Die Räumung des besetzten Hauses "Liebig34" im Berliner Stadtteil Friedrichshain am Freitag war auch über die Berliner Stadtgrenzen hinaus ein viel beachtetes Ereignis. Das Haus ist ein Symbol der linksradikalen Szene, um das lange heftig gestritten wurde.
1500 Polizisten waren bei der Räumung im Einsatz. Wie die Beamten erklärten, wurden rund 60 Menschen aus dem Haus in der Liebigstraße 34 geführt. Dabei habe es vereinzelt Widerstand gegeben. Ansonsten sei die Räumung aber friedlich verlaufen.
Bei einer Demo der Szene am Freitagabend von Mitte nach Prenzlauer Berg kam es jedoch trotz großen Polizeiaufgebots zu Gewaltausbrüchen. Randalierer warfen nach Polizeiangaben immer wieder Flaschen und Steine gezielt auf Einsatzkräfte. Zudem wurden Schaufenster und Autoscheiben zerstört sowie zwölf Fahrzeuge angezündet.
Viele Medien berichteten live vor Ort von der Räumung und auch über die anschließenden Krawalle. In der 20-Uhr-Ausgabe der "Tagesschau" am Samstagabend wurden die Ausschreitungen jedoch nicht vermeldet.
In den sozialen Medien löste das Empörung aus. Ein Journalist der "Bild"-Zeitung fragte via Twitter bei der "Tagesschau" nach, ob die Randale keine Meldung wert sei. Der Beitrag wurde bis zu diesem Zeitpunkt über 3.200 Mal mit "Gefällt mir" markiert.
Einige Kommentatoren unterstellen der "Tagesschau" unter dem Tweet, linke Gewalt nicht thematisieren zu wollen. "Linke Gewalt ist gut gemeint, denkt da der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Da gibt es nix zu berichten", heißt es dort etwa. Oder: "Passt nicht in die politische Agenda."
Watson hat bei der "Tagesschau" nachgefragt, warum in der Abendausgabe nicht mehr über die Randale berichtet wurde – und konfrontierte die Sendung mit den Vorwürfen aus den sozialen Medien.
Die "Tagesschau" weist die Vorwürfe zurück. Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von "ARD-aktuell", teilte mit:
Tatsächlich: Am Samstagmittag in der 12 Uhr-Ausgabe hat die "Tagesschau" über die Krawalle nach der Räumung berichtet. Auch online finden sich Berichte darüber. Ab der 17-Uhr-Ausgabe hingegen verzichtete die ARD-Sendung auf entsprechende Meldungen im Fernsehen.
(lau)