Gestern hat Apple die neue iPhone-Reihe vorgestellt. Mit dem iPhone 12 kommen einige Änderungen.Bild: imago images / ZUMA Wire
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Apple ist mit seinem neuen iPhone 12 bei weitem nicht der erste
Anbieter von Telefonen für den superschnellen 5G-Funk. Aber der
Konzern könnte einer breiteren Nutzung der Technologie Schub geben.
iPhone 12: Apple liefert Ladegerät und Ohrhörer nicht mehr mit
Apple macht sein iPhone fit für den 5G-Datenfunk.
Alle vier Modelle des neuen iPhone 12 sind dafür gerüstet. Unter
perfekten Bedingungen seien damit Download-Geschwindigkeiten von bis
zu 3,5 Gigabit pro Sekunde erzielt worden, teilte der Konzern am
Dienstag mit. Das Apple-Telefon bekam nach drei Jahren auch ein
verändertes Design – es ist wieder etwas kantiger, wie zuletzt die
iPhone-5-Modellreihe. Erstmals werden die Telefone ohne Ladegerät und
Ohrhörer in der Verpackung verkauft.
Dieser Schritt werde jährlich ein Ausstoß von zwei Millionen Tonnen
Kohlenstoffemissionen vermeiden, betonte Apple – und rechnete vor,
dass dies der Belastung durch 450.000 Autos entspreche. Dabei
berücksichtigt der Konzern auch, dass durch die kleinere und
leichtere Verpackung 70 Prozent mehr Kartons pro Palette befördert
werden könnten. Das separate Ladegerät kostet gut 24 Euro.
Abgrenzung der Pro-Generation von Standard-iPhone
Apple treibt zugleich die Abgrenzung zwischen einem Standard-iPhone
und der Pro-Version mit mehr Technik-Innovationen voran. Schon bisher
hatten die teureren Pro-Geräte unter anderem mit einem Teleobjektiv
eine Kamera mehr. Beim iPhone 12 Pro setzte Apple zusätzlich eine
Bildstabilisierung um, bei der statt der Objektiv-Linsen der Sensor
schwankt, um Erschütterungen auszugleichen. Die Pro-Modelle können
auch besonders kontrastreiches Video mit HDR-Technologie aufnehmen
und bearbeiten. Für Fotografen entwickelte Apple ein eigenes
RAW-Format, das für Profis wichtige reichhaltige Lichtinformationen
mit Software-Bildbearbeitung verbindet.
Die Pro-iPhones bekamen – wie zuvor schon das iPad Pro – einen
Laserradar (LiDAR), der unter anderem für sogenannte erweiterte
Realität (Augmented Reality) nützlich sein kann. Dabei werden auf dem
Bildschirm digitale Inhalte mit der realen Umgebung vermischt. Das
iPhone 12 Pro gibt es wie bisher in zwei Größen – die Bildschirme
sind aber nun noch etwas erweitert worden. Von 5,8 auf 6,1 Zoll beim
kleineren Modell und von 6,5 auf 6,7 Zoll beim Pro Max. Den
Startpreis beließ Apple bei 1120 Euro beziehungsweise 1217,50 Euro
für die größere Version.
Apple-Glasscreen soll widerstandsfähiger sein
Als Standard-Version gibt es neben dem iPhone 12 mit 6,1-Zoll-Display
für gut 876 Euro nun auch ein Mini-Modell mit einem 5,4 Zoll großen
Bildschirm für rund 780 Euro. Andere Anbieter wie Samsung schneiden
ihre Modellreihen ähnlich zu.
Das Display-Glas des iPhone 12 soll dank Nanotechnologie deutlich
widerstandsfähiger sein als bisher, wie Apple ankündigte. So sei
viermal wahrscheinlicher, dass das neue Glas Stürze unbeschadet
überstehe. Ein neues Objektiv-System soll die Qualität von Fotos bei
schlechten Lichtbedingungen verbessern – darüber hinaus werden die
Bilder wie inzwischen üblich durch Software aufgebessert.
Das iPhone ist das mit Abstand wichtigste Apple-Produkt. Zugleich
steht Apple nicht in der vordersten Reihe der 5G-Unterstützer.
Wettbewerber wie Samsung, Huawei, Motorola und OnePlus hatten
teilweise vor mehr als einem Jahr 5G-Smartphones herausgebracht.
Vodafone und Telecom rüsten 5G-Netz auf
Bislang war das für die meisten Smartphone-Anwender nur wenig
relevant, weil die Mobilfunkprovider in Deutschland vergleichsweise
wenige 5G-Funkmasten in Betrieb genommen hatten. Der Ausbau der
5G-Netze hat aber im Sommer insbesondere bei der Deutschen Telekom
und Vodafone Fahrt aufgenommen. Zuletzt nahm auch Telefónica
Deutschland mit seinem O2-Netz erste 5G-Stationen in Betrieb. Nur der
vierte 5G-Lizenznehmer in Deutschland, 1&1 Drillisch, wartet noch ab.
In der Telekommunikations-Branche gibt es die Hoffnung, dass der
Einbau von 5G-Modems in die iPhone-Modellpalette einen Schub für die
breitere Nutzung der Technologie durch Verbraucher geben könnte. Das
in der Keynote genannte 5G-Spitzentempo von 3,5 Gigabit pro Sekunde
wird in deutschen 5G-Netzwerken im Alltag aber wohl nicht erreicht
werden. Experten rechnen eher mit Spitzengeschwindigkeiten von 1
Gigabit pro Sekunde im "Highband" (3,5 GHz) und der Hälfte im
"Midband" (1,8 GHZ). Den Spezifikationen zufolge unterstützt das
iPhone 12 auch das 700-MHz-Band, das von Vodafone vor allem in
ländlichen Gegenden eingesetzt wird.
Apple konnte rechtliche Hürde ohne Verfahren nehmen
Die neue Generation der Apple-Telefone war wegen der Corona-Krise
nicht wie sonst üblich im September präsentiert worden. Im Frühjahr,
als eigentlich eine enge Abstimmung mit den Zulieferbetrieben in
China notwendig war, konnten die Apple-Ingenieure nicht nach China
fliegen. Außerdem waren die Produktionsstätten von Foxconn und
anderen Apple-Partnern wochenlang gesperrt.
Um das iPhone mit dem schnelleren 5G-Datenfunk ausstatten zu können,
musste Apple rechtliche Hürden aus dem Weg räumen. Nach einem langen
Patent-Konflikt mit dem Modem-Spezialisten Qualcomm konnte der
iPhone-Hersteller eine außergerichtliche Einigung erzielen.
Zudem will Apple mit einem günstigeren Modell mehr Marktanteil im
Geschäft mit vernetzten Lautsprechern gegen Rivalen wie Google und
Amazon erobern. Der HomePod Mini soll in Deutschland 96,50 Euro
kosten, wie der iPhone-Konzern am Dienstag ankündigte. Damit geht
Apple auf das Preisniveau von Konkurrenzmodellen runter – während der
erste HomePod mit rund 300 Euro bis zuletzt viel teurer war. Der
HomePod Mini ist rund wie eine kleine Kugel - es ist die Form, auf
die jüngst auch Amazon bei seinen erfolgreichen Echo-Lautsprechern
mit der Sprachassistentin Alexa wechselte.
(vdv/dpa)