Die Zahl der Arbeitslosen ist auf 2,901 Millionen gestiegen.Bild: www.imago-images.de / Fleig
Deutschland
Der deutsche Arbeitsmarkt trotzt dank der großen
Zahl an Kurzarbeitern weiter der Corona-Krise – zumindest auf den
ersten Blick. Langsam werden in den Statistiken der
Bundesagentur für Arbeit aber auch Effekte sichtbar, die sich zu
schwer reparierbaren Langzeitschäden auswachsen können. Der deutliche
Anstieg bei der Langzeitarbeitslosigkeit ist ein Beispiel dafür.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Januar saisonüblich gestiegen, um 193.000 auf 2,901 Millionen. Die Arbeitslosenquote
erhöhte sich damit im Januar um 0.4 Prozentpunkte auf 6.3 Prozent,
wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte.
Der Januar-Anstieg fiel damit in diesem Jahr sogar noch etwas
geringer aus als im Vorjahr.
Erstmals seit fünf Jahren eine Million Langzeitarbeitslose
Allerdings: Von den 193.000 neuen Arbeitslosen fallen 60.000 in die
Kategorie Langzeitarbeitslose. Im Februar wird nach Einschätzung des
Vorstandschefs der Bundesagentur, Detlef Scheele, erstmals seit fünf
Jahren wieder die Grenze von einer Million Langzeitarbeitslosen
übersprungen. Die Entwicklung schmerzt: Dank einer guten Konjunktur
und gezielter arbeitsmarktpolitischer Eingriffe war es gelungen, die
Zahl der Langzeitarbeitslosen, also derjenigen, die mehr als ein Jahr
auf Jobsuche sind, auf unter 700.000 zu drücken. "Dass das, was wir
erreicht haben, wie Schnee in der Sonne wegschmilzt, das ist schon
bitter, das muss man eindeutig sagen", sagte Scheele.
In der Januar-Statistik sind erstmals die Auswirkungen des im
Dezember verhängten, coronabedingten Lockdowns berücksichtigt. Für
ihre Statistik hat die Arbeitsagentur Datenmaterial bis zum 13.
Januar erfasst. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosigkeit deutlich. Im Januar 2021 waren 475.000 Menschen mehr arbeitslos als noch im Januar 2020, wie die Bundesagentur weiter mitteilte. Diese Zahl sei komplett auf die Corona-Krise zurückzuführen.
Viele Menschen in Kurzarbeit
Besonders kritisch sei die Situation bei den Minijobs, die nicht
sozialversicherungspflichtig sind und somit auch nicht durch
Kurzarbeit abgefedert werden können. Allein im November seien 100.000
Minijobs im Gastgewerbe verloren gegangen. "Insgesamt haben wir eine
halbe Million weniger Minijobs als vor einem Jahr", sagte Scheele.
In der Zeit vom 1. bis zum 25. Januar haben den Angaben zufolge 78.000 Betriebe für 745.000 Personen Kurzarbeit angemeldet. In den
Monaten November, Dezember und Januar hätten mit 170.000 Betrieben
mehr Unternehmen Kurzarbeit angemeldet als in der gesamten
Finanzmarktkrise zusammen.
Diese Zahlen entsprechen aber nicht der tatsächlichen Zahl der
Kurzarbeiter, diese kann erst nach entsprechender Abrechnung mit
mehrwöchiger Verzögerung akkurat angegeben werden. Die jüngsten
validen Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit stammen aus
dem November. Der Höhepunkt der Kurzarbeiterwelle war im April 2020, als knapp sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit waren.
Die Kurzarbeit wirke als Brücke, habe aber auch Nachteile, sagte
Scheele. "Wir haben nichts von Massenentlassungen gelesen", sagte
Scheele. Es werde aber auch schwerer für Betriebe, neue Beschäftigte
einzustellen, weil zunächst die Kurzarbeit abgebaut werden müsse. Wichtig sei es jetzt, dass
die Unternehmen eine Perspektive haben, die es auf absehbare Zeit lohnenswert erscheinen lässt, ihr Personal zu halten.
(pas/dpa)