Wahlkampf in einer Pandemie ist schwierig. Keine Menschenmengen, kein Händeschütteln, keine Babys küssen. Und trotzdem: Die US-Präsidentschaftskandidaten müssen da irgendwie durch. Beide haben dafür ganz eigene Strategien entwickelt. Republikaner Donald Trump setzt bei seinen Auftritten auf einen nachlässigen Umgang mit den Corona-Regeln: er ohne Maske, seine Fans ohne Abstand. Demokrat Joe Biden versucht hingegen, möglichst konform zu agieren, damit auf seinen Veranstaltungen kein Ansteckungsrisiko besteht – und nutzt außerdem Alternativen, um Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. Sein Wahlkampfteam setzt etwa auf Videospiele.
So baute es Bidens eigene Trauminsel in dem Nintendo Switch-Spiel "Animal Crossing New Horizon" auf, wir berichteten. Das Idyll bietet neben jeder Menge "Team Joe"-Schildern ein Wahlkampfbüro sowie Wahllokale, über die sich Besucher über die Wahlen informieren können. Kürzlich schuf Bidens Team eine weitere Gaming-Immobilie. Diesmal allerdings nicht im friedlichen "Animal Crossing", sondern im Battle-Royale-Shooter "Fortnite". Keine Sorge, der Präsidentschaftskandidat prescht dort nicht mit einem E-Auto durch die Prärie und schießt auf Corona-Leugner. Das wäre ja auch kaum staatsmännisch. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine clevere Idee.
Die "Build Back Better with Biden"-Map (grobe Übersetzung: Besserer Wiederaufbau mit Biden) bietet sechs Minispiele, die sich um Bidens gleichnamigen Slogan drehen. Die sehen folgendermaßen aus:
Der Direktor für digitale Partnerschaften der Biden-Kampagne, Christian Tom, sagt "The Verge" dazu, dass es bei der "Fortnite"-Map darum ginge, eine neue Plattform zu erschließen. Spiele bieten dafür die beste Gelegenheit.
Ein kreativer Ansatz, das muss man Bidens Team lassen. Ein Kritikpunkt bleibt jedoch: Der Demokrat kämpft auch für schärfere Waffengesetze. So wenig brutal "Fortnite" auch ist, ein Shooter bleibt das Spiel trotzdem. Ob sich beides verträgt, muss jeder für sich entscheiden. Bei 350 Millionen registrierten Spielerinnen und Spielern gibt es zumindest ausreichend Raum für ein buntes Meinungsbild. Doch so viel sei gesagt: Auf Bidens Insel muss zumindest niemand schießen.
(tkr)