
Der Messerangriff in Nizza hat weltweit Bestürzung ausgelöst.Bild: dpa / Daniel Cole
International
30.10.2020, 07:2930.10.2020, 07:29
Nach der brutalen Messerattacke in der
Mittelmeer- Metropole Nizza mit drei Toten wollen
Anti-Terror-Ermittler herausfinden, ob der Tatverdächtige
möglicherweise von Komplizen unterstützt wurde. Sie wollen auch
genauer wissen, wie der Mann, der aus Tunesien stammen soll, nach
Südfrankreich kam. Der von Polizisten schwer verletzte
Terrorverdächtige kam in ein Krankenhaus und schwebt in Lebensgefahr,
wie Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard am Donnerstagabend
berichtete.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will am Freitagvormittag
bei einem nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat über das
weitere Vorgehen beraten. Der 42-Jährige hatte am Tatort von einem
"islamistischen Terroranschlag" gesprochen und den Katholiken
Unterstützung zugesichert.
Frankreich wird seit einigen Wochen wieder schwer von Terrorismus
getroffen. Im Land wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen.
Erst Mitte des Monats hatte die brutale Ermordung des Lehrers
Samuel Paty im ganzen Land riesiges Entsetzen ausgelöst. Das Motiv
des 18-jährigen Angreifers war den Ermittlern zufolge, dass Paty in
einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des
Propheten Mohammed gezeigt hatte. Patys Leiche war enthauptet
aufgefunden worden. Schon nach diesem mutmaßlich terroristischen
Anschlag hatten Macron und die Mitte-Regierung ein hartes
Durchgreifen gegen den radikalen Islamismus angekündigt.
Angreifer reiste offenbar über Italien nach Frankreich
Der neue Angriff ereignete sich am Donnerstag gegen 9.00 Uhr in
der Kirche Notre-Dame im Zentrum von Nizza. Der mutmaßliche
Attentäter habe "Allahu akbar" ("Gott ist groß" auf Arabisch)
gerufen. Einer 60-jährigen Frau sei die Kehle durchgeschnitten
worden, Ricard sprach von einer Art Enthauptung. Auch der getötete
55-jährige Küster wurde schwer am Hals verletzt. Ein drittes, schwer
verletztes Opfer sei noch geflüchtet. Die 44-Jährige sei dann
außerhalb der Kirche ihren Verletzungen erlegen.
Der Angreifer habe ein Dokument des Italienischen Roten Kreuzes
bei sich getragen, das auf einen 1999 geborenen tunesischen
Staatsbürger ausgestellt gewesen sei. Er sei im September über die
italienische Insel Lampedusa eingereist, sagte Ricard weiter. Am 9.
Oktober sei er dann im süditalienischen Bari gewesen.
Italiens Behörden waren nach eigenen Angaben von Tunesien nicht
vor dem Gewalttäter gewarnt worden. Aus dem Innenministerium in Rom
verlautete, dass der Angreifer als ein 21-jähriger Tunesier
identifiziert worden sei. Der Mann sei illegal auf Lampedusa
angekommen. Nach italienischen Agenturberichten war er mit anderen
Bootsmigranten dort an Land gegangen und im Oktober nach Bari
gebracht worden. Dort soll er abgetaucht sein.
Aus Quellen im Innenministerium in Rom hieß es nur, dem Tunesier
sei am 9. Oktober ein Ablehnungsdekret für einen Verbleib geschickt
worden. Er sei aufgefordert worden, Italien innerhalb von sieben
Tagen zu verlassen.
"Akt abscheulicher Gewalt"
Die mörderische Attacke löste weltweit Anteilnahme aus. Die
Spitzen der EU-Institutionen sicherten Frankreich ihre Solidarität
zu. Ganz Europa sei solidarisch mit dem Land, schrieb
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auf Twitter.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Tat als einen
"Akt abscheulicher Gewalt" und betonte: "Der Gewalt und den
islamistischen Motiven, die offenbar hinter ihr stehen, müssen wir
mit aller Entschiedenheit entgegentreten."
Auch Russlands Präsident Wladimir Putin brachte sein "tiefes
Mitgefühl" zum Ausdruck. Papst Franziskus bekundete seine Nähe und
sein Mitgefühl mit den Trauernden. UN-Generalsekretär António
Guterres nannte die Attacke "abscheulich". US-Präsident Trump schrieb
auf Twitter, die USA stünden Frankreich "in diesem Kampf" zur Seite.
(pcl/dpa)
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