Die Pandemie-Vorbereitungen in Deutschland laufen: Autohersteller stellen ihre Produktion auf Beatmungsgeräte um und Kliniken stocken das Personal auf, um Kranke schnell versorgen zu können.
Doch nun warnt ausgerechnet der Verbandsvorsitzende pneumologischer Kliniken davor, Corona-Patienten vorschnell an Beatmungsmaschinen anzuschließen.
In einem Interview mit "FAZ" sagte Dr. Thomas Voshaar am Dienstag, dass ihn die "chaotischen Zustände" in chinesischen, italienischen und französischen Kliniken beunruhigt hätten.
Für den Laien klingt das vielleicht gut. Frei nach dem Motto: Sicher ist sicher. Doch die künstliche Beatmung ist nur die letzte Notlösung, weil sie "grundsätzlich schlecht" für Patienten sei. Der Lungenfacharzt erklärt weiter: "Sie nehmen ihn aus der Welt. Er kann nicht mehr essen, trinken und selbständig atmen. Ich übernehme also die Totalkontrolle über den Organismus. Nur mit Überdruck kann ich Luft in die Lunge bekommen."
Gerade der künstlich hohe Druck und zu viel Sauerstoff führt häufig zum endgültigen Lungenversagen, sagt Voshaar. "Es ist also immer besser, selbst zu atmen, deshalb schauen wir so kritisch auf die Beatmung."
Er selbst habe Covid-19-Patienten oft schon mit Sauerstoff durch die Nase und einer Atemmaske helfen können. Auch, wenn er nichts verharmlosen will.
Seine Wünsche für die Zukunft seien ein einheitliches Behandlungsschema von Covid-19-Patienten und mehr Wissenstransfer zwischen Intensivmedizinern und Lungenfachärzten. So könnten blinder Aktionismus und unnötige, vielleicht gefährliche Behandlungen besser vermieden werden.
(jd)