochen- oder monatelangen Lockdown zu geraten, den der überwiegende
Teil des innerstädtischen Einzelhandels nicht überleben wird", warnte
der HDE-Präsident. Deshalb müsse schon jetzt klargestellt werden,
dass ein möglicher Jahresend-Lockdown nicht verlängert werde.
Der Handelsverband Deutschland fordert eine Klarstellung über die Dauer des Lockdowns
Sanktjohanser warnte vor Überlegungen, den Nicht-Lebensmittelhandel
schon ab dem 21. Dezember zu schließen. "Eine solche politische
Entscheidung hätte nicht nur fatale wirtschaftliche Folgen für unsere
Branche, sondern würde auch einen Kundenansturm bis hin zu
Panikkäufen auslösen." Das sei mit Blick auf die in der Pandemie
gebotene Entzerrung der Kundenströme völlig kontraproduktiv.
Sanktjohanser betonte, der Handel sei kein Infektionshotspot. Dies
bewiesen schon die unterdurchschnittlichen Infektionen bei den
Mitarbeitern. Die erwogene Schließung eines großen Teils des
Einzelhandels sei deshalb nicht verhältnismäßig, zumal jeder
Schließungstag alleine im Nicht-Lebensmittelhandel Umsatzausfälle von
800 Millionen Euro verursachen werde.
Die Maßnahmen der Bundesregierung könnten viele Einzelhändler in den Ruin treiben
Erneute Ladenschließungen hätten nach Einschätzung des HDE fatale
Folgen für das Überleben vieler Einzelhändler. "Es wäre daher
zwingend, dass die von einem möglichen Lockdown betroffenen
Unternehmen für den gesamten Zeitraum der Schließung umfassend
entschädigt werden", verlangte der HDE-Präsident. Für Dezember müsse
der direkt betroffene Einzelhandel zu 70 beziehungsweise 75 Prozent
seines Umsatzausfalls entschädigt werden. Das gleiche müsse für die
Schließungstage im Januar gelten. "Es wäre nicht nachvollziehbar,
wenn dem Handel im Vergleich zu anderen Branchen ein Sonderopfer
abverlangt wird", schrieb Sanktjohanser.
(lfr/dpa)