Politik
International

Australien-Feuer: 480 Millionen tote Tiere? An der Zahl gibt es große Zweifel

Dieser Koala konnte nicht gerettet werden.
Dieser Koala konnte nicht gerettet werden.Bild: imago images / AAP
International

Australien: Forscher gehen von über 1 Milliarde toter Tiere aus

07.01.2020, 14:0607.01.2020, 20:13
Mehr «Politik»

Bei den verheerenden Buschbränden in Australien sind offenbar deutlich mehr Tiere gestorben als zunächst angenommen. Bisher war in verschiedenen Berichten die Rede von 480 Millionen verbrannten Tieren.

Doch der australische Ökologie-Professor Christopher Dickman schätzt die Zahl inzwischen auf eine Milliarde. Das sagte er der "Huffington Post". Die erste Schätzung von 480 Millionen sei erstens sehr konservativ gewesen und hätte sich zweitens nur auf den Bundesstaat New South Wales bezogen. Sie habe nur auf den getöteten Säugetieren, Vögeln und Reptilien basiert. Einige Gruppen von Wildtieren, für die es keine genauen Populationszahlen gebe, seien nicht eingeschlossen gewesen.

"Die ursprüngliche Zahl – die 480 Millionen – ist inzwischen überholt. Es sind über 800 Millionen, wenn man vom jetzigen Ausmaß der Brände ausgeht – alleine in New South Wales."

Dazu kämen aber noch Fledermäuse, Frösche und wirbellose Tiere. Zusammen mit denen seien es "ohne Zweifel" mehr als eine Milliarde. Und selbst das sei noch eine konservative Schätzung.

Ein Wildschützer rettet einen Koala.
Ein Wildschützer rettet einen Koala.Bild: imago images

Alle Zahlen sind geschätzt

Es bleibt festzuhalten, dass alle diese Zahlen Schätzungen sind – die teilweise auf ziemlich alten Annahmen beruhen. Dickman hat im Jahr 2007 – also vor 13 Jahren – in einem Bericht für den WWF den Tierbestand in New South Wales errechnet. Zählungen, wie viele Tiere tatsächlich in den aktuellen Feuern umgekommen sind, liegen nicht vor. Es gibt auch kein Monitoring der Populationen von Koalas, Kängurus und anderen Tierarten.

Ihre Zahlen ermitteln die Forscher, indem sie die Populationsdichte bestimmter Tierarten zugrunde legen und davon ausgehend ausrechnen, wie viele Tiere auf der nun bereits verbrannten Fläche gelebt haben müssen. Sie gingen von durchschnittlich 17,5 Säugetieren, 20,7 Vögeln und 1289,5 Reptilien pro Hektar aus.

Diese Werte multiplizierten sie mit der nach derzeitigem Kenntnisstand verbrannten Fläche. So kamen die 480 Millionen zustande. Die Milliarde bezieht nun auch bisher nicht berücksichtigte Tierarten ein, über deren Populationsdichte aber keine genauen Schätzungen vorliegen.

Brände gehören zum Ökosystem – eigentlich

An sich gehören Busch- und Waldbrände zum natürlichen Kreislauf im Ökosystem. Sie werden erst problematisch, wenn Tier- und Pflanzenwelt aufgrund von Faktoren wie Ackerbau, Klimawandel und der Zersiedlung ihrer Lebensräume bedroht werden. In Australien trifft das alles zu.

Besonders betroffen von den Bränden sind die Koalas: Sie leben auf Bäumen und sind nicht schnell genug, um vor den Flammen zu fliehen. Sie sind ohnehin schon von Krankheiten sowie dem Verlust ihres Lebensraums betroffen. Schon vor den derzeitigen Buschbränden war ihre Zahl in Australien um knapp 30 Prozent zurückgegangen. Allerdings ist auch diese Zahl nicht ganz neu – sie stammt von 2010.

Lage bleibt kritisch

Seit Beginn der Buschbrände im Oktober sind in Australien 25 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 2000 Häuser sind zerstört. Etwa 10,6 Millionen Hektar brannten nieder – das entspricht etwa der Größe von Bayern und Baden-Württemberg zusammen.

Entwarnung ist nicht in Sicht. Vielmehr wird befürchtet, dass die Feuer in Australien noch Monate dauern. An der Grenze von New South Wales und Victoria bewegten sich zwei Brände aufeinander zu, so dass ein Riesenfeuer entstehen könnte. In der isolierten Küstenstadt Mallacoota warteten noch Hunderte Menschen darauf, per Schiff gerettet zu werden.

Wenn du Australien helfen und spenden willst
Australisches Rotes Kreuz: Red Cross

Feuerwehr: CFA / RFS

Tierschutz: WWF

Hilfe für vom Waldbrand betroffene Tiere: WIRES

(om/dpa/afp)

Das "Mar-a-Lago-Face": Beauty-Doc über Trumps Entourage

Den USA steht im Zentrum der politischen Macht nicht nur ein programmatischer Wechsel bevor. Wenn Donald Trump im Januar nächsten Jahres wieder ins Weiße Haus einzieht, verschiebt sich nicht nur das politische Koordinatensystem. Mit der neuen Amtszeit wird Washington im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Gesicht zeigen.

Zur Story