Die beiden großen Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen stehen vor einem Zusammenschluss. Hier ein Bauprojekt von Vonovia in Essen.Bild: www.imago-images.de / Rupert Oberhäuser
Deutschland
Der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia
greift erneut nach dem Branchenzweiten Deutsche Wohnen. Vonovia gab
in einer Mitteilung vom Montagabend die Absicht bekannt, ein
freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot im Gesamtwert von rund 18
Milliarden Euro oder 53.03 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie abzugeben.
Das entspreche einer Prämie von knapp 18 Prozent auf den Schlusskurs
vom Freitag und von 25 Prozent auf den volumengewichteten
Drei-Monats-Durchschnittskurs. Anders als bei den bisherigen
Versuchen konnte sich Vonovia die Unterstützung der
Deutsche-Wohnen-Spitze sichern.
Beide Konzerne unterzeichneten eine Grundsatzvereinbarung über den
Zusammenschluss. Zur Finanzierung der Übernahme will Vonovia neue
Aktien für bis zu acht Milliarden Euro ausgeben. Vonovia selbst kommt
an der Börse derzeit auf einen Marktwert von knapp 30 Milliarden
Euro. Durch den Zusammenschluss sollen die jährlichen Kosten um 105
Millionen Euro gedrückt werden. Das Sparziel soll bis Ende 2024
erreicht werden.
Durch Übernahme entsteht Europas größter Immobilienkonzern
Die Offerte stehe unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmequote von
50 Prozent aller ausstehenden Deutsche-Wohnen-Aktien, der Erteilung
der fusionskontrollrechtlichen Freigabe "sowie weiterer üblicher
Bedingungen". Beide Unternehmen erwarteten, dass die
fusionskontrollrechtliche Freigabe vor Ende der Annahmefrist des
geplanten Übernahmeangebots erfolge, hieß es. Vorstand und
Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen begrüßten das Übernahmeangebot und
beabsichtigten dieses, vorbehaltlich der Prüfung der finalen
Angebotsunterlage, zu unterstützen und den Aktionären die Annahme zu
empfehlen.
Durch den Zusammenschluss entsteht den Angaben zufolge Europas
größter Wohnimmobilienkonzern mit einer gemeinsamen
Marktkapitalisierung von voraussichtlich rund 45 Milliarden Euro.
Dabei ist Vonovia trotz eines Kursrutsches von 13 Prozent seit
Jahresbeginn fast doppelt so viel wert wie Deutsche Wohnen, die um 3
Prozent zulegen konnten. Die beiden größten deutschen Vermieter
bringen es zusammen auf mehr als 500 000 Wohnungen. Der gemeinsame
Immobilienportfoliowert wurde auf knapp 90 Milliarden Euro beziffert.
Das künftige Unternehmen soll dann den Namen Vonovia SE führen, wie
mitgeteilt wurde. Der Sitz soll in Bochum bleiben, das Unternehmen
aber aus Bochum und Berlin geführt werden. Außerdem haben die
Parteien vereinbart, dass sie im Zusammenhang mit der Transaktion
keine betriebsbedingten Kündigungen zu früher als 1. Januar 2024
aussprechen werden.
Übernahme war zuvor mehrfach gescheitert
Der erste Übernahmeversuch war 2016 unter anderem am Widerstand der
Deutsche-Wohnen-Führungsspitze und einem zu geringem Interesse der
Aktionäre gescheitert. Der Übernahmekandidat hatte die Offerte als
feindlich bezeichnet und als nicht im besten Interesse seiner
Investoren. Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte Vonovia Kreisen
zufolge erneut einen Kauf erwogen. Am Ende der Erwägungen habe der
Konzern aber entschieden, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen.
(nb/dpa)