In mehreren deutschen Städten sind am Samstag erneut Kritiker der staatlichen Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen. In Frankfurt setzte die Polizei Wasserwerfer ein – erst bei Gegendemonstranten, dann bei Corona-Leugnern.Bild: dpa / Boris Roessler
Exklusiv
15.11.2020, 08:2215.11.2020, 16:53
In mehreren deutschen
Städten sind am Samstag erneut Kritiker der staatlichen
Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen. Größere Demonstrationen gab
es etwa in Karlsruhe und Regensburg. Bei einer
"Querdenken"-Demonstration in Frankfurt am Main ging die Polizei mit
Wasserwerfern gegen linke Gegendemonstranten vor. Die dortige
Abschlusskundgebung der "Querdenker" lösten die Beamten nach kurzer
Zeit auf, da die Hygieneauflagen nicht eingehalten wurden.
Etwa 300 Menschen hatten an der Gegendemonstration teilgenommen.
Sie stellten sich auf mehrere Kreuzungen, zeigten Banner mit der
Aufschrift "Die Rechten zu Boden" sowie den Symbolen der Antifa. Zwei
Mal räumte die Polizei die Kreuzungen mithilfe von Wasserwerfern. Die
Beamten setzten am Samstagnachmittag vereinzelt auch Schlagstöcke
ein, um den Weg für den Demonstrationszug der rund 600 "Querdenker"
im Bahnhofsviertel frei zu räumen. Hierzu erklärte die Polizei,
Beamte seien angegriffen worden.
Gegenüber watson äußerte sich die Polizei Frankfurt zum Geschehen am Samstag wie folgt:
"Ein Wasserwerfer wurde wegen Blockaden des angemeldeten Aufzugs eingesetzt. Eine Blockade stellt eine Straftat dar, weshalb der Einsatz nicht unverhältnismäßig war. Zudem ist der Einsatz eines Wasserwerfers ein milderes Mittel als ein Schlagstock- oder ein Reizstoffeinsatz."
Polizei Frankfurt gegenüber watson
Corona-Demonstranten hielten keinerlei Regeln ein
Trotz der Auflösung der "Querdenken"-Kundgebung harrten Hunderte
Demonstranten auf dem Platz aus, die Polizei setzte wieder den
Wasserwerfer ein. Die Stadt hatte umfangreiche Auflagen verhängt.
Dennoch trugen in dem "Querdenker"-Zug, der unter dem Motto "Kein
Lockdown für Bembeltown" stand, viele der Demonstranten nicht wie
vorgeschrieben einen Mund-Nasen-Schutz und hielten auch nicht den
vorgegebenen Abstand ein.
In Bayern demonstrierten in Regensburg und Aichach jeweils rund
1000 Menschen gegen diverse Corona-Maßnahmen, wie die Polizei
mitteilte. In Regensburg musste die Polizei mehrere Menschen
abweisen, da die von den Behörden festgelegte Obergrenze an
Teilnehmern erreicht war. Es habe mehrere Anzeigen gegeben, unter
anderem wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht und wegen des
Verdachts falscher Atteste, sagte ein Sprecher. Zudem werde in einem
Fall wegen eines Angriffs auf einen Polizeibeamten sowie in einem
anderen Fall wegen Beleidigung ermittelt.
Deutschlandweite Demonstrationen
In Karlsruhe versammelten sich bis zu 1000 Menschen bei einer
"Querdenken"-Demonstration. Bei der Demo gab es laut Polizei
lautstarke Diskussionen. Insgesamt sei die Veranstaltung aber
friedlich verlaufen. Die Teilnehmer demonstrierten ohne Maske, aber
mit Abstand. Die Polizei verzeichnete auf dem Demo-Gelände selbst
keine größeren Verstöße gegen den Mindestabstand von 1.50 Metern.
Beim Gang dorthin und beim Einlass registrierte sie aber bis zum
späten Nachmittag über 200 Verstöße. Etwa 130 Menschen kamen zudem zu
einer Gegendemo zusammen.
Im ostfriesischen Aurich gingen nach ersten Schätzungen der
Polizei rund 150 Teilnehmer bei einer Demo des Bündnisses
"Querdenken" auf die Straße. Dabei sei es ruhig und friedlich
geblieben, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagnachmittag. Auf dem
Marktplatz der Stadt kamen zeitgleich Gegendemonstranten zusammen.
In Leipzig war vor einer Woche eine Kundgebung von Gegnern der
Corona-Maßnahmen aus dem Ruder gelaufen.
(mse/dpa)