Fehlt uns das Tanzen im Club? Das Feiern? Das Ausgelassensein? Wir sind hin- und hergerissen. Schwerelosigkeit bei wummernden Bässen, die Welt da draußen vergessen – ja, das vermissen wir. Und trotzdem verstehen wir, dass wir momentan verzichten müssen.
Schwerer fällt es dem Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT). Logisch. Er fordert, dass Clubs in der Coronakrise wieder öffnen dürfen. Die Betreiber wollen mit einer Maskenpflicht, Wegekonzepten, Lüftungsvorschriften und gegebenenfalls bezahlbaren Schnelltests für die Sicherheit der Besucher sorgen. "Bevor die Menschen wilde Privatpartys feiern, sollen sie lieber in Clubs gehen", sagt BDT-Präsident Hans-Bernd Pikkemaat gegenüber watson.
In den Diskotheken sei deutlich mehr Kontrolle möglich, beispielsweise durch Gästelisten oder Schnelltests vor dem Eintritt. Als Beispiel nannte Pikkemaat das Hygienekonzept der Stadt Wien. Dort seien bereits zentrale Stellen für Schnelltests eingerichtet worden. Diese könne man auch für akute Proben vor dem Clubbesuch nutzen.
"Es wird kein zweites Ischgl geben", sagt der BDT-Präsident zuversichtlich. Durch die außergewöhnlich hohen Räume in Diskotheken und die vorhandenen Lüftungsanlagen sei es ein Leichtes, Infektionen vorzubeugen. Wegen der Wiederöffnungen ist der Bundesverband seit geraumer Zeit mit verschiedenen Ministerien in Kontakt. So haben bereits Treffen mit Gesundheitsminister Spahn und Wirtschaftsminister Altmaier, der auch bei der "Club Convention" zu Gast war, stattgefunden.
Eine bundesweite Lösung sei laut BDT jedoch nicht absehbar, da die Entscheidungsgewalt weiterhin bei den Bundesländern liege. "Die Politik muss uns jetzt entgegenkommen", sagte Pikkemaat, "Sonderregelungen darf es nicht nur für die Fußball-Bundesliga geben."
Die verlängerten Überbrückungshilfen für die Veranstaltungsbranche sieht Pikkemaat positiv. Er fordere zudem, dass die Fixkosten zu 100 Prozent übernommen werden. Außerdem sei ein Unternehmerlohn für Clubbetreiber notwendig. Wenn die Clubs wieder aufmachen dürften, müsse auch eine Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent zum Konjunkturprogramm für Diskotheken gehören.
"Die Läden sind amtlicherseits seit Monaten im Sinne der Volksgesundheit geschlossen", sagte Pikkemaat. Wer die Clubs zumache, müsse aber auch für die Kosten aufkommen. "Wir brauchen ein Mitspracherecht bei zukünftigen Entscheidungen. Damit die Regelungen handwerklich nicht mehr so schlecht gemacht sind."
(mse)