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Ukraine-Krieg: Russischer Soldat stirbt – Witwe erfährt durch Bank davon

30.04.2025, Russland, St. Petersburg: Russische Soldaten fahren auf einem Lastwagen während einer Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges auf dem Dvortsovaya (Palast) Platz. Foto: Dmitri Lovets ...
Nicht alle Soldaten kehren aus dem Krieg zurück. Viele versterben oder gelten als vermisst. (Archivbild)Bild: AP / Dmitri Lovetsky / dpa
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Russland: Soldatenwitwe erfährt vom Tod ihres Mannes – durch ihre Bank

Monatelang galt ein russischer Soldat als vermisst, bevor seine Familie von seinem Tod erfuhr – durch eine Nachricht der Bank. Die Umstände werfen Fragen auf.
17.11.2025, 16:4217.11.2025, 16:42

Fast vier Jahre dauert der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine inzwischen an; eine enorme Herausforderung für die Soldat:innen an der Front sowie für ihre Angehörigen. Teilweise hören sie lange nichts von ihren Verwandten und Freunden und bangen um deren Leben.

So erging es auch der Russin Natalja Saidjaschewa. Ihr Mann Alexander Cheprasow war in russischer Haft, bis er im Januar dieses Jahres einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium schloss und aus der Strafkolonie an die Front geschickt wurde. Im April brach der Kontakt zu ihm ab; schließlich wurde er als vermisst gemeldet.

Ende September erfuhr Natalja Saidjaschewa, dass ihr Mann verstorben ist. Doch es war nicht das Militärkommissariat, das die Familie des gefallenen Soldaten über dessen Tod unterrichtete.

Russland: Familie von Soldaten erfährt durch Bank von Tod

Natalja Saidjaschewa bekam stattdessen eine Nachricht von einer Bank in Irkutsk: Man teilte ihr mit, dass die Konten ihres Mannes geschlossen worden seien, berichtet das "Baikal-Journal". Von einer Mitarbeiterin erfuhr sie, dass er dort in der Datenbank als verstorben geführt werde – die Bank hatte also vor der Familie vom Tod des Mannes erfahren.

Auf Nachfrage der Familie erklärte das Militärkommissariat wohl, dass der Dokumentenverkehr über die "Russische Post" abgewickelt werde und eine postalische Benachrichtigung bis zu drei Monate dauern könne.

Natalja Saidjaschewa konnte erst durch eigene weitere Nachforschungen genauere Informationen zum Tod ihres Mannes herausfinden. Er soll bei einem Mörserangriff nahe Tschassow Jar ums Leben gekommen sein.

Familie im Unklaren über Verbleib von Leichnam

Alexander Cheprasow war, bevor er inhaftiert wurde, Oberst des russischen Strafvollzugsdienstes, der in der russischen Strafkolonie Nr. 15 wegen Korruption ermittelte, berichtet das "Baikal-Journal". Er vermutete demnach, dass die Leitung der Strafkolonie und das regionale Büro des russischen Geheimdienstes in illegale Holzgeschäfte verwickelt gewesen sein könnten.

Cheprasow wurde 2021 jedoch wegen Bestechung verhaftet – er selbst bezeichnete den Vorwurf als konstruiert. 2024 wurde er dann zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren sowie einer Geldstrafe von 30 Millionen Rubel verurteilt. Im Januar folgte der Einsatz an der Front, der für ihn tödlich endete.

Die Umstände machen es der Familie jedoch schwer, mit dem Verlust ihres Angehörigen abzuschließen. Sie haben die originale Sterbeurkunde nicht bekommen, und auch der Leichnam von Cheprasow wurde nicht an sie übergeben. Sie wissen nicht einmal, wo er begraben ist.

Das Militärkommissariat erklärte, die Bestätigung des Todes durch den Kommandanten reiche aus. Doch für die Familie von Alexander Cheprasow ist das nicht genug. "Warum diese Geheimniskrämerei – ich verstehe es nicht (...) Ich muss wissen, was mit meinem Mann passiert ist", sagt Saidjaschewa.

Russland: Soldatenwitwe erfährt vom Tod ihres Mannes – durch ihre Bank
Monatelang galt ein russischer Soldat als vermisst, bevor seine Familie von seinem Tod erfuhr – durch eine Nachricht der Bank. Die Umstände werfen Fragen auf.
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