Neidvoller Blick nach Israel: Diese junge Frau wurde schon Mitte Februar in einem mobilen Impf-Bus geimpft. .Bild: dpa / Kfir Sivan
Exklusiv
02.04.2021, 16:4102.04.2021, 19:37
Seit mehr als drei Monaten wird in Deutschland gegen Covid-19 geimpft. Etwa genauso lange gibt es Unklarheit darüber, wann endlich genug Impfstoff zur Verfügung steht – und warum es nicht schneller geht. Sehr früh wurden Vorwürfe gegen Bundesregierung und EU laut, es sei alles nicht gut organisiert worden.
Immer neue schlechte Nachrichten beim Thema Impfkampagne
Tatsächlich sind andere Länder wie Israel oder Großbritannien deutlich schneller unterwegs. Umso schwerer wiegt das Chaos um Astrazeneca, das jetzt Vaxzevria heißen soll. Von der ersten schlechten Nachricht, dass der britisch-schwedische Konzern die Vereinbarungen über eine Lieferung von 80 Millionen Dosen an die EU im ersten Quartal nicht einmal ansatzweise zu halten in der Lage ist, ging es weiter und weiter: Unklar war anfangs mangels ausreichender Studienzahlen, ob der Impfstoff bei älteren Menschen gut genug wirkt, also bekamen ihn nur jüngere.
Schließlich die größte, folgenreichste Entdeckung, dass als seltene Nebenwirkung offenbar vor allem bei jüngeren Frauen eine Hirnvenenthrombose auftreten kann. Resultat: Mehr Unsicherheit, Impfstopp, Impfstopp-Aufhebung nach EMA-Untersuchung, dann aber neue Hirnvenenthrombose-Fälle, neue Datenlage, neue Entscheidungen – und hier sind wir nun: Astrazeneca wird in Deutschland nur noch an Menschen über 60 gegeben.
Vor allem bei den 18-29-Jährigen ist die Sorge größer
Was passiert nun? Werden Impftermine eingehalten? Wann gibt es genug der anderen Impfstoffe, bei denen es keinen Bedenken für Jüngere gibt – Biontech, Moderna, Johnson &Johnson? Diese Fragen beschäftigen die Impflaien im Land derzeit.
watson hat zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey nachgefragt, wie groß die Sorge ist, nun erst später geimpft zu werden, weil Astrazeneca nur noch an Menschen über 60 Jahren gegeben wird.
Das Ergebnis ist eindeutig: Vor allem jüngere Menschen fühlen sich betroffen. 42,5 Prozent der 18-29-Jährigen machen sich der repräsentativen Online-Erhebung zufolge Sorgen, nun erst später geimpft zu werden. Das ist klar der höchste Wert aller Altersgruppen.
Bild: Civey
Bei den 30-39-Jährigen ist die Sorge geringer, hier antworteten etwas mehr als ein Drittel (33,6 Prozent) mit "Ja" – während bei den 40- bis 49-Jährigen mit fast 39 Prozent wieder mehr Menschen sich wegen einer möglicherweise späteren Impfung Sorgen machen.
Mehr als die Hälfte alle Befragten "eher nicht" oder "auf keinen Fall" besorgt
Insgesamt ist dennoch zu beobachten, dass mehr als die Hälfte – bei den über 65-Jährigen, die ja immerhin auch von der nötig gewordenen Umstellung der Impftermine betroffen sein könnten, fast zwei Drittel – sich keine Sorgen machen, später dranzukommen. Über alle Altersgruppen hinweg sagten 55 Prozent der Befragten "eher nein" oder "nein, auf keinen Fall" zur Frage, ob sie sich Sorgen machten, dass sich ihre Impfung nun verzögere. Auch bei den 18- 29-Jährigen ist dieser Anteil mit 48,9 Prozent höher als der der besorgten Menschen.
Bild: Civey
Bis zum 1. April haben in Deutschland dem Robert-Koch-Institut zufolge 11,6 Prozent der Deutschen zumindest ihre erste Impfdosis erhalten, fünf Prozent auch die zweite. Noch im Februar sprach Angela Merkel davon, dass Ende März zehn Millionen Menschen bereits die zweite Impfdosis bekommen haben würden. An die Bundesländer geliefert wurden laut Bundesgesundheitsministerium bislang 15,8 Millionen Impfdosen.