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Hacker gegen Putin: Die kuriosesten Angriffe von Anonymous auf den Kreml

Russian flag displayed on a laptop screen, Guy Fawkes mask and binary code displayed on a screen are seen in this multiple exposure illustration photo taken in Krakow, Poland on March 1, 2022. Global  ...
Das internationale Hacker-Kollektiv Anonymous führt Cyberkrieg gegen den Kreml.Bild: NurPhoto / Jakub Porzycki
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Cyberkrieg gegen den Kreml: Die fünf kuriosesten Hacker-Angriffe von Anonymous

02.03.2023, 16:3420.04.2023, 14:24
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Millionen E-Mails, mehrere tausend Terabytes an Dokumenten und Unmengen an Daten: Seit das internationale Hacker-Kollektiv Anonymous Russland Anfang 2022 den Cyberkrieg erklärt hat, vermeldete die Gruppierung beinahe täglich Erfolge. Sie hacken sich in Regierungswebsites des Kremls, in das Programm von russischen Radiostationen oder TV-Sendern. Und platzieren Kritik am russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Anonymous ist ein Internetphänomen. Der Name wird von verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen weltweit verwendet, um mit oder ohne Abstimmung mit anderen Hacktivismus – Hacking plus Aktivismus – zu betreiben.

Am Tag des Einmarschs Russlands in die Ukraine erklärte Anonymous Russland den Krieg. Cyberkrieg. Kurz darauf waren bereits mehrere Regierungswebsites lahmgelegt.

Unter dem Hashtag "#OPRussia" – Operation Russland – startete Anonymous im Februar 2022 seine bisher größte Hacker-Aktion. Gegen Russland. Gegen Wladimir Putin.

Neben zahlreichen Hacking-Angriffen auf russische Websites startete Anonymous auch einige ungewöhnliche Aktionen. Das sind die fünf kuriosesten.

Aus vier Schweinen wird Putin

In der zunehmend digitalisierten Welt ist nahezu jedes technische Gerät an das Internet angeschlossen. Auch viele Drucker. Das hat sich Anonymous zunutze gemacht und sich in tausende russische Drucker gehackt. Es wurden mehr als 100.000 Kopien erstellt, um russische Bürgerinnen und Bürger auf diesem Weg über den Krieg in der Ukraine zu informieren.

Gerade zu Beginn von Putins Einmarsch in die Ukraine waren die Informationsmöglichkeiten in Russland stark eingeschränkt. Die Medien unterliegen starker Zensur. Das Land befindet sich auf Platz 155 von 180 auf der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation "Reporter ohne Grenzen".

Deshalb druckte das Hacker-Kollektiv über den Anonymisierungsdienst TOR Anleitungen zur Nutzung freier Medien. Aber das war nicht alles: Zusätzlich gab es noch eine Bastel-Anleitung. Darauf abgebildet waren vier Schweine. Knickt man diese an drei bestimmten Stellen, konnte man das Gesicht Putins erkennen.

Putins Yacht fährt in die Hölle

Der wohl kurioseste Hacking-Angriff gelang Anonymous aber wohl mit einer Yacht von Putin. Das Kollektiv manipulierte nur wenige Tage nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine die Daten des Schiffsverkehrs.

Sie haben es so aussehen lassen, als sei Wladimir Putins 97 Millionen Dollar teure Luxusyacht "Graceful" vor einer ukrainischen Insel gesunken. Anschließend hat sie ihr Ziel dann "offiziell" in die "Hölle" verlegt.

"Der Kreml lügt" statt Militärparade im Fernsehen

Am "Tag des Sieges", dem 9. Mai, hat sich Anonymous zum wiederholten Mal in Fernseh- und Radiosender gehackt. Ausgerechnet, als Millionen Russinnen und Russen die Militärparade sehen wollten. Stattdessen flimmerten teilweise Botschaften wie "Der Kreml lügt" über die Bildschirme.

Der BBC-Journalist Francis Scarr teilte auf Twitter ein Video des Hacks. Anonymous änderte demnach die Namen der Sendungen zu Antikriegsbotschaften, wie: "Das Blut Tausender Ukrainer und Hunderter ihrer getöteten Kinder klebt an euren Händen. Fernsehen und Behörden lügen. NEIN zum Krieg!"

Bereits zwei Wochen nach dem Überfall auf die Ukraine hackte Anonymous die russische Variante von Netflix und mehrere Staats-TV-Sender. Statt des klassischen Fernsehprogrammes wurden Videos des Krieges in der Ukraine gezeigt.

Vor wenigen Tagen spielte Anonymous in der russischen Radiostation "Kommersant FM" Anti-Kriegs-Songs und die Hymne der Ukraine.

Hacker greifen Hacker an

Nicht nur direkte oder indirekte Angriffe auf den Kreml werden durch Anonymous verübt. Sogar innerhalb der Hacking-Welt liefert sich das Kollektiv einen Schlagabtausch mit Russland.

Ende Mai verkündete Anonymous auf Twitter den Hacking-Angriff auf die prorussische Hackergruppe KillNet. Unter dem Link "justpaste.it" – das heißt so viel wie "wir haben es nur kopiert" – wurde die Benutzerdatenbank von KillNet veröffentlicht. "LOL" fügte Anonymous der Mitteilung hinzu.

Russisches YouTube "für immer verschwunden"?

Zum Cyberkrieg von Anonymous gehört auch, die russische Regierung direkt anzugreifen und Regierungswebsites zu hacken. Aber auch indirekte Angriffe sollen dem Kreml schaden.

Die Videoplattform RuTube – die russische Variante von YouTube – wurde von Anonymous am 9. Mai, dem "Tag des Sieges", vorübergehend außer Gefecht gesetzt. Das Videoportal soll monatlich rund 14,5 Millionen User haben. Seit der russischen Invasion in der Ukraine wird es allerdings auch von vielen regierungsnahen und staatlichen Kanälen genutzt.

Anonymous erklärte auf Twitter, dass sie nahezu 75 Prozent der Infrastruktur der Hauptversion und 90 Prozent der Back-Up-Version von RuTube beschädigt haben. "RuTube ist möglicherweise für immer verschwunden."

Die Betreiber fingen sofort an, die Datensätze wiederherzustellen. Allerdings war die Plattform tatsächlich für mehrere Tage offline. "Wir haben wirklich den stärksten Cyberangriff in der Geschichte von RuTube erlebt", schrieb das Unternehmen auf Telegram.

Russland-Spionage: Putin umgeht Sanktionen mit einer neuen Strategie

Weltweit versucht der russische Machthaber Wladimir Putin, im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Man denke da etwa an zahlreiche Cyberangriffe, Spionage-Aktionen oder sogar Vergiftungen mitten in Europa, die in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig ans Licht gekommen sind.

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