Zu Beginn der Coronakrise teilten Nutzer in den sozialen Medien immer wieder das gleiche Bild: Altglascontainer, vor denen hunderte leere Flaschen standen. Damals war es noch ein Gag – da Restaurants und Kneipen im Frühjahr geschlossen waren, tranken die Menschen deutlich mehr in ihren eigenen vier Wänden. Angesichts der aktuell steigenden Infektionszahlen könnte es auch im Herbst und Winter wieder zu Schließungen von Kneipen und Gaststätten kommen.
Darunter leiden nicht nur die Gastronomen und ihre Angestellten, auch die Getränkehersteller haben zu kämpfen. Sogar der Weltkonzern Coca-Cola stellt nun 200 Marken ein, gut die Hälfte seines Portfolios. Auch deutsche Angebote sind von der Konzernentscheidung betroffen.
Die großen Marken wie Coke, Sprite und Fanta dominieren den Umsatz des US-Konzerns aus Atlanta. Auf der anderen Seite erwirtschaften mehr als die Hälfte der Marken des Unternehmens zusammen nur zwei Prozent des Umsatzes, sagte Konzernchef James Quincey bereits im Juli dieses Jahres. Sie kosten die Firma dennoch Geld. Deswegen sind die kleinen, umsatzschwachen Marken nun auch die ersten, die gestrichen werden.
"Das Unternehmen geht davon aus, dass es künftig ein Portfolio von circa 200 Hauptmarken anbieten wird, was einer Reduzierung um etwa 50 Prozent gegenüber der derzeitigen Anzahl entspricht", verkündete Coca-Cola in einer Pressemitteilung. Hintergrund sei, dass das Unternehmen ein Wachstumsportfolio anbieten wolle. Dies bedeute, das Angebot müsse aus globalen, regionalen und lokalen Marken bestehen, die das stärkste Potenzial haben, die Verbraucherbasis zu vergrößern und die Systemmargen zu erhöhen.
Welche Auswirkungen hat diese Entscheidung nun auf den deutschen Markt? Stehen die Verbraucher künftig vor leeren Getränkeregalen? Wessen Lieblingsdrinks werden eingestellt? Müssen Sprite-Zero-Liebhaber bangen?
"Wir werden die Vertriebsstrategie für die Mineralwassermarke 'Apollinaris' anpassen", erklärt eine Konzernsprecherin gegenüber watson. "Künftig wird die Traditionsmarke aus Bad Neuenahr ausschließlich im Außer-Haus-Markt erhältlich sein." Das bedeutet konkret: In Supermärkten wird "Apollinaris" nicht mehr erhältlich sein. Wollt ihr das Wasser weiterhin trinken, müsst ihr dafür ein Restaurant aufsuchen, dass es anbietet.
"Darüber hinaus soll die Marke 'Sodenthaler' vom Markt genommen werden", sagt die Sprecherin. Auch das Unternehmen aus Sulzbach bei Aschaffenburg hat sich auf die Abfüllung von Mineralwasser spezialisiert. Weitere Veränderungen im Markenportfolio sind laut Konzern in Deutschland nicht geplant.
Softdrink-Angebote sind demnach nicht von der Reduzierung des Angebots, zu der es Anfang 2021 kommen soll, betroffen.
Die Nettoeinnahmen von Coca-Cola gingen im Quartal bis September um neun Prozent auf 8,7 Milliarden US-Dollar zurück. Im vorhergehenden Quartal hatte es noch einen Rückgang um 28 Prozent gegeben, da viele der Marken bei Veranstaltungen sowie in Kinos, Bars und Restaurants ausgeschenkt werden. Alles Orte, die in der Pandemie schließen müssen oder weniger Gäste bewirten dürfen.
Im Juni hatte der Konzern bereits bekannt gegeben, in Deutschland nicht erhältliche Getränke wie den Energydrink Tab, das Kokusnusswasser Zico und die Saftmarke Odwalla einzustellen. Sprite-Zero-Fans dürfen also aufatmen.
(mse)