In der Corona-Krise könnten die Standpunkte der Präsidentschaftskandidaten Trump und Biden kaum unterschiedlicher sein.Bild: ap
USA
Im Kampf ums Weiße Haus drängt sich auf
der Zielgeraden mit Wucht die Corona-Krise wieder in den Mittelpunkt.
Die Infektionen in den USA sind auf einem Rekordniveau – und mit
Corona-Fällen im nächsten Umfeld von Vizepräsident Mike Pence breitet
sich das Virus zum zweiten Mal binnen weniger Wochen in den obersten
Machtetagen aus. Präsident Donald Trump beharrt unterdessen bei
seinen zahlreichen Wahlkampfauftritten darauf, dass USA die Krise
bald hinter sich lassen würden.
Trump: "Selbst ohne Impfstoff kriegen wir die Kurve"
So sagte der Präsident am Sonntag vor seinen Anhängern im
Bundesstaat New Hampshire: "Wir kriegen die Kurve, wir haben die
Impfstoffe, wir haben alles. Wir kriegen die Kurve. Selbst ohne die
Impfstoffe kriegen wir die Kurve. Es wird vorbeigehen." Zugleich
verwies er darauf, dass er selbst sich von seiner Covid-19-Erkrankung
erholt habe: "Und wisst Ihr, wer es bekommen hat? Ich!" Trump war von
einem großen Ärzteteam unter anderem mit einem immer noch
experimentellen Antikörper-Medikament behandelt worden. Die Zahl der
Corona-Toten in den USA überschritt unterdessen am Sonntag die Marke
von 225.000. Pro Tag wurden zuletzt rund 83.700 Menschen positiv
getestet.
Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden warf dem
Präsidenten am Sonntag vor, vor dem Coronavirus kapituliert zu haben.
Auslöser waren Äußerungen von Trumps Stabschef Mark Meadows, aus
denen hervorging, dass das Weiße Haus aktuell eher auf eine
Behandlung von Erkrankten als auf Maßnahmen gegen eine Ausbreitung
des Virus vertraut.
Weißes Haus will Pandemie mit Impfstoff unter Kontrolle bringen
"Wir werden die Pandemie nicht kontrollieren", sagte Meadows am
Sonntag in einem Live-Interview des Nachrichtensenders CNN. Das sei
so, weil man es mit einem hochansteckenden Virus wie der Grippe zu
tun habe, argumentierte er. Dabei blieb in dem abschnittsweise
hitzigen Austausch mit CNN-Moderator Jake Tapper offen, ob Meadows
damit sagen wollte, dass die Corona-Ausbreitung schwer unter
Kontrolle zu bekommen sei - oder ob das Weiße Haus es gar nicht erst
versuchen wolle. "Was wir unter Kontrolle haben werden, ist die
Tatsache, dass wir Impfstoffe, Medikamente und andere Maßnahmen zur
Linderung bekommen", sagte Trumps Stabschef.
Die Impfstoffe befinden sind unterdessen noch in der Testphase.
Die Experten der US-Regierung gehen davon aus, dass erst im Frühjahr
ausreichend Impfdosen für alle Amerikaner zur Verfügung stehen
werden. Trump behauptete wiederholt, er glaube, das könne auch
schneller gehen.
Biden bezeichnete Meadows' Äußerungen als Eingeständnis, dass
Trumps Regierung "selbst den Versuch aufgegeben hat, die Pandemie
unter Kontrolle zu bringen". Der Kandidat der Demokraten hat die
Corona-Krise zu einem zentralen Thema in seinem Wahlkampf gemacht.
Angeblich fünf Infektionen unter den Mitarbeitern von Pence - der weigert sich, in Quarantäne zu gehen
Im Umfeld von Pence wurden laut Medienberichten fünf Mitarbeiter
des Vizepräsidenten positiv getestet. Offiziell bestätigt wurde nur
die Infektion seines Stabschefs Marc Short. Zur Zahl der weiteren
Fälle wollte das Weiße Haus unter Verweis auf den Datenschutz keine
Angaben machen.
Nach den Richtlinien der US-Gesundheitsbehörde CDC müsste Pence
sich eigentlich für zwei Wochen in Quarantäne begeben, obwohl sein
eigener Test negativ ausgefallen war. Er will aber stattdessen in den
kommenden Tagen wie geplant Wahlkampfauftritte machen. Das Weiße Haus
verweist darauf, dass Pence als Vizepräsident zu den "essenziellen
Beschäftigten" gehöre, die für es Ausnahmen von den Regeln gebe. Am
Montag will er in den Bundesstaat Minnesota fliegen.
Trump reist am Montag unterdessen für drei Auftritte in den
Bundesstaat Pennsylvania, in dem Biden laut Umfragen führt.
Pennsylvania könnte die Wahl entscheiden. Für den Sieg sind 270
Stimmen von Wahlleuten nötig. Diese stimmen gemäß dem Ergebnis in den
einzelnen Bundesstaaten ab. Pennsylvania gehört mit 20 Wahlleuten zu
den besonders wichtigen Staaten.
Biden kündigte für Dienstag in einer Demonstration der Zuversicht
einen Auftritt in Georgia an - einem Bundesstaat, den die Demokraten
seit 1992 nicht gewonnen haben. Trump fliegt unterdessen nach
Nevada.
(vdv/dpa)
Der Ex-Präsident Donald Trump ist für seine provokativen Bemerkungen und teils willkürlichen Entscheidungen bekannt. Nun will er wieder ins Weiße Haus. Der 77-Jährige und der Demokrat Joe Biden stehen als Kandidaten fest. Anfang November gehen die US-Präsidentschaftswahlen über die Bühne und schon jetzt sorgt sich Europa vor Trump als möglichen Sieger.