Ein Flächenbrand. Vor einer solchen wirtschaftlichen Krise warnte der Präsident der deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß am Montagabend bei "Hart aber Fair" in der ARD. Seine Prognose: In diesem Jahr dürfte die Hälfte der deutschen Krankenhäuser rote Zahlen schreiben.
Eine schlechte Bilanz mit Folgen: Immer neue Einsparkurse bedrohen die Versorgung der Patienten. Wie lange können wir uns das noch leisten?
Katja Kilb Jacobsen macht nach einem Medizin-Studium in Deutschland in diesen Tagen nun ihre Facharztausbildung zur Anästhesistin an der größten Uni-Klinik des Landes. Sie ist Fan der dänischen radikalen Krankenhaus-Diät: Im Jahr 2007 begann die dänische Regierung eine aggressive Reformierung der nationalen Krankenhäuser-Struktur. Die bisherigen 98 Kliniken wurden auf 32 geschrumpft, die übrigen Krankenhäuser wurden dafür hoch spezialisiert.
Bis zu 150 Kilometer muss ein Däne nun bis zu seinem nächsten Krankenhaus reisen, die Gesundheit der Dänen scheint sich laut Studien nicht verschlechtert zu haben.
Kilb Jacobsen weiß: "In Deutschland haben wir eine Schwester auf fünf Patienten, in Dänemark haben wir eine Schwester auf einen Patienten." Vor der Krankenhaus-Reform habe es auch Widerstand in der Bevölkerung gegeben, erinnert sich die Auswanderin. Dennoch sei das Krankenhaus-System bei den Dänen heute populär.
Grund für den radikalen Schnitt ist ihr zufolge auch das staatliche Gesundheitssystem der Dänen, das anders als in Deutschland alle Patienten gleich behandelt. Die großen Krankenhäuser bieten den Begleitern von Patienten zudem Hotels an, in denen diese übernachten können.
Für Kilb Jacobsen ist eine Rückkehr nach Deutschland ausgeschlossen. Die junge Ärztin will in Dänemark bleiben – in Deutschland zu arbeiten sei für sie "nicht denkbar". Zum Unwohl manches kränkelnden Zuschauers sagte die Medizinerin: "Ich würde auch als Patientin lieber in Dänemark als in Deutschland behandelt werden."
Denn Kilb Jacobsen kennt die für sie entscheidende Stärke des öffentlichen Systems: "Die profitorientierte Arbeit in Dänemark fällt komplett weg". Sie genießt ihr Leben als dänische Ärztin: "Ich verdiene mehr Geld als in Deutschland und arbeite deutlich weniger." Moderator Frank Plasberg rief da im Spaß gleich dazu auf, die deutsch-dänische Grenze zu schließen, um eine Ärzteflucht in das skandinavische Land zu schließen.
Für den Management-Professor Reinhard Busse ist beim Zuhören solcher paradiesischer Krankenhaus-Verhältnisse klar: "Dänemark ist ja deutlich dünner besiedelt als Deutschland. Wenn's in Dänemark funktioniert, sollte das in Deutschland erst recht funktionieren."
Scheitern dürfte eine solche Radikal-Kur am deutschen Recht. Krankenhaus-Experte Gaß glaubt, dass eine solche komplette Umstellung des Kliniken-Systems am Kartellrecht scheitern dürfte. Der Aufbau eines Systems mit ausschließlich öffentlichen Kliniken nach dänischem Vorbild würde den Steuerzahler 80 Milliarden Euro kosten.
(pb)