Etwa 1800 Fälle einer Ansteckung mit dem Coronavirus wurden in Deutschland laut Zahlen der Bundesländer bisher registriert. Eine Summe, die zwar jeden Tag wächst, im Vergleich mit anderen Ländern aktuell noch überschaubar ist.
Mit über 12.000 Betroffenen, landesweiter Abriegelung und überfüllten Krankenhäuser sieht es im Nachbarland Italien deutlich dramatischer aus. Dort scheint die Corona-Epidemie vorerst nicht abzuklingen. In der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" berichten Politiker, Mediziner und andere Fachleute, dass sie aktuell mit der Lage umgehen können. Allerdings wissen sie nicht, wie lange noch.
So wurden etwa in der Lombardei, die mitunter besonders stark betroffen ist, die Anzahl der Betten auf den Intensivstationen erhöht. Doch ob das genügt, ist nicht klar. Entsprechend sind nicht nur Fachleute, sondern auch die Einwohner besorgt. Das führt zu der Frage, wie gut wir hier in Deutschland auf einen ähnlich großflächigen Ausbruch wie in Italien vorbereitet sind:
Gibt es genug Krankenhausbetten und Personal? Wurde es ausreichend geschult? Und wie sieht es mit den Intensivstationen aus?
Wie gesagt, derzeit gibt es in Deutschland verhältnismäßig wenige Coronafälle. "In der vorletzten Woche wurden von ambulanten Kliniken 12.000 Coronatests in Auftrag gegeben. Davon waren unter 100 positiv", erklärt der Gesundheitsmanager Reinhard Busse bei einer Pressekonferenz des "Science Media Center", bei der auch der Chefarzt der Münchener Klinik Schwabing, Clemens Wendter, sowie die ärztliche Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Uta Merle, anwesend waren.
Damit es nicht zu Engpässen bei den Testverfahren kommt, wurden die Laborkapazitäten erhöht, sagt Busse. Bis zu 12.000 Tests täglich sollen so ausgewertet werden.
Es ist davon auszugehen, dass es noch weitere Corona-Fälle in Deutschland geben wird. Allerdings ist nicht bekannt, wie viele. Wie viele Menschen wir hingegen im Ernstfall unterbringen können, schon:
Zum Vergleich: Sollte es in Deutschland zu ähnlichen Fallzahlen wie in Italien kommen, sollten sich die Zahlen also mehr als versechsfachen, wären wir also im Bezug auf die Betten vorbereitet. Selbiges gilt auch für die medizinische Notfallausrüstung wie Beatmungsgeräte, ergänzt Busse.
Betten und Beatmungsgeräte haben wir also genug. Was einige Menschen dennoch beunruhigt, ist die personelle Aufstellung der Krankenhäuser sowie die Frage, wie gut Pflegende sowie Ärztinnen und Ärzte auf den Ernstfall vorbereitet sind. Der Chefarzt der Münchener Klinik Schwabing, Clemens Wendter, sagt dazu:
Selbiges betont auch die ärztliche Direktorin des Heidelberger Universitätsklinikums, Uta Merle. "Natürlich kamen auch bei uns Ängste auf – etwa bei der Frage, ob wir einen Patientenansturm stemmen können. Aber durch den Austausch untereinander und mit anderen Kliniken, konnten wir das schnell lösen."
Heute sei das Klinikpersonal wesentlich aufgeklärter und entsprechend entspannter. Busse ergänzt, dass es in Deutschland ausreichend Personal gäbe, um auch mit den italienischen Verhältnissen zurechtzukommen. Sollte ein Krankenhaus einen Ernstfall nicht aufnehmen können, müsste dieser verlegt werden, was auch erstmal möglich scheint.
So groß die Sorge um das Virus auch ist, am wichtigsten ist es, Ruhe zu bewahren. Die Krankenhäuser sind hierzulande gut aufgestellt und die Fallzahlen halten sich noch in Grenzen. Damit die Kapazitäten der Kliniken nicht unnötig ausgereizt werden, sollten sie lediglich bei ernsthaften Gebrechen aufgesucht werden, erklärt Reinhard Busse.
Die Ärztin Uta Merle ergänzt, dass ein vernünftiges Handeln wichtig ist. Großveranstaltungen sollten also erstmal nicht besucht, die Hygieneregeln beachtet und die Nies- sowie Hustetikette eingehalten werden. Das sorgt für ein geringeres Infektionsrisiko.
(tkr)