In Teilen Deutschlands kommt es zu Zugausfällen.Bild: www.imago-images.de / Arnulf Hettrich
Deutschland
Eisige Kälte, Schneestürme und Glatteis: Die Prognosen für große Teile des Landes waren seit Tagen alarmierend. Doch das große Chaos ist vorerst ausgeblieben.
Der große Wintereinbruch hat Teile
Deutschlands in der Nacht zum Sonntag erfasst, ist aber zunächst
hinter den Befürchtungen der Rettungsdienste und Meteorologen
zurückgeblieben. Der erste Eisregen fiel bereits am Samstagabend in
Teilen Nordrhein-Westfalens und sorgte für spiegelglatte Straßen. Und
in Niedersachsen gab es vereinzelt erste Schneeverwehungen. Heftige
Schneefälle führten in Thüringen vielerorts zu Unfällen auf glatten
Straßen. Die Polizeidienststellen registrierten zunächst keine
größeren Probleme.
Bis in die Nacht zum Montag rechnen die Meteorologen mit Schneechaos.
In der nördlichen Mitte Deutschlands sei mit 15 bis 40 Zentimeter
Neuschnee und Schneeverwehungen bis über einen Meter zu rechnen, hieß
es beim Deutschen Wetterdienst (DWD). In Nordrhein-Westfalen
erwarteten die Meteorologen am Sonntag auch bei Tageseinbruch weiter
mit starken Schneefällen und gefährlichem Eisregen.
Zugausfälle in NRW, Hamburg und der Region Leipzig/Halle
Die Bahn hatte ihre Schneeräumtrupps in Bereitschaft gesetzt, warnte
aber trotzdem vor möglichen Zugausfällen. Zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen sowie zwischen Hamburg und Hannover verkehren Züge derzeit nicht – zwischen Hamburg und Berlin komme es zu Einschränkungen, wie die Deutsche Bahn am Morgen mitteilte. Nicht vom Fernverkehr angefahren werde die Region Leipzig/Halle.
In manchen Teilen Deutschlands kam es wegen der Unwetterwarnung zu Zugausfällen.Bild: dpa / Bodo Marks
"Besonders starker Wind und Schneeverwehungen machen den Einsatzkräften zu schaffen."In NRW und Niedersachsen war bereits zuvor von Problemen im Regionalverkehr berichtet worden. "In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen ist der Zugverkehr durch starken Schneefall beeinträchtigt", hieß es nun weiter. Die Situation an den Bahnhöfen sei aber ruhig. Die meisten Menschen hätten sich an die Empfehlung des Deutschen Wetterdienstes gehalten und seien zuhause geblieben.
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt besonders betroffen
Die erste Hälfte der Nacht zum Sonntag ist für die Autobahnpolizeien
in Niedersachsen trotz Schneefalls relativ ruhig verlaufen. Auf der A
30 stürzte am Morgen bei Schüttorf ein Lastwagen auf glatter Straße
um, der Abschnitt wurde in Fahrtrichtung Osten gesperrt.
Auf der A 4 zwischen Erfurt und Weimar blieben LKW liegen.Bild: www.imago-images.de / Bernd März
In einem Streifen vom Münsterland bis nach Sachsen-Anhalt meldete der
DWD am Sonntagmorgen starke Schneeverwehungen sowie Schneefälle und
Schneeverwehungen von Nordrhein-Westfalen bis nach Sachsen. Der DWD
warnte für die Nacht auf Sonntag bis Montag vor Schnee mit starken
bis extremen Schneeverwehungen über der Mitte Deutschlands.
Milde Temperaturen im Süden
Ganz anders zeigte sich das Wetter am Samstag hingegen im Süden, wo
die Menschen deutlich mildere Temperaturen erwarten. Der Grund:
Während über der Mitte Deutschlands Kaltluft arktischen Ursprungs
liegt, lenken Tiefdruckgebiete über Westeuropa laut DWD sehr milde
Luft nach Bayern und Baden-Württemberg.
Ein DWD-Sprecher verwies dabei kürzlich auf den sogenannten
Polarwirbel-Split. Normalerweise bewegt sich dieser Luftwirbel
kreisförmig direkt über der Region des Nordpols - daher auch der
Name. Der Wirbel verstärkt sich regelmäßig im Winter, wenn kein
Sonnenlicht die Atmosphäre dort erwärmen kann und diese sich
zunehmend abkühlt, was zu einem Druckabfall in der Höhe führt. Kommt
es zu einem "Ausbruch", teilt sich der Wirbel und kann sich
verlagern. "So einen Ausbruch gibt es immer wieder mal – aber diesmal
erwischt es uns voll", sagte der Experte.
In Teilen Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Sachsen-Anhalts
galt am Samstag die Höchste Warnstufe des DWD. Am Alpenrand gab es
Warnungen vor schweren Sturmböen, im Norden und der Mitte vor Sturm-
und Windböen. Im Vorfeld hatten Meteorologen von einem "denkwürdigen
Ereignis mit Seltenheitswert" – und Vergleiche zum Winter 1978/79
gezogen, als bei einer Schneekatastrophe in Norddeutschland das
Verkehrs-, Versorgungs- und Kommunikationsnetz zusammenbrach.
(lau/dpa)