Vize Joe Biden (l.), Barack Obama (2.v.l.) und Außenministerin Hillary Clinton (2.v.r.) verfolgen im Situation Room, wie Navy-Seals Osama bin Laden in Pakistan aufspüren und eliminieren. Bild: Getty Images North America / The White House
Analyse
"Dann sagte er die Worte, auf die wir alle gewartet hatten": Barack Obama über die Tötung Osama bin Ladens
Im Mai 2011 tötete ein Soldat der Eliteeinheit Navy-Seals den meistgesuchten Terroristen der Welt Osama bin Laden. Der damalige US-Präsident Barack Obama erzählt in seinem nun erschienen Buch, welche schwierigen Entscheidungen er zuvor traf und wie nervenaufreibend die Stunden im Situation Room waren. Teil drei der watson-Serie zu Obamas Memoiren.
Barack Obama beschreibt in seinen gerade erschienen Memoiren seine erste Amtszeit als Präsident. Was relativ trocken klingt, ist wirklich gut geschrieben. Das Buch kommt auf über 1000 Seiten.
Und die nutzt Obama tatsächlich gut. Der ehemalige US-Präsident ist nicht nur ein wirklich guter Autor, er hat einfach auch eine Menge zu erzählen. Von der Wirtschaftskrise zu Beginn seiner Amtszeit über Umweltkatastrophen hin zum Leben der Obamas im Weißen Haus: Es ist eine Menge los in diesem Buch.
Einer der spannendsten Teile ist der zu einem der Höhepunkte der ersten Amtszeit Obamas: Das Aufspüren und die Tötung von Osama bin Laden. Der ehemalige US-Präsident beschreibt fesselnd, wie es dazu kam und welche Abwägungen über Leben und Tod er treffen musste. Watson hat die spannendsten Passagen zusammengefasst.
Bild: AFP / CHANDAN KHANNA / watson montage
watson-Serie: Obamas Amerika – Alles zu seinen Memoiren "Ein verheißenes Land"
Seit Dezember 2001 war der Aufenthaltsort von Osama bin Laden unbekannt. Damals hatten US-Truppen sein Hauptquartier in der Felsenfestung Tora Bora in Afghanistan eingekesselt. Der saudische Terrorfürst konnte allerdings entkommen. Die US-Geheimdienste versuchten in den Jahren danach fieberhaft, bin Laden aufzuspüren. Als Obama Anfang 2009 US-Präsident wurde, gab es allerdings keine heiße Spur mehr.
Für Barack Obama war die Jagd nach dem Drahtzieher der Anschläge auf das World Trade Center in New York und auf das Pentagon in Washington ein persönliches Anliegen. Er wollte diesem Ziel seine Präsidentschaft widmen.
"Seit meiner allerersten öffentlichen Rede über die Reaktion der USA auf die Anschläge vom 11. September, in der ich mich unmittelbar vor meinem Einstieg in den US-Senatswahlkampf 2002 auf der Chicagoer Federal Plaza gegen den Irakkrieg ausgesprochen hatte, hatte ich dafür geworben, unser Augenmerk wieder verstärkt darauf zu richten, bin Laden vor Gericht zu bringen. Wahrend des Präsidentschaftswahlkampfs hatte ich dieses Thema erneut aufgegriffen und versprochen, bin Laden in Pakistan zu verfolgen, falls die dortige Regierung nicht in der Lage oder nicht gewillt sein sollte, ihn auszuschalten."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Barack Obama versprach noch vor seinem Amtsantritt als US-Präsident, den international gesuchten Terroristen Osama bin Laden aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Bild: Getty Images North America / Getty Images
Zunächst schenkte ihm, Obama zufolge, niemand Glauben, dass der junge US-Senator wirklich einmal dafür sorgen könnte, dass der meistgesuchte Terrorist der Weltgeschichte zur Strecke gebracht werden würde. Selbst Unterstützer und spätere Weggefährten sahen Obamas Vorhaben skeptisch.
"Die meisten altgedienten Politiker in Washington, darunter Joe (Biden, Anm. d. Red.), Hillary (Clinton, Anm. d. Red.) und John McCain, hatten dieses Versprechen als einen PR-Gag abgetan, den Versuch eines jungen, außenpolitisch unerfahrenen Senators, den starken Mann zu mimen. Und auch nach meinem Amtsantritt nahmen einige Leute zweifellos an, ich würde die Akte bin Laden zur Seite legen und mich anderen Dingen zuwenden."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Dass der US-Präsident es aber wirklich ernst meinte, machte er direkt zu Beginn seiner Amtszeit klar.
"Im Anschluss an eine Besprechung im Situation Room über terroristische Bedrohungen im Mai 2009 bat ich eine Handvoll Berater – unter anderem Rahm (Rahm Emanuel, damaliger Stabschef Obamas, Anm. d. Red.), Leon Panetta und Tom Donilon – ins Oval Office und schloss die Tür. 'Ich will, dass die Fahndung nach bin Laden höchste Priorität erhält', sagte ich. 'Ich mochte einen förmlichen Plan darüber, wie wir ihn aufspüren können. Ich will alle dreißig Tage einen Bericht über unsere Fortschritte auf meinem Schreibtisch sehen. Und, Tom, ich will, dass dies in einer Präsidialdirektive festgehalten wird – damit alle an Bord sind.'"
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Die Spur wird heiß
Und tatsächlich sollte Obamas Vorgehen von Erfolg gekrönt sein. Nach einigen Monaten hatten die Analysten der Geheimdienste eine heiße Spur, die sie vom Gebirge der Grenzregion zwischen Pakistan und Afghanistan in einen wohlhabenden Vorort der Großstadt Abottabad in Pakistan brachte. Zunächst herrschte Verwunderung darüber, dass der meistgesuchte Terrorist der Welt vor den Augen der pakistanischen Behörden in einem Luxusbungalow in bester Lage hauste, aber die Indizien wurden immer dichter.
Die Anzahl der Kinder stimmte mit der Osama bin Ladens überein, und die Vorgehensweise der Hausbewohner, das Anwesen nicht zu verlassen und den eigenen Müll hinter Mauern auf dem eigenen Grundstück zu verbrennen, war ein Hinweis darauf, dass die Bewohner etwas zu verbergen hatten.
Barack Obama machte die Suche nach Osama bin Laden zur Chefsache.Bild: www.imago-images.de / JOHN ANGELILLO
Schließlich kamen die Analysten zu dem Ergebnis, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Osama bin Laden und dessen Familie handelte. Nun musste US-Präsident Barack Obama eine schwere Entscheidung treffen. Wie würde man vorgehen, um bin Laden zu töten oder dingfest zu machen?
Die Militärs legten dem US-Präsidenten verschiedene Möglichkeiten dar: Eine bestand darin, mit einem Cruise-Missile-Marschflugkörper das gesamte Anwesen in die Luft zu jagen – um sicherzugehen, dass bin Laden nicht fliehen konnte. Eine Explosion hätte allerdings auch jegliche Beweismittel, dass es sich wirklich um den gesuchten Terroristen handelte, vernichtet. Obama kamen außerdem moralische Bedenken.
"Das Treffen dauerte noch nicht lange, als ich zum stellvertretenden Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs, Hoss Cartwright, sagte, ich hätte genug gehört: Ich würde nicht die Tötung von dreißig oder mehr Menschen autorisieren, da wir nicht einmal sicher seien, dass sich bin Laden innerhalb der Mauern aufhalte. Wenn wir tatsächlich einen Luftangriff durchführen sollten, müssten sie mir einen viel präziseren Plan vorlegen."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Kommando-Einheiten übernehmen
Schließlich fiel die Wahl auf ein Kommando, das mit Helikoptern aus Afghanistan eingeflogen werden würde und das Grundstück infiltrieren sollte. Die Soldaten sollten bin Laden ausfindig machen und kidnappen – oder, falls das nicht ginge, ihn eliminieren, bevor die pakistanische Polizei oder das Militär davon Wind bekommen würden.
Das Unternehmen barg einige Risiken, wie Obama beschreibt. Zum einen hätten US-Bürger getötet oder gefangen genommen werden können. Zum anderen hätte es einen diplomatischen Eklat auslösen können, wenn US-Truppen ohne Abstimmung mit dem Bündnispartner Pakistan einfach eine Operation auf deren Boden durchführten.
Die pakistanischen Autoritäten wollte man aber laut Obama aus gutem Grund nicht in Kenntnis setzen. Es sei ein offenes Geheimnis gewesen, dass hohe Militärs des Landes gute Verbindungen zu al-Quaida unterhielten. Auch die Tatsache, dass der meistgesuchte Terrorist der Welt unbehelligt einige Kilometer von einer der wichtigsten Militärakademien des Landes über Jahre hinweg ein normales Leben führen konnte, sprach für die Annahme, dass die USA sich bei der Operation nicht auf Unterstützung der Pakistanis verlassen konnten.
Grundriss des Anwesens, auf dem Osama bin Laden sich versteckt hielt.Bild: www.imago-images.de / Courtesy Everett Collection
Daher musste das Unternehmen, das später als "Operation Neptune Spear" bekannt wurde, unter äußerster Geheimhaltung über Wochen hin geplant werden, um einen möglichst schnellen und reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Laut den Aufzeichnungen des ehemaligen US-Präsidenten zweifelten selbst enge Vertraute und Kabinettsmitglieder daran, dass es durchführbar war.
"(Verteidigungsminister Robert) Gates sprach sich gegen eine Kommandooperation aus, war jedoch bereit, die Drohnenoption in Erwägung zu ziehen. Er verwies auf den Präzedenzfall vom April 1980: Das als Operation 'Eagle Claw' bekannte Vorhaben, die dreiundfünfzig im Iran festgehaltenen amerikanischen Geiseln zu befreien, endete in einer Katastrophe, als ein US-Militärhubschrauber in der Wüste abstürzte und acht Soldaten ums Leben kamen. Dieser Vorfall sei für uns eine Mahnung, dass selbst bei einer noch so gründlichen Planung Operationen wie diese fürchterlich schiefgehen könnten."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Auch der damalige Vize-Präsident Joe Biden habe Obama geraten, noch zu warten, bis mehr Informationen zur Hand waren, um einen Angriff mit einer Drohne gegen das Gebäude auszuführen. Biden sah Obamas Präsidentschaft gefährdet, sollte das Kommandounternehmen scheitern.
"(...) Ich wusste auch, dass Joe (Biden), wie Gates, während der Operation 'Eagle Claw' in Washington gewesen war. Ich vermutete, dass er eindrückliche Erinnerungen an diese Zeit hatte: die trauernden Familien, der Schlag für das Ansehen Amerikas, die Schuldzuweisungen und die Tatsache, dass Jimmy Carter als ein ebenso leichtfertiger wie willensschwacher Präsident dargestellt worden war, nachdem er den Einsatz angeordnet hatte. Carter hatte sich davon politisch nie wieder erholt. Die unausgesprochene Warnung lautete, dass es mir genauso ergehen könnte."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Die Navy-Seals sind eine Spezialeinheit der US-Streitkräfte, die sich unter anderem auf Kommando-Aktionen spezialisiert hat.Bild: imago stock&people / StockTrek Images
"Die Operation lag nun größtenteils nicht mehr in meinen Händen"
Letztlich entscheiden musste allerdings Barack Obama ganz alleine darüber, ob das Kommando-Unternehmen starten würde oder nicht. Als oberster Befehlshaber der Streitkräfte gab er schließlich sein Go – und ließ die Operation unter Federführung des Admirals William H. McRaven planen. Über Wochen probten Kommandosoldaten der Navy-Seals das Eindringen in den Gebäudekomplex anhand einer originalgetreuen Nachbildung.
Als schließlich alle Eventualitäten durchgespielt waren und der Plan an sich stand, konnte Obama nichts anderes mehr tun, als abzuwarten, dass das Wetter optimal war und die Operation startete.
"Sie passten mich gerade in dem Moment ab, als ich mit Michelle und den Mädchen auf den Südrasen hinausging, wo Marine One wartete. Mit dem Dröhnen des Helikopters im Hintergrund (und den Geräuschen von Sasha und Malia, die einen schwesterlichen Streit austrugen) gab ich offiziell grünes Licht für den Einsatz in Abbottabad. Ich unterstrich noch einmal, dass McRaven die uneingeschränkte operative Kommandogewalt innehabe und allein er über den genauen Zeitpunkt des Kommandounternehmens entscheide. Die Operation lag nun größtenteils nicht mehr in meinen Händen. Ich war froh, aus Washington herauszukommen, wenn auch nur für einen Tag."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Nach einigem Warten starteten schließlich am 1. Mai 2011 zwei Helikopter mit 23 Navy-Seals, einem Übersetzer und einem Spürhund in Richtung des Anwesens, in dem Osama bin Laden vermutet wurde. Barack Obama hatte nach eigenem Bekunden einige Probleme, sich an diesem Tag davon abzulenken, dass sein künftiges Schicksal als US-Präsident und die Art und Weise, wie auf seine Amtszeit geblickt werden würde, davon abhing, dass das Unternehmen gelingen würde.
"Ich hatte beschlossen, mit Marvin (Nicholson, White House Travel Director, Anm. d. Red.) eine schnelle Neun-Loch-Runde Golf zu spielen, wie ich es oft an ruhigen Sonntagen tat, teils, um nicht ungewollt darauf aufmerksam zu machen, dass an diesem Tag noch irgendetwas anderes nicht so war wie gewöhnlich, und teils, um einfach rauszukommen, statt im Treaty Room zu hocken und ständig auf meine Armbanduhr zu schauen, ungeduldig darauf wartend, dass es in Pakistan endlich dunkel wurde."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
"Geronimo EKIA"
Als die Hubschrauber sich schließlich dem Anwesen näherten, hielt es auch den US-Präsidenten nicht mehr in einem der anderen Räume des Weißen Haus. Er ging schließlich zu Hillary Clinton, Joe Biden und den anderen Militärs und Mitarbeitern in den Situation Room, der von nun an als Kommandozentrale der Operation diente.
"Dies war das erste und einzige Mal in meiner Amtszeit als Präsident,dass ich den Ablauf einer Militäraktion in Echtzeit mitverfolgte. Gespenstische Bilder huschten über den Bildschirm. Wir hatten kaum eine Minute lang zugesehen, als einer der Black Hawks beim Anflug leicht taumelte. Noch bevor ich richtig verstand, was da genau vor sich ging, informierte uns McRaven, der Helikopter habe für einen Moment Auftrieb verloren und dann die Seite einer der Mauern des Anwesens gestreift. Jähe Angst durchzuckte mich. Ein Katastrophenfilm spielte sich in meinem Kopf ab – ein abstürzender Hubschrauber, die Seals, die verzweifelt versuchten, ins Freie zu gelangen, ehe die Maschine in Flammen aufging, Menschen in der Nachbarschaft, die aus ihren Häusern strömten, um nachzusehen, was los war, während pakistanisches Militär auf der Bildfläche erschien. McRavens Stimme unterbrach meinen Albtraum. 'Alles gut', sagte er, als spräche er über ein Auto, das auf dem Parkplatz einer Mall mit dem Kotflügel gegen einen Einkaufswagen gestoßen war. 'Der Pilot ist der beste, den wir haben, und er wird ihn sicher landen.'"
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Die Hubschrauber landeten schließlich ohne Personenschäden, wobei einer der beiden Helikopter jedoch funktionsuntüchtig zurückgelassen werden musste. Den eigentlichen Ablauf der Operation störte das nicht. Der Kommandotrupp drang ohne größere Schwierigkeiten in das Anwesen ein. Die Tötung von Osama bin Laden konnte das Team im Weißen Haus aufgrund von Verbindungsproblemen allerdings nicht in Echtzeit mitverfolgen – was die Spannung ins Unermessliche trieb, wie Obama schreibt.
"Alles, was ich in diesem Moment sah, waren grobkörnige Gestalten am Boden, die schnell in Stellung gingen und in das Hauptgebäude eindrangen. Zwanzig quälende Minuten lang hatte selbst McRaven nur eine eingeschränkte Sicht auf das, was geschah – vielleicht hüllte er sich auch in Schweigen über die Details der systematischen Durchsuchung sämtlicher Räume durch sein Team. Dann hörten wir mit einer Plötzlichkeit, die ich nicht erwartet hatte, die Stimmen von McRaven und Leon, die fast zeitgleich die Worte sagten, auf die wir gewartet hatten – der krönende Abschluss monatelanger Planungen und jahrelanger nachrichtendienstlicher Arbeit. 'Geronimo ID’d … Geronimo EKIA.' Enemy killed in Action."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Nach der Tötung von Osama bin Laden brechen Passanten in New York in Jubel aus.Bild: Getty Images North America / Mario Tama
"Gut gemacht, Bruder"
Die Leiche von Osama bin Laden wurde mit einigen Beweismitteln und nachrichtendienstlich interessanten Aufzeichnungen zur US-Basis in Afghanistan ausgeflogen, wo die Identität bin Ladens noch einmal mittels DNA-Test bestätigt wurde. Noch am selben Abend machte Obama die Tötung bin Ladens durch eine Fernsehansprache öffentlich, da bereits pakistanische Nachrichtensender über den Angriff auf das Anwesen berichteten. Sein Redenschreiber Ben Rhodes zimmerte innerhalb von zwei Stunden eine Rede zusammen, die Obama zufolge auch durch dessen emotionale Verbindung zum Anschlag auf das World Trade Centers besondere Tiefe bekam.
"Wie üblich hatte Ben aus meinen verstreuten Gedanken in weniger als zwei Stunden eine ausgezeichnete Rede verfertigt. Ich wusste, dass ihm diese mehr als den meisten am Herzen lag, da das Erlebnis der einstürzenden Twin Towers seine Lebensbahn verändert und ihn mit dem brennenden Wunsch, etwas zu bewirken, nach Washington getrieben hatte. Der Text brachte meine eigenen Erinnerungen an diesen Tag zurück: Michelle, die Malia gerade zu ihrem ersten Tag in der Vorschule gebracht hat; ich selbst, wie ich vor dem State-of-Illinois-Gebäude im Zentrum von Chicago stehe, überwältigt und verunsichert, nachdem ich Michelle gerade beteuert hatte, sie und die Mädchen seien sicher; die drei Monate alte Sasha, die abends an meiner Brust schläft, während ich im Dunkeln sitze, Nachrichtensendungen schaue und Freunde in New York zu kontaktieren versuche. In nicht geringerem Maße als der von Ben war auch mein eigener Lebensweg durch diesen Tag in einer unvorhersehbaren Weise wesentlich verändert worden. Er löste eine Kette von Ereignissen aus, die irgendwie zu diesem Moment führen sollten. Nachdem ich die Rede ein letztes Mal überflogen hatte, stand ich auf und klopfte Ben auf den Rücken. 'Gut gemacht, Bruder', sagte ich. Er nickte, ein Durcheinander von Gefühlen huschte über sein Gesicht, ehe er zur Tür hinausstürmte, um die letzten Korrekturen meines Redetextes in den Teleprompter einzugeben."
Barack Obama, "Ein verheißenes Land"
Rede für die Geschichtsbücher: Obamas Ansprache an die Nation nach der Tötung bin Ladens.Video: YouTube/CNN
Das Auffinden und Eliminieren Osama bin Ladens sollte einer der Höhepunkte in der Amtszeit des 44. US-Präsidenten sein. Er selbst war sich offenbar auch während seiner Rede dessen bewusst, dass die Worte, die er nun sagte, Teil seines Vermächtnisses sein und in die Geschichtsbücher eingehen würden. Obama betonte deshalb noch einmal, dass die Operation dem islamistischen Terrorismus galt und nicht dem Islam als Religion. Die operative Planung hatte vorgesehen, bin Laden nach dessen Identifizierung nach islamischem Ritus auf hoher See zu bestatten, um ein Zeichen des Respekts an die muslimische Welt zu senden.
Barack Obamas Memoiren, "Ein verheißenes Land", erschienen am 17.November beim Penguin Verlag.Bild: penguin verlag / random house
Barack Obama: "Ein verheißenes Land"
Aus dem amerikanischen Englisch von Sylvia Bieker, Harriet Fricke, Stephan Gebauer, Stephan Kleiner, Elke Link, Thorsten Schmidt und Henriette Zeltner-Shane.
1024 Seiten, mit 32 Seiten Farbbildteil. Preis: 42 Euro (Hier erhältlich). Am 17. November im Penguin Verlag erschienen.
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