Ein Rachenabstrich kann auf akute Infektionen untersucht werden.Bild: dpa / Erwin Scheriau
Deutschland
17.11.2020, 12:4117.11.2020, 13:13
Als erster großstädtischer Raum wird
Berlin-Mitte Teil einer Corona-Antikörper-Studie des Robert
Koch-Instituts (RKI). Von Dienstag an sollen rund drei Wochen lang
bis zu 2.000 Bewohner einbezogen werden, wie Studienleiterin Claudia
Santos-Hövener am Montag in Berlin sagte. Bisher hätten sich von den
zufällig ausgewählten Menschen knapp 950 zur Teilnahme bereit
erklärt.
Den Freiwilligen stehen etwa ein Rachenabstrich und eine
Blutentnahme bevor: Der Abstrich wird auf eine akute Infektion
untersucht, die Blutprobe auf Antikörper. Deren Nachweis gilt als
Hinweis auf eine durchgemachte Infektion. Das RKI hofft auf
Erkenntnisse zur Dunkelziffer und zum Anteil symptomloser
Infizierter. Erste Ergebnisse sollen Ende Januar, Anfang Februar 2021
vorliegen.
Mitte gehöre mit mehr als 350 Infektionen in den vergangenen
sieben Tagen pro 100.000 Einwohner zu den Hotspots bundesweit,
betonte der Leiter der Abteilung für Infektionsepidemiologie am RKI,
Osamah Hamouda. Fast zwei Prozent der Menschen im Bezirk seien nach
bisherigen Meldedaten betroffen gewesen.
Auch Orte in Baden-Württemberg und Bayern nehmen an Studie teil
Im Vergleich zu den anderen drei Teilnehmer-Orten der Studie,
Kupferzell (Baden-Württemberg), Bad Feilnbach und Straubing (beide
Bayern), habe man es in Berlin-Mitte mit einem diffusen und laufenden
Infektionsgeschehen zu tun, so Studienleiterin Claudia
Santos-Hövener. In anderen Fällen seien Ausbrüche im Frühjahr auf
bestimmte Veranstaltungen zurückzuführen gewesen. Im viel diverseren
Mitte gehe es nun auch um Faktoren wie die soziale Lage der
Betroffenen sowie die Wohn- und Arbeitssituation.
Eine Studie der Uniklinik München hatte kürzlich gezeigt, dass
dort bis Anfang Juni rund 1.8 Prozent der Bevölkerung Antikörper
gegen das Virus entwickelt hatten. Das sei vier Mal mehr als der
Anteil der damals nachgewiesenen Infektionen, hieß es. Allerdings
sind bei nachweislich Corona-Infizierten häufig keine Antikörper
nachweisbar.
(lau/dpa)