Die Bundesregierung hat beschlossen, ab dem 1. Juli die Mehrwertsteuer von aktuell 19 Prozent auf 16 Prozent zu senken. Die meisten Supermärkte und Discounter kündigten auch bereits an, die Steuersenkung an ihre Kunden weitergeben zu wollen.
Aber was bedeutet das für die Preise? Aufgrund der prozentualen Senkung könnten uns bald kuriose Preise in den Filialen erwarten. Sind die Zeiten von 9,99 Euro vorbei? Werden alle Preisschilder in den Filialen ausgetauscht?
Als gebrochener Preis bezeichnet man Preise, die knapp unter dem vollen Betrag liegen. Meist ziehen Supermärkte einen Cent ab (4,99 oder etwa 9,99), um die Produkte preislich attraktiver wirken zu lassen.
Noch ist nicht ganz klar, wie die Supermärkte mit der Mehrwertsteuer-Senkung umgehen werden. Laut der "Lebensmittel-Zeitung" zieht der Supermarkt-Kette Tegut in Erwägung, die Mehrwertsteuer erst an der Kasse abzuziehen.
Lidl dagegen will sich dagegen erstmals von der 9-Cent-Regel verabschieden. Die Preise fallen demnach bei Lidl laut "Lebensmittel-Zeitung" bei Lebensmittel um 1,9 Prozent (niedriger Steuersatz) und bei Aktionsware um 2,5 Prozent (normale Mehrwertsteuer).
Wir haben bei weiteren Supermärkten nachgefragt, wie sie mit der Aufgabe umgehen.
Auch Kaufland verspricht gegenüber watson, die Mehrwertsteuerreduktion in vollem Umfang an seine Kunden weitergeben zu wollen. "Unser Anspruch ist es seit jeher, unseren Kunden günstige Preise anzubieten. Daher ist es für uns selbstverständlich, dass wir die Steuersenkung an unsere Kunden weitergeben", teilte eine Sprecherin mit.
Auch die Neun-Cent-Regel wird demnach Geschichte sein. "Ab 1. Juli werden alle Produkte in unseren deutschen Kaufland-Filialen mit den reduzierten Preisen ausgezeichnet sein. Durch die Neuberechnung mit 16 statt 19 Prozent bzw. 5 statt 7 Prozent Mehrwertsteuer ergeben sich 'krumme Preise', die wir im Sinne einer größtmöglichen Transparenz exakt weitergeben", heißt es weiter von Kaufland.
Der Aufwand und die Kosten dafür, in rund 670 Filialen durchschnittlich 30.000 Artikel neu auszuzeichnen, seien "immens".
Edeka begrüßt die Mehrwertsteuer-Senkung und plant ebenfalls, steuerliche Vorteile "vollumfänglich" an die Kunden weiterzugeben. "Dies gilt generell auch für alle Preisvorteile, die wir im Einkauf erzielen", teilte eine Sprecherin gegenüber watson mit.
Weiter wollte sich das Unternehmen aber über die zukünftigen Preise nicht äußern.
Aldi Nord und Süd planen ebenfalls günstigere Preise für die Kunden dank der Mehrwertsteuer-Senkung. "Dies ist nicht nur fester Bestandteil des 'Aldi-Prinzips', sondern untermalt auch unsere Position als Preisführer im deutschen Lebensmitteleinzelhandel", teilte ein Sprecher von Aldi Nord im Namen beider Discounter mit.
Weitere Einzelheiten konnte der Sprecher aber noch nicht nennen. "Die genaue Ausgestaltung befindet sich noch in der Planung. Hier gilt es zunächst noch einige Fragestellungen zu klären."
Die Herausforderungen für die Supermärkte dürften tatsächlich massiv sein.
Es müssen nicht nur Preisschilder getauscht werden, auch Umsätze müssen neu geplant werden, weil damit gerechnet wird, dass sich Kunden auf bestimmte Produkte stürzen werden, die durch die Steuersenkung billiger werden. Und das alles nach einer Phase, die ohnehin äußerst anstrengend für die Mitarbeiter der Lebensmittelgeschäfte gewesen sein dürfte.
(vdv)