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Justizirrtum in den USA: Freigelassener Häftling soll abgeschoben werden

10.07.2025, USA, Camarillo: Bundesbeamte der Einwanderungsbehörde schießen Tränengas auf Demonstranten während einer Razzia von Bundesbeamten bei Einwanderern in Camarillo, Kalifornien. Die Agenten de ...
Die Einwanderungsbehörde ICE dreht seit Trump frei. (Archivbild)Bild: AP / Michael Owen Baker
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Unschuldig im Gefängnis, jetzt abgeschoben: Trump-Behörde ICE vor erschreckendem Schritt

Vier Jahrzehnte saß Subramanyam "Subu" Vedam wegen eines Mordes im Gefängnis – zu Unrecht, wie neue Beweise zeigen. Doch kaum ist er frei, greift die US-Einwanderungsbehörde zu: Dem 64-Jährigen droht nun die Abschiebung in ein Land, das er kaum kennt. Der Fall wirft erneut ein Schlaglicht auf die Schattenseiten des US-Justiz- und Einwanderungssystems.
17.10.2025, 17:4217.10.2025, 17:42

Nach rund vier Jahrzehnten hinter Gittern ist Subramanyam "Subu" Vedam endlich frei – und doch nicht wirklich. 1983 hatte ein Gericht in Pennsylvania den damals 22-Jährigen wegen Mordes an Tom Kinser, einem 19-jährigen Studenten, verurteilt. Beide kannten sich aus der Schule, hatten zeitweise sogar zusammengewohnt.

Vedam beteuerte stets seine Unschuld. Vor Kurzem kam es zu seiner Freilassung. Doch kaum war er auf freiem Fuß, nahm ihn die US-Einwanderungsbehörde ICE in Gewahrsam. Der 64-Jährige steht nun vor der Abschiebung – ein absurdes Nachspiel zu einem ohnehin außergewöhnlichen Fall.

Mehr als vierzig Jahre im US-Gefängnis

In der Nacht vor Kinsers Verschwinden im Jahr 1980 soll Vedam ihn um eine Mitfahrgelegenheit gebeten haben. Am nächsten Morgen stand Kinsers Wagen jedoch unberührt an seinem gewohnten Platz. Neun Monate später entdeckten Ermittler:innen seine Leiche – eine Schusswunde im Kopf.

Drei Jahre danach sprach ein Gericht Vedam des Mordes schuldig. Er erhielt eine lebenslange Haftstrafe, seine Greencard und seinen Reisepass wurden eingezogen. Vedam legte regelmäßig Berufung ein – erfolglos.

Erst 2021 tauchten neue Beweise auf, die schließlich zu seiner Entlassung führten. Der Bezirksstaatsanwalt von Centre County kündigte an, kein neues Verfahren gegen ihn anzustreben, wie "USA Today" berichtete. Kurz darauf griff ICE zu. Grundlage ist ein Abschiebebefehl nach Indien aus dem Jahr 1988. Die Behörde bezeichnet Vedam zudem als "verurteilten Drogenhändler".

Keine Chance auf ein Zuhause

Hintergrund: Neben der Mordanklage war er damals auch wegen eines Drogendelikts verurteilt worden – eine Strafe, die mit seiner lebenslangen Haft verrechnet wurde. "Subu lebt seit seiner Kindheit in den USA", erklärte seine Anwältin Ava Benach gegenüber "USA Today". "Er kam als neun Monate altes Baby mit seiner Familie als rechtmäßiger ständiger Einwohner in die Vereinigten Staaten. Sein Antrag auf Staatsbürgerschaft war bereits angenommen, als er 1982 verhaftet wurde."

Nach vierzig Jahren Haft kämpft Vedam also erneut um sein Zuhause – diesmal gegen ein System, das ihn nie ganz als Teil des Landes betrachtet hat.

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