CDU-Politiker Jan Jacobi hetzt gegen "Polyhochzeit": Parteikollege verkündet Austritt
Was in einem privaten Whatsapp-Chat gesagt wird, bleibt nicht immer privat. Eine Gruppe an Polizist:innen aus Frankfurt musste das 2021 am eigenen Leibe erfahren, als rechtsextreme Nachrichten aufflogen.
Aber auch manchen Politiker:innen scheint die Reichweite von Aussagen, die im halbprivaten Kontext getroffen wurden, nicht immer vollständig bewusst zu sein. Jan Jacobi, CDU-Stadtverbandsvorsitzender aus dem Raum Potsdam, jedenfalls fühlte sich frei genug, um queerfeindliche und menschenverachtende Thesen in einen Gruppenchat zu posten.
"Polyhochzeit" wird zum Politikum in der Union
Konkret ging es dabei um die Segnung von vier Männern in Berlin. Anlässlich des "Pop-up Segenshochzeiten"-Events für queere Menschen gab eine Pfarrerin im Sommer ihren Segen für deren polyamore Beziehung.
Mehrere Monate später wird dieses Ereignis durch verschiedene Medienberichte, unter anderem von der "Bild"-Zeitung, noch einmal publik. Auch Jakobi bekommt Wind davon und kommentiert einen entsprechenden Artikel Anfang November in einer Whatsapp-Gruppe aus CDU-Vorstandsmitgliedern mit folgendem Satz: "Es gab Zeiten, da hatten sie so viel Respekt und hätten sich selbst angezündet."
Ulrich Magerl, seines Zeichens bis vor wenigen Tagen ebenfalls CDU-Mitglied, las diese Nachricht und machte sie später über Social Media öffentlich. Wie die "Märkische Allgemeine" (MA) berichtet, hätten seine Nachfragen zu einer Vereinbarkeit mit den Werten der CDU nur zu Hohn und einer Entfernung aus der betreffenden Whatsapp-Gruppe geführt.
CDU-Politiker steht zu homofeindlicher Aussage
Angesichts wachsenden Drucks äußerte sich am Freitag auch Jacobi selbst zu dem Vorfall. Er bestätigte der MA, die Aussage getätigt zu haben, ordnet sie aber als "sarkastische Bemerkung" ein. Demnach habe er diese sofort gelöscht, nachdem Magerl ihm eine homophobe Motivation unterstellt hatte.
Der CDU-Politiker merkte zudem an, die Bemerkung sei in Richtung der Pfarrerin gewandt gewesen, "die nicht nur strafrechtlich relevante Polygamie propagiert, sondern dabei auch gegen das Kirchenrecht verstößt und damit die Werte der Kirche mit Füßen tritt". Rückblickend sei die Aussage dennoch unangebracht gewesen.
"Diese menschenverachtenden, homophoben Äußerungen meines ehemaligen 'Parteifreundes' trage ich nicht mit", schrieb Magerl auf Facebook und machte am Donnerstag seinen eigenen Austritt aus der CDU öffentlich.
Auch andere Stellen innerhalb der Union kritisierten Jacobi für die Aussagen zu der Segnung in Berlin. René Powilleit, Mitgliederbeauftragter der Lesben und Schwulen in der Union (LSU), sprach von einem "gravierenden Fehltritt".
"Wer solche Worte wählt, weiß um ihre Sprengkraft. Politische Verantwortung bedeutet, Grenzen zu achten – nicht zu überschreiten", erklärte der CDU-Politiker aus Berlin in einem Statement auf Facebook.
Jacobi teilt auf X häufig Beiträge des rechtsgerichteten Portals "nius.de" und gilt als scharfe Zunge in der Union. Er arbeitet als Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Saskia Ludwig, die ihrerseits dem rechten Rand der CDU zuzuordnen ist.
Um die in einigen Kontexten als "Polyhochzeit" bezeichnete Segnung in Berlin gab es vor allem viel Wirbel, weil Polygamie (das Führen mehrerer Ehen) in Deutschland offiziell verboten ist. Die zuständige Landeskirche verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Beziehung der vier Männer nicht ins Kirchenbuch eingetragen wurde und auch keine standesamtliche Trauung vorlag.
