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USA: Warum das Putsch-Geständnis von Ex-Trump-Berater Bolton nicht überrascht

John Bolton ist der ehemalige US-Sicherheitsberater von Donald Trump.
John Bolton ist der ehemalige US-Sicherheitsberater von Donald Trump.Bild: picture alliance / abaca / Douliery Olivier/ABACA
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Umsturzversuche aus dem Weißen Haus: Wie die USA ihre geopolitische Macht ausbauen

15.07.2022, 17:2516.07.2022, 16:09
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Der ehemalige US-Sicherheitsberater John Bolton hat in einem CNN-Interview zugegeben, dass er mehrere Umsturzversuche geplant hat.

Damit meint er allerdings nicht den Sturm radikaler Trump-Anhänger auf das US-Kapitol, sondern Staatsstreiche in anderen Ländern. Zum Beispiel Venezuela.

Bolton ist seit vierzig Jahren im politischen Geschäft tätig, gilt als Befürworter für Militärinterventionen und hat Donald Trump während dessen Amtszeit als Präsident beraten.

Doch Trump ist keineswegs schuld daran, dass Bolton offenbar ohne Konsequenzen Staatsstreiche planen durfte.

Die USA weisen eine lange Geschichte von Umsturzversuchen anderer Regierungen auf. So gibt Bolton offen zu, die USA habe die Opposition in Venezuela gegen den Sozialisten Nicolás Maduro unterstützt. Erfolglos. Hinter so einem "Regime Change" stecke viel Arbeit, meint Bolton.

Der ehemalige US-Sicherheitsberater sagt es locker, als wäre es das Normalste der Welt. Und irgendwie ist es das auch: Umsturzversuche gehören längst zur gängigen Praxis in der amerikanischen Außenpolitik. Der wohl Bekannteste ist der Putsch im Iran.

Iran – Sturz von Mohammed Mossadegh

1953 haben die Geheimdienste der USA und Großbritanniens die Regierung von Mossadegh gestürzt. Dabei wurde der Politiker demokratisch gewählt, galt als gebildet und besaß viele Bewunderer – auch im Westen.

Mohammed Mossadegh spricht 1951 vor dem iranischen Parlamentsgebäude. Er betont seinen Standpunkt, die britische Ölindustrie zu verstaatlichen.
Mohammed Mossadegh spricht 1951 vor dem iranischen Parlamentsgebäude. Er betont seinen Standpunkt, die britische Ölindustrie zu verstaatlichen. Bild: picture alliance / Everett Collection

Doch er war mitverantwortlich dafür, dass die britische Ölindustrie im Iran verstaatlicht wurde. Diesen Schritt ging die USA nicht mehr mit. Großbritannien ebenso wenig.

Dazu gewann die kommunistische Tudeh-Partei an Anhängern im Iran, die sich mehr Nähe zu Moskau wünschten. Gerade in Zeiten des Kalten Krieges beäugten die USA kommunistische Tendenzen besonders kritisch.

1951 nehmen zahlreiche Iraner an einer von der kommunistischen Tudeh-Partei organisierten Massendemonstration gegen Amerika und Großbritannien teil.
1951 nehmen zahlreiche Iraner an einer von der kommunistischen Tudeh-Partei organisierten Massendemonstration gegen Amerika und Großbritannien teil. Bild: picture-alliance/ dpa | UPI

Der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower beauftragte den US-Geheimdienst CIA, den demokratisch gewählten Mossadegh zu stürzen. Die Geheimagenten heuerten Politiker, Geistliche, Journalisten und Arbeiter an, um Chaos im Land zu streuen.

Ziel war es: Die Gegner und Anhänger Mossadeghs gegeneinander aufzuhetzen. Als Retter brachte die CIA den Schah auf die Bühne zurück, der gemeinsam mit der Armee für Ruhe sorgte.

Aus dem Iran wurde eine Militärdiktatur.

Die Hoffnung auf ein freies, stabiles und fortschrittliches Land ging mit Mossadegh unter. Aber die USA und Großbritannien freuten sich, dass der Schah die Verstaatlichung der Ölindustrie kurz darauf rückgängig machte.

"Regime Change": Etliche CIA-Aktionen in fremden Ländern

1954 folgte der Putsch in Guatemala gegen die Regierung Arbenz, wodurch eine Militärdiktatur entstand. Es folgten unter anderem CIA-Aktionen in Ägypten, Kuba, Südvietnam, Brasilien, Chile, El Salvador und im Kongo.

Die Liste ist lang. Dazu kommen Putsch-Versuche, die noch im Verborgenem liegen.

Gängige Gründe für Umstürze

Die CIA-Aktion 1953 im Iran zeigt, dass die USA den Staatsstreich aus geopolitischen Interessen durchgeführt hat. Vor allem während des Kalten Krieges ging es darum, Länder für die eigene Sache zu "gewinnen". Manchmal eben mit Gewalt.

Kommunismus gegen Kapitalismus.

Osten gegen Westen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Länder zum Spielball der damaligen Sowjetunion und der aufstrebenden Weltmacht USA. Noch heute hält dieses Spiel an.

Sturz von Saddam Hussein im Irak

2003 marschierten die USA und ihre "Koalition der Willigen" in den Irak, um das Regime von Saddam Hussein zu stürzen. Heute wissen wir, dass dieser Krieg auf einer Lüge basierte. Ein Krieg, in dem hunderttausend Menschen ihr Leben ließen und der das Land ins Chaos gerissen hat.

Im April 2003 verdecken in Bagdad US-Marines das Gesicht von Saddam Hussein mit einer amerikanischen Flagge, bevor sie die Statue umstürzen.
Im April 2003 verdecken in Bagdad US-Marines das Gesicht von Saddam Hussein mit einer amerikanischen Flagge, bevor sie die Statue umstürzen.Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Jerome Delay

Nicht nur die USA investieren Zeit und Geld in Staatsstreiche

1973 unterstützte die ehemalige Sowjetunion den Militärputsch in Afghanistan. Damit begann die Gewaltspirale für das Land, das bis heute im Chaos versinkt und aktuell in den Händen der Taliban liegt.

Es muss aber nicht immer gleich ein ausgeklügelter Staatsstreich sein. Oftmals reicht es, wenn man dem Freund seines Feindes Waffen, Geld und Wissen bereitstellt. Das sind Umsturzversuche in Zeitlupe.

Ein Beispiel ist der Bürgerkrieg in Syrien, der sich schnell in einen Stellvertreterkrieg verwandelt hat.

Mehrere Akteure feuern den Konflikt an. Russland, die libanesische Miliz, der Iran unterstützen die syrische Regierung. Auf der anderen Seite stehen Israel und die USA mit ihren westlichen Verbündeten, die Assad stürzen wollen.

Dazwischen agieren Terroristische Islamisten wie die Al-Nusra-Front, die dank der Golfstaaten an Macht gewann. Nicht zu vergessen der Islamische Staat (IS) und die Kurden. Und viele mehr.

Die sechsjährige Kenana Yassin wartet auf ihre Behandlung, nachdem sie bei einem Luftangriff im Januar 2020 verletzt wurde.
Die sechsjährige Kenana Yassin wartet auf ihre Behandlung, nachdem sie bei einem Luftangriff im Januar 2020 verletzt wurde.Bild: picture alliance/dpa / Anas Alkharboutli

Zusätzlich mischen auch große Konzerne kräftig mit im Weltgeschehen. Ob Waffenlobby oder Ölgiganten – auch hier ist die Liste lang.

Auch in Zukunft sind also mit Umsturzversuchen durch die USA sowie anderer globaler Spieler zu rechnen.

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